Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter rien mittlerweile etwas anders bestimmt wird (678 bzw. 681), ist die zuerst von Dezső Csallány beobachtete zeitliche Kongruenz zwischen der Prägezeit der letzten Goldmünzen und den historischen Ereignissen zweifelsohne gegeben. Ob sie dann in der Tat im kausalen Zusammenhang stehen, wie er daraus schloss, steht auf einem anderen Blatt. Als eine der möglichen Erklärungen war seine Folgerung auf jeden Fall zulässig. Im abschließenden Teil seiner Arbeit geht Csallány auf das von ihm erarbeitete Chronologiesystem der Awarenzeit ein.' 1- Die erste, die frühawarische Stufe, wozu auch die byzantinischen Münzen, Münzgewichte und andere Fundobjekte byzantinischer Provenienz gehören, entspricht Hampels dritter Gruppe, deren Ende Csallány im Sinne seines historischen Erklärungsmodells exakt ins Jahre 679 datieren zu können glaubt. Darauf folgt die zweite Stufe, eine Art Übergangszeit von 680 bis 720, wobei das Jahr 720 ohne jegliche Begründung in den Raum gestellt ist. Von 720 an bis zu dem wiederum „historischen" Datum der ungarischen Landnahme 896 rechnet er mit der Verbreitung der Denkmäler der Greifen- und Rankengruppe, die seine dritte Stufe ausmachen. Die zweite und dritte Stufe setzt er mit der Keszthely-Kultur, d.h. mit Hampels zweiter Gruppe gleich. In diesem Zusammenhang führt er noch aus, dass die von András Alföldi erarbeitete Lösung, wonach Hampels zweite und dritte Gruppe die zeitgleichen Denkmäler der Ogur-Völker und der Awaren wären, im Lichte seiner numismatisch befundeten Ausführungen sich als falsch erwies. Die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden awarischen Gruppen sind nämlich auf ihre unterschiedliche Zeitstellung zurückzuführen. Für die Richtigkeit dieser chronologischen Erklärung sprechen mittlerweile eindeutige stratigrafische Befunde und auch die stilkritischen Untersuchungen des Nándor Fettich (CSALLÁNY 1952, 242-244, 248-249). Während die von Csallány erarbeiteten drei Zeitstufen von der Awarenforschung, nach der berechtigten Vorverlegung des Enddatums 896 an den Anfang des 9. Jahrhunderts, vorerst angenommen wurden, stieß sein Erklärungsmodell für das plötzliche und endgültige Versiegen des byzantinischen Münzzuflusses bald auf Kritik. Der Bulgarenforscher Géza Fehér bemängelt in seinen 1954 und 1955 veröffentlichten Aufsätzen, dass Csallány zu seinen Überlegungen die historischen Quellen nicht ausreichend studierte. Hätte er das getan, dann wäre ihm bestimmt aufgefallen, dass infolge der Gründung von Donau-Bulgarien die Straßen- und somit die Handelsverbindung zwischen Konstantinopel und Sirmium, zumindest im Laufe des 8. Jahrhunderts, nicht unterbrochen wurde. Somit sieht er keinen Grund dafür, dass die Handelsbeziehungen zwischen Byzanz und dem Awarenlande wegen der onogur-bulgarischen Staatsgründung gestört und letztendlich eingestellt worden wären. Wenn jedoch der Handel weiterging, dann musste Géza Fehér für das Versiegen des Münzzustromes, was auch für ihn unbestritten war, eine andere Erklärung liefern. Im ersten Schritt löste er die Verbreitung der Goldmünzen vom Handel los und erklärte sie, wie auch Elek Jakab und Sándor Ferenczi, durch die historisch belegten Tributzahlungen. Weil die Macht der Awaren, führt Fehér weiter aus, seit den 630er Jahren immer schwächer und schwächer wurde, stellte Byzanz gegen Ende des 7. Jahrhunderts die Tributzahlungen an die Awaren ein, die von nun an der neue gefährliche Nachbar, die Onogur-Bulgaren, erhielt. Byzantinisches Gold in Form von Tributzahlungen floss nämlich immer nur zu den Nachbarvölkern, die es auch erzwingen konnten (FEHÉR 1954; FEHÉR 1955). Mit dieser Feststellung hielt Géza Fehér ein grundlegendes Merkmal der Tributzahlungen fest, was jedoch in einschlägigen Ausführungen immer noch viel zu wenig beachtet wird. Wie es oft geschehen ist, war zu etwa gleicher Zeit wie Dezső Csallány auch ein anderer Forscher mit der Aufnahme byzantinischer Fundmünzen der Awarenzeit beschäftigt. Die Rede ist von dem Numismatiker Lajos Huszár, dem Mitarbeiter und seit 1944 Leiter des Münzkabinetts des Ungarischen Nationalmuseums. Huszár begann bereits in den 1930er Jahren mit der systematischen Aufnahme des befundeten Münzmaterials „der Völkerwanderungszeit im mittleren Donaubecken ". Als völkerwanderungszeitliche archäologische Denkmäler zählen bei ihm bereits die sarmatischen Gräberfelder der Römerzeit, worauf die Denkmäler der eigentlichen Völkerwanderungszeit und des Frühmittelalters bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts folgen. Sein deklariertes Ziel war es, die ihm zugänglichen Münzangaben zu kontrollieren, sie neu zu edieren, die Münzen selbst möglichst genau 62 Die ersten Ansätze dazu finden sich bereits in CSALLÁNY 1939, 133-134; CSALLÁNY 1943, 169-170; CSALLÁNY 1948, 356-357. 200