Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter achtsamkeit des Übersetzers und natürlich des Autors einstufen, wie auch in diese Kategorie fällt, dass die Abbildung 14 des ursprünglichen Sabatier-Hinweises zur Seite 14 mutierte (HAMPEL 1905, 2, 349, Abb. 9; HAMPEL 1905, 3, Taf. 266, 1). Nur die Beschreibung der zwei Münzen von Szentendre überstand die Übersetzung unbeschadet, d.h. zu den bestehenden Mängeln kamen keine weiteren Fehler hinzu (HAMPEL 1905, 2, 344, Abb. 7-8; HAMPEL 1905, 3, Taf. 263, 9a-b, 10). Die Altertumsforscher und Münzsammler des 19. Jahrhunderts, die die von ihnen gesichteten oder erworbenen byzantinischen Fundmünzen do­kumentieren wollten, konnten in den meisten Fäl­len nicht viel mehr machen, als den Namen des Münzherren in der Averslegende zu entziffern und die Prägezeit der Münze mit dessen Regierungs­jahren gleichzusetzen. Wenn es mehrere Herrscher gleichen Namens gab (die drei Theodosii, die zwei Iustini und Iustiniani) oder der gekürzte Name nicht eindeutig aufzulösen war (Constanus), konnte man nicht einmal den richtigen Münzherren be­stimmen. So unterlief es auch Ferenc Pulszky mit dem Tremissis des Iustinus I., wobei er obendrein auch die Regierungsjahre des Iustinianus I. und des Constantinus IV. irrig wiedergab. Was man jedoch in Kenntnis der Münzbilder immer hätte machen können, wäre, die Münzen genau zu beschreiben. Erst im Jahre 1862 erschien die Arbeit des Justin Sabatier, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer noch das einzige brauchbare Nachschlage­werk zur Bestimmung byzantinischer Münzen war (SABATIER 1862). Sabatier bespricht die ihm bekann­ten Münzen von Arcadius bis zum Fall Kon­stantinopels 1453 nach Münzherren und Nomina­lien. Dort, wo es die historischen Daten zuließen, hat er auch versucht, innerhalb der Regierungszeit eines Imperators mehrere Prägeperioden zu defi­nieren. Das einstige Standardwerk ist natürlich längst überholt, trotzdem kann es immer noch nützlich sein, wenn es um die Bestimmung von by­zantinischen Münzen geht, die nur aus alten Auf­zeichnungen bekannt sind, sofern sich dort Hin­weise auf Vergleichstücke bei Sabatier finden." 1 Obwohl bereits Ferenc Pulszky Sabatiers Münzkatalog zu Rate gezogen hätte — und ver­mutlich hatte er es auch getan —, ist in der Lite­ratur seine Verwendung erstmalig in Hampels Werk aus dem Jahre 1894 in Zusammenhang mit der Vorlage der vier byzantinischen Goldmünzen aus den ersten awarenzeitlichen Münzgräbern belegt. Warum Hampel hier nur im Falle von zwei Münzen auf Sabatier zurückgriff, bleibt für immer sein Geheimnis. Dass ausgerechnet die Nominale des Iustinus-Tremissis und die Prägezeit des Soli­dus des Constantinus IV. im Münzkatalog falsch angeführt sind, konnte Hampel nicht wissen. Mit dem Gebrauch des Sabatier ging er zweifelsohne mit gutem Beispiel voran. Ganz anders verhält es sich mit seinen Münzbesprechungen, die sich nie­mand zum Vorbild nehmen sollte. Während sie heute nicht mehr als eine forschungshistorische Merkwürdigkeit, höchstens ein weiterer Beitrag zu der zuerst von István Bona erkannten und doku­mentierten oberflächlichen Arbeitsweise des József Hampel sind, wurden sie zu Fragen der Münz­datierung über 70 Jahre lang immer wieder zitiert, ohne an die Überprüfung der darin vermittelten Angaben gedacht zu haben. DIE ERSTEN UBERLIEFERUNGEN In den Ländern der Habsburgermonarchie begann das antiquarische Interesse erst im 18. Jahrhundert zu erwachen, ein langsamer Prozess, welcher sich dann im Laufe des 19. Jahrhunderts gänzlich ent­faltete. Parallel zum wachsenden Interesse für die Altertümer vennehrten sich auch die Nachrichten über alte Münzen und alte Gegenstände. 2 4 Im Sin­ne der in den Jahren 1776, 1782 und 1812 ein­geführten gesetzlichen Regelungen über die Handhabung der zufällig entdeckten Münz- und Schatzfunde wurden die eingesammelten Fundob­jekte inventarisiert und die Fundumstände, so gut es ging, in amtlichen Fundprotokollen festge­halten. 2 5 23 PROHÁSZKA 2004, 105 (Solidus des Constantinus IV. von Karcag, Solidus des Iustinianus I. von Lak) und 107 (Solidus des Heraclius aus dem Münzhortfund des 15. Jahrhunderts von Siklós-Semlényi puszta). Weitere Beispiele finden sich im Katalogteil von SOMOGYI 1997. 24 Die Anfänge und Entwicklung der archäologischen Forschung in Siebenbürgen fasste WOLLMANN 1983. 5-39 zusammen. 25 SOMOGYI 2009a. 419, mit weiterführender Literatur. 178

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