A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 9. (Szeged, 2003)
KÜRTI Béla: Avar lovas – magyar lovas Szőregen és Eperjesen
AWARISCHER REITER — UNGARISCHER REITER IN SZÖREG UND EPERJES Béla KÜRTI Im Frühling 1970 wurde die Sandentnahme in einer neuen Sandgrube im südwestlichen Gemarkungsteil von Szöreg wegen der Überschwemmung der Theiß begonnen (Abb. 1. 1). Im Laufe der maschinellen Erdarbeiten wurden zahlreiche menschliche Skelette vernichtet, bzw. weggetragen. An der Rettungsgrabung zwischen dem 3. und 26. Juni legte man 43 Gräber frei, die mit einer Ausnahme zu einem Gräberfeld aus dem 11. Jahrhundert gehörten (RégFüz 1 (24) 1971, 75-76). Das wurde von Cs. Bálint in seiner Monographie über die Funde der südlichen Tiefebene im 10. Jahrhundert ausführlich behandelt (BÁLINT 1991, 75-97). Da wurde auch der rekonstruierte Gräberfeldsplan mit den freigelegten Gräbern veröffentlicht (Abb. 1. 2). Die kurze Behandlung des frühawarenzeitlichen Grabes 2 erschien in „Szeged története", Band I (KÜRTI 1983, 187). In der vorliegenden Arbeit wird es ausführlich besprochen. DAS AWARISCHE REITERGRAB VON SZÖREG Die Ecken der großen rechteckigen Grabgrube waren abgerundet, das Skelett war NO-SW-orientiert. Die Beine lagen zueinander parallel, die Arme gestreckt am Körper (Abb. 2. 1-2). Bei der Sandentnahme wurden der Schädel und das Gros des Brustkorbes stark beschädigt, aber die Beckengegend blieb unversehrt. Die Pferdeknochen lagen wahrscheinlich an ihrer ursprünglichen Stelle. Beigaben: gerades, zweischneidiges Eisenschwert (Abb. 1. 4), ein Paar Bügel mit schlaufenförmiger Öse (Abb. 3. 2-3), einschneidiges Eisenmesser mit geradem Rücken (Abb. 3. 4), Eisentrense (Abb. 3. 1). Außer dem Pferdeschädel und den Fußendeknochen kamen der Schädel eines kleineren Tieres (Ziege?) und ein Unterkiefer (Schaf?) vor. Die im Grabungsprotokoll erwähnte Gurtschnalle ging verloren, und die mit den Funden aufbewahrten Eisenringbruchstücke (Abb. 1.3) können unserer Meinung nach den awarenzeitlichen Gegenständen nicht zugeordnet werden. Die in der Sandgrube von Szöreg erschlossene awarenzeitliche Bestattung passt durch zahlreiche Kennzeichen in die Reihe der in der Umgebung freigelegten Bestattungen dieser Epoche ein, obwohl man nicht weiß, ob diese Bestattung zu einem bei der Sandentnahme vernichteten awarischen Gräberfeld gehörte, oder sie ein einsames Grab war. Nach der Zusammenfassung von Gábor Lörinczy ist die NO-SW-Orientierung des Grabes das allgemeinste Kennzeichen in der von ihm im Gebiet jenseits der Theiß abgesonderten Gruppe, die seiner Meinung nach aus Südosteuropa stammt (LÖRINCZY 1998, 352). Dieser Gruppe könnte auch der im Grab von Szöreg begrabene Tote angehört haben. Die Lage des Skelettes und der Pferdeknochen zueinander entspricht einer der eigenartigen Bestattungssitten der Frühawarenzeit, wonach das Tieropfer in einer Schicht (oder in mehreren Schichten) genau über den Toten gelegt wurde (LÖRINCZY 1991,0 Taf. I. 2-3). Aufgrund der von B. Maráz angegebenen Tiefenangaben bin ich der Meinung, dass das Pferdeopfer (heute ist es nicht mehr zu entscheiden, ob vestümmelt oder mit der geschundenen Pferdehaut) im Laufe der Bestattungszeremonie vermutlich auf den Sarg gelegt wurde. Das Speiseopfer (Schaf- und Ziegeknochen) wurde in der Fußgegend ebenfalls auf den Sarg gelegt. Die Form und Größe ordnen das Eisenschwert von Szöreg den kennzeichnendsten Waffen der Frühawarenzeit zu, nämlich dem Typ III nach der Typologie von L. Simon, und aufgrund des Verhältnisses des Griffes und der Klinge dem Typ B/2 (SIMON 1991). Nach der aufgrund der Größenangaben von L. Simon aufgestellten chronologischen Einordnung kann unser Exemplar in das dritte Drittel des 6. Jahrhuhderts — in das erste Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden. Die im Grab 2 freigelegten Bügel mit schlaufenförmiger Öse haben eine leicht gebogene Trittfläche, die in der frühen Periode lieber für die Bügel mit langer Öse kennzeichnend war. Die Variante mit schlaufenförmiger Öse verfügt über wenige Analogien — alle kamen in frühen Gräbern vor (TÖRÖK 1995, Pl. 6; ROSNER 1999, Taf. 10. 126/3, Taf. 23. 335/2). Ist die Beobachtung von G. Lörinczy stichhaltig, wonach die Reiterbestattungen ohne Eisenbügel für die frühesten Gräber der schon erwähnten Volksgruppe osteuropäischen Ursprungs kennzeichnend sind (LÖRINCZY 1998, 354), so kann man annehmen, dass der Tote des Grabes 2 von Szöreg im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts bestattet wurde. DAS „ IN SITU"-GRAB EINES LANDNAHMEZEITLICHEN REITERS IN DER STÄNDIGEN A USSTELL UNG VON SZEGED (1970-1986) Das in situ-Grab eines ungarischen Reiters galt in der von Csanád Bálint organisierten, im Jahre 1970 im Museum von Szeged eröffneten ständigen Ausstellung Hunnen, Awaren, Ungarn als ein Kuriosum (Abb. 3. 5). Das menschliche Skelett wurde an der Rettungsgrabung von Szöreg freigelegt (Grab 42 — BÁLINT 1991, Abb. 24). In diesem Grab gab es keine Beigaben, der ausgestellte Fingerring und das Eisenmesser gehörten zum nicht identifizierten Material der archäologischen Sammlung von Szeged. Die Pferdeknochen kamen 1969 an der Kontrollgrabung von Csanád Bálint im Grab 5 des Fundortes Eperjes-Takács-Flur vor (BÁLINT 1991, Taf. XVI. a, Taf. XVIII. 4). Als die Restauratorin Teréz Vido-