A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 9. (Szeged, 2003)
BÁCSMEGI Gábor: A lengyeli kultúra temetkezései Karancsságon
DIE BESTATTUNGEN DER LENGYEL-KULTUR IN KARANCSSÁG Gábor BÁCSMEGI Von April bis Juli 2002 führten wir eine Ausgrabung vor Kanalisationsarbeiten in Karancsság durch. Im Laufe der Freilegung wurden drei Quadranten ausgegraben. Bei der Freilegung des Quadranten III wandten wir die konventionelle, bei den anderen Quadranten die feinschichtenkundliche, den Schichten folgende Ausgrabungsmethode an. An unserem Fundort kam das Fundmaterial von vier Epochen vor: Schichten 1-3: 10-11. Jahrhunderte, Schichten 4-5: Lengyel-Kultur, Schichten 6-7: Zseliz-Kultur, Schichten 8-9: notenkopfkeramische Gruppe der transdanubischen Linienbandkeramik. In der vorliegenden Arbeit werden die aus der Schicht 5 gegrabenen Gräber behandelt. Grab 1 (Abb. 1.1): Orientierung: SO-NW. Ovale Grabgrube. In gutem Zustand erhalten gebliebenes Skelett in rechter Hockerlage. Das rechte Bein ein wenig aufgezogen. Die Arme befanden sich vor dem Gesichtsschädel, etwa aufeinander. Der Schädel selbst brach zusammen und zerfiel. Einige Rippen brachen an, das rechte Beckenbein verschob sich. Beigaben: 1: Grauer Napf mit leicht ausladendem Rand, sich verengerndem Hals und vier Buckeln auf dem Bauch (Abb. 1. 2). Auf dem Hals und über der Bauchlinie sind Bemalungsspuren zu sehen. 2. Fleckig ausgebrannter Napf mit leicht eingezogenem Rand und vier Buckeln auf dem Bauch (Abb. 1. 3). 3. Fleckig ausgebrannte Schale (Abb. 1. 4). 4. Fleckig ausgebrannter Becher (Abb. 1. 5). Grab 2 (Abb. 1. 6): Orientierung: NW-SO. Die Grabgrube war von abgerundeter Dreieckform. Skelett in rechter Hockerlage, mit leicht aufgezogenem rechtem Bein. Die Handknochen lagen vor dem Gesichtsschädel. Die Knochen des linken Unterarmes lagen quer auf dem rechten Unterarm und die Knochen der linken Hand befanden sich näher dem Gesichtsschädel. Der Schädel brach zusammen, aber mit Ausnahme des Gesichtsschädels lag er an seiner ursprünglichen Stelle. Die rechte Schulter verschob sich, deswegen neigten sich die Knochen des Oberkörpers nach vorne. Das Skelett selbst wurde von einem Tier gestört, es brachte zwei Rippen fort: Eine dieser Rippen lag hinter dem Hinterhauptbein, der andere vor dem rechten Schienbein. Die Knochen des linken Fußes wurden ebenfalls von einem Tier gestört. Diese befanden sich oben, in der Füllerde des Grabes. Beigaben: Wahrscheinlich als Beigabe gelangte eine 5,8 cm lange Hauerplatte ins Grab (Abb. 1. 7). Sie kam in einem Tiergang, in der Nähe der Fußwurzelknochen vor. Die Orientierung und Lage der Gräber weisen auf einen engen Zusammenhang mit den Gräbern von Aszód hin, von denen die meisten nämlich von NW-SO-, bzw. SO-NWorientiert waren und 90 % der Skelette auf der rechten Seite lag (KALICZ 1985,36). Die beste formale Entsprechung eines der im Grab 1 gefundenen Gefäße (Abb. 1. 2) ist in Izkovce bekannt (VÍZDAL 1986, Abb. 1. 1-2). Bei der Datierung spielen aber die in den Schichten der Lengyel-Kultur vorgekommenen, ritzverzierten Bruchstücke (Abb. 2. 1,4) die Hauptrolle, nämlich weisen nur blasse Spuren auf die Bemalung der Gefäße hin. Die besten Parallelen sind in Aszód (KALICZ 1985, Abb. 48. 7, 9, 12, Abb. 60. 1, Abb. 64. 5-6), Csabdi (ANTONI 1982, 10), Zengővárkony (DOMBAY 1960, Taf. CL. 3, Taf. CLX. 1, Taf. CVL. 1) und Izkovce (VÍZDAL 1986, Abb. 1. 1-2,4-5, Abb. 2. 7-8) bekannt. Die Benutzung der ritzverzierten Gefäße ist für die frühe Phase der Lengyel-Kultur kennzeichnend (KALICZ 1998, 100; KALICZ 2001, 11), so müssen auch die Funde von Karancsság aufgrund der da vorgekommenen ritzverzierten Gefaßbruchstücke in diese Phase datiert werden. Eine genauere Datierung innerhalb dieser Phase ist vorläufig nicht möglich: Obwohl die mit den Gefäßen von Karancsság gut parallelisierbaren Exemplare in Izkovce unter den in die Lengyel Ia-Phase datierten Funden (VÍZDAL 1986) vorkamen, ist dieselbe Phase in Svodin nach der Meinung des Ausgräbers jünger (NÉMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1986, 151). Auch auf dem Fundort Aszód, der ebenfalls enge Verbindungen aufweist, ist dieser Horizont vertreten (KALICZ 1994, 268). Demnach können die in Karancsság freigelegten und diesmal veröffentlichten Funde unseres Erachtens in den Horizont Aszód-Csabdi-Zengövárkony, frühe Phase - Izkovce-Svodin, Bauperiode 3 eingereiht werden. Die Zahl der im Komitat Nógrád bis jetzt bekannten Fundorte der Lengyel-Kultur erhöhte sich bereits von fünf auf sechs. Wir hoffen, dass man zur Lösung der Problematik der frühen Lengyel-Kultur in der oberen Theißgegend (KALICZ 1994, 268) durch die Funde von Karancsság ein wenig näher kommt. Übersetzt von Katalin H. SIMON Bácsmegi Gabor Kubinyi Ferenc Múzeum 3170 Szécsény Ady E. u. 7.