A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 7. (Szeged, 2001)

HORVÁTH, László András: Az őskori kultuszgödrök értelmezésének lehetőségei

wurde schon zur Zeit des Paläolithikums zere­moniell entfernt. Dies möchte die symbolische Tö­tung des Tieres bedeutet haben — also war es eine Form der Jagdmagie. Obwohl der Kopf in diesem Fall sicher aus einem anderen Zweck geschlagen wurde, deuten die paläolithischen Parallelen klar darauf hin, wie sich alte Glauben an die Köpfe der Lebewesen anschließen (BURKERT 1972, 21). Auf­grund der zahlreichen bekannten Beispiele der ohne Kopf dargestellten Menschen und Tiere kön­nen wir mit Recht an das ununterbrochene Weiter­leben dieser Sitte denken (MAKKAY 1962, 17). Auf die zentrale Rolle der Schädel (Köpfe) weisen die Steckkopfidole, die seltsamen Gegenstände der südosteuropäischen Jungstein- und Kupferzeit hin (MAKKAY 1962; NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1974, 352; ROMÁN-NÉMETI 1978, 149; KALICZ 1981; NOVOTNY 1981; TASIC 1983; CIIEBEN 1984, 175; NEMEJCOVÁ-PA­VÚKOVÁ 1991, 79; PRÁSEK 1992; BONDÁR 1999; BON­DÁR 2000 101 ). Der bewegbare Kopf bekam im Laufe der kultischen Zeremonien ganz gewiß eine „selb­ständige" Rolle und er vertrat pars pro toto die Gottheit (MAKKAY 1962,18). Aber diese Behauptung scheint auch umgekehrt richtig zu sein: Der Kopf des Opfertieres als Attribut einer gegebenen Gott­heit konnte in sich den Gott im Laufe der Dar­bringung des Opfers und auch später in der Kult­grube vertreten. Nimmt man außer dieser letzten Behauptung und dem Dasein von kopflosen Tieren in den Kultgruben noch die Tatsache in Betracht, nach der die Kopflosigkeit im Altertum als ein charakteristisches Merkmal der chtonischen Götter oder Geister der Unterwelt betrachtet wurde (MAK­KAY 1962, 20), kommt man zur Folgerung, daß die Kultobjekte, in denen die oben erwähnten Befunde beobachtet werden konnten, mit großer Wahr­scheinlichkeit mit dem Fruchtbarkeitskult im Zu­sammenhang gestanden haben müßten. Mit dem Schädel und den Hörnern der auf­geopferten Rinder zierte man in der Urzeit und im Altertum ebenso Häuser, Altäre, 102 Heiligtümer und Tempel, oder man ließ sie an Ort und Stelle, oder wurden sie zum Zeichen der Opferung an einen Baum genagelt (NILSSON 1967, 88). In Ganj­dareh (Westiran) legte man in der D-Phase der Siedlung zwei Wildschafschädel mit den Hörnern in einer viereckigen Grube frei. Die Fundzusam­menhänge bewiesen den kultischen Charakter des Objektes eindeutig (MELLAART 1975, 78-79, Fig. 33). Ähnliche Erscheinungen sind auch in dem unga­rischen Neolithikum und der Kupferzeit bekannt. In Bicske-Galagonyás (Kom. Fejér, Ungarn) fand J. Makkay zwei Stierschädel mit den Hörnern in einer Opfergrube der mittclneolithischen Protolen­gyel-Phase (MAKKAY 1983, 163; MAKKAY 1986, 172, Abb. 4). Weitcrc Stiergehörne wurden in den Sied­lungsgruben der zeitlich nahestehenden späten Li­nienbandkeramik und Stichbandkeramik gefun­den. 103 In Branc (Slowakei) wurde ein Stierkopf mit den Hörnern in einem besonderen Objekt von dreieckigem Durchschnitt in der Siedlung der Len­gyel-Kultur gefunden. Die Lage der Schädel ist der der oben erwähnten Schädel von Ganjdareh sehr ähnlich (VLADÁR 1969, 506, Abb. 7). Das unter dem Fußboden der spätneolithischen Häuser von Be­rettyóújfalu-Herpály vorgekommene Urrindhorn, das das Haus vor den bösen Geistern schützte, ist ebenfalls erwähnenswert (KALICZ-RACZKY 1984, Fig. 25-27). Die Anfange dieser Sitte sind vielleicht in den ähnlichen Erscheinungen der frühneolithischen Fundorte im Nahen Osten (Çatal Hüyük, Muray­bet) zu suchen (MELLAART 1975, 47, 109). Das in der Siedlung der frühen Phase der Theiß-Kultur in Öcsöd-Kováshalom (Kom. Szolnok, Ungarn) vor­gekommene Modell eines Heiligtums beweist, daß solche Hörner nicht nur unter dem Fußboden der Häuser stehen konnten, sondern auch auf dem Fuß­boden selbst (RACZKY 1990, 89-90, Abb. ill). Die an der inneren Wand der Häuser oder auf den, im Inneren der Häuser stehenden Altären ausgebildten Stierköpfe vertreten dieselbe Art des Kultes. In Çatal Hüyük (Anatolien) sind zahlreiche solche Exemplare bekannt (MELLAART 1975, Fig. 58). Ein überraschend ähnliches Heiligtum wurde auf dem an die Wende der mittleren und späten Neolithi­kums datierten Fundort Parta im rumänischen 101 H. Simon K: Über die Idole der Badener Kultur. Manuskript. 102 Diese Sitte manifestiert sich in den antiken Altären, auf deren Ecken stilisierte Hörnerstanden (GRA Y 1982, 85; NILSSON 1967, 269). Die Errichtung solcher Altäre schrieben auch die mosaischen Gesetze vor: „Du sollst auch einen Räucheraltar machen aus Akazienholz, eine Elle lang und ebenso breit, viereckig, und zwei Ellen hoch mit seinen Hörnern. " (2.Mose 30, 2). 103 Die in den Siedlungsgruben abgelegten und an der Giebelwand der Häuser gefestigten Tierköpfe bzw. Stiergehörne besaßen nach Ansicht der Neolithiker eine schützende und apotropäische, sowie eine Fruchtbarkeit bringende Zauberkraft (KAUFMANN 1976, 88).

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