A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 7. (Szeged, 2001)

HORVÁTH, László András: Az őskori kultuszgödrök értelmezésének lehetőségei

Auferstehung, der Neugeburt des getöten Tieres — häufig des Stammes- bzw. Geschlechtestotems — berufen (SZEMJONOV 1973,361). 93 Man muß aber darauf aufmerksam machen, daß die Beerdigung in diesem Fall nicht in einer Op­fergrube, sondern in einer zu diesem Zweck ge­grabenen Grube stattfand. Hinter dem formellen Unterschied steckt auch ein inhaltlicher Unter­schied. Die Opfergruben dienen nämlich in erster Linie nicht zum Begraben der aufgeopferten Tiere. Diese Tiere oder ihre Teile werden dorthin aus sakralen Gründen gelegt, während die bewußte Beerdigung — wie gesehen — einen konkreten und primären Zweck hat. Das Begraben der einzelnen tierischen Kör­perreste kommt auch auf anderen Gebieten des Kultes, z. B. bei dem Grabritus vor. Diese werden verschiedenartig interpretiert, aber die Forscher sind darin im allgemeinen einig, daß es sich hier zum Teil um die Reste des Totenmahles, zum Teil um Speisebeigaben handelt. 94 Die erwähnten Fundkomplexe sind manchmal formell mit den auch von uns oben behandelten Kultkomplexen gleich, weil manchmal die Vorderbeine und Schul­terbeine, manchmal die ITinterbeine beigegeben werden (PATAY 1978, 52). Eine indirekte Form der­selben Erscheinung ist, wenn eben die Vorderbeine der bei den Opferzeremonien geschlachteten und begrabenen Tiere fehlen. Darüber berichtet, unter anderen S. Gallus von einer Siedlung der Badener Kultur in Üllő (GALLUS 1940, 141) und ähnliche Befunde sind in Káposztásmegyer-Farkaserdő be­kannt, wo ein Kalb ohne Schädel und die Extre­mitäten in der Grube 30 lagen (ENDRÖDI 1992,67). Fassen wir die bisher gesagten zusammen, wird es klar, daß die drei kultischen Äußerungen (Grab­beigabe, begrabene tierische Körperteile, Opfer­grube) wegen ihrer wesentlichen Inhaltsunterschie­de streng voneinander abzusondern sind. An die Zerstückelung der Opfertiere und an die mit ihnen ausgeführten Kulthandlungen knüpft sich eine uralte Glaube, der Gedankenkreis der Neugeburt aus den Knochen und Körperteilen. Das ist ein reicher Themenkreis, viele Mythen knüpfen sich daran, die inhaltlich manchmal nichts Ge­meinsames haben, nur der erwähnte Ritus ver­bindet sie. 95 Unter ihnen ist eine sich an den jungen Dionysos knüpfende Geschichte der grie­chischen Mythologie unbedingt erwähnenswert. Demgemäß wird diese auch mit den Urelementen in Verbindung stehende, mit Hörnern geborene Gottheit — aufgrund einiger Texte der Sohn von Zeus und Demeter — nach seiner Geburt von den Kindern der ersten Göttergeneration — Gaia — Erdmutter, Uranus — Himmel — getötet und zer­stückelt, dann gegessen (GRAVES 1970, No. 27-a; ELIADE 1994, 312). Demeter, nach anderen Quellen Aphrodite oder Rheia (ELIADE 1994, 319), sammelte die Knochen des gestorbenen Gottes und erschöpf­te ihn neu (KERÉNYI 1977, 166-167). Im Laufe des sich an diese Geschichte knüpfenden Mysteriums zerrissen die daran teilnehmenden Bacchanten die Dionysos vertretenden Tiere, sie verzehrten aber ihr Fleisch roh. Die Zerstückelung des Opfers (spa­ragmos) und das Verzehren des rohen Fleisches (omophagia) diente zur Vereinigung mit der Gott­heit (ELIADE 1994, 316). Obwohl Dionysos einer der verhältnismäßig späten Götter ist, reicht diese Handlung, hauptsächlich wegen des Verzehrens des rohen Fleisches, in die uralteste Vergangenheit, aller Anschein nach in die Zeit des Jägertums zurück. Eine andere, einschlägige Quellengruppe der griechischen Mythologie knüpft sich an Medea. Über sie, die zur ältesten Periode der Mythologie gehört — sie sei nach Diodor die Tochter von Hekate (KERÉNYI 1977, 357; TOKAREV 1988, I. 714) —, wird erzählt, daß sie durch Zerstückelung und Ko­chen von Menschen diese verjüngen konnte. Me­dea, die aufgrund ihrer Tätigkeit mit Recht den Archetyp der Hexen der europäischen Märchen genannt werden kann, tat das einmal mit ihrem Mann Iason. Ihre ähnlichen Handlungen — der von ihr verursachte Tod ihres Bruders Absyrtos 93 Nach der griechischen Mythologie stammt auch Dionysos aus dem Schenkel von Zeus. Dazu werden weitere nördliche, indische und primitive Parallelen von NILSSON 1967, 22 aufgezählt. Über das ethnographische Weiterleben dieses Gedankens s. ÚJVÁRI 1981, 59! 94 Über die Interpretationsmöglichkeiten s. PRIMAS 1977, 105 ff. M. Primas hat ganz gewiß Recht, als sie im Falle der fleischarmen Skeletteile (Extremitäten, Kopf) eine abweichende Erklärung vorschlägt. Sie ist der Meinung, daß es sich in diesen Fällen um die Reste des Totenmahles handeln kann. Etwas Ähnliches können wir über die Knochen gleichen Charakters der Opfergruben sagen. 95 Der Gedanke der Belebung aus Körperteilen ist eines der Hauptmotive auch der Mythologien der heutigen primitiven Stämme. Ein Mensch wird getötet, sein Körper zerstückelt, aber die Körperteile werden wieder zusammengepaßt und der Mensch lebt mit Hilfe von Zaubersprüchen auf (LÁNG 1979, 390).

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