A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben
Schlacht teilnehmenden Slawen erwähnt (KIRÁLY 1976, 266-267; HARMATTA 1997, 127-128). Die zitierten Quellen bestätigen also gar nicht eindeutig, daß Awaren an der Seite der Bulgaren gekämpft hätten. Die Ungewißheit nimmt ebenfalls nicht ab, wenn wir auch die zur Verfügung stehenden anderen Angaben untersuchen. Es gibt nur eine einzige Quelle, die eindeutig auf die Anwesenheit der Bulgaren in der Tiefebene hinweist. Aus der Zeit des Khans Omurtag ist eine Grabinschrift bekannt: „Khan üvgi Omurtag. Tarkhan Onega bon ...ra war mein gespeister Mann und nach dem Kampf unterwegs ertrank er im Fluß Theiß. Er gehörte dem Geschlecht der Küviaren an." (FEHÉR 1931, 146). Aus Onegavons Todesnachricht, der zu dem, dem Khan nahe stehenden Kreis gehörte, schloß man wegen der Erwähnung der Theiß häufig darauf, daß die Bulgaren auch zur Zeit von Omurtag mit den Awaren im Kampf standen, noch dazu in der Tiefebene. 8 Im Gegensatz dazu ist es viel wahrscheinlicher, daß es sich hier um ein militärisches Ereignis handelt, das mit den Angelegenheiten der sich von den Bulgaren trennenden Abodriten und Timotschanen und mit dem bulgarisch-fränkischen Krieg in Beziehung steht. Am unteren Lauf der Theiß könnten auch der Kriegsschauplatz und Aufmarschraum dieses Krieges gewesen sein. Eben darum darf man daraus auf nicht ausgekämpfte Kriege, Feldzüge oder andere militärische Ereignisse nicht schließen, da die Rolle der Bulgaren im Karpatenbecken im entgegengesetzten Falle betont wird. Die bis dahin sichersten Angaben über die bulgarische Anwesenheit kennen wir in der Geschichte des Konfliktes der Franken und Bulgaren, der endlich zur bulgarischen Oberhoheit über Pannónia Inferior führte. Der Abfall beider slawischen Völker — Abodriten und Timotschanen — von den Bulgaren und die darauf folgenden Ereignisse können ausreichend rekonstruiert werden. Dieser Krieg spricht aber in sich selbst gegen die Annahme der bulgarischen Oberhoheit in der Tiefebene auch vor 820. Hätte nämlich die Südtiefebene bereits zu dieser Zeit zu Bulgarien gehört (FEHÉR 1955,46; VÁCZY 1974,1041), ist es nicht wahrscheinlich, daß die beiden abfallenden Volksgruppen eben hierher gezogen hätten: Die Landschaft Temesköz oder die mittlere Tiefebene wären für die vor den Bulgaren Flüchtenden kaum bessere oder sicherere Areale gewesen als ihr früheres Gebiet. Der am häufigsten zitierte Beweis über die Anwesenheit der Bulgaren im Karpatenbecken ist der 892 geschlossene bayrisch-bulgarische Vertrag, in dem festgesetzt wurde, daß die Bulgaren für die Mähren kein Salz liefern dürfen (BONA 1987, 371). Es scheint logisch zu sein, aus dieser Angabe darauf zu schließen, daß einer der Gründe der bulgarischen Besetzung Siebenbürgens unter anderen das siebenbürgische Salz gewesen sein könnte. Das führt auf jeden Fall zur Hypothese, daß das Salz für die Bulgaren strategisch so wichtig war, daß es sie zu einer Eroberung bewegte. Demnach erschien der Bau der siebenbürgischen Salzbergwerke für das expansiv werdende bulgarische Khanat als ein echtes Machtziel. Ob die Besetzung Siebenbürgens tatsächlich mit der Bedeutung des Salzes zu erklären ist, oder das entdeckte Salz für die Bulgaren nach der Besetzung nur ein Nebenprodukt war, kann man heute noch nicht wissen. Dabei muß man aber aufwerfen, für welche Völker das Salz nach der Römerzeit sehr wichtig war, welche Völker einander die Kenntnisse über den Salzbergbau übergaben, so, daß diese Tätigkeit auch noch in der Awarenzeit vor den Bulgaren aktiv gewesen sein dürfte. Ein nicht funktionierendes Salzbergwerk könnte den bulgarischen Khan kaum aufmerksam gemacht haben, und er hätte diese kaum bewußt besetzen können. Die Verbreitung der siebenbürgischen archäologischen Funde liefert leider keine genauen Angaben, welches Volk nach der Römerzeit in so großem Maße und mit einer Intensität diese Fundplätze ausbeutete, daß man hier archäologische Spuren finden könnte. Die Verbreitung und Konzentration dieser Fundplätze sind nicht vom Charakter, aus dem man darauf schließen könnte, daß der Bau der Salzbergwerke auch nach der Schwächung der Wirkung der Romanisation fortgesetzt worden wäre. Das gilt natürlich auch für das 9. Jahrhundert, als die bulgarischen Fundorte eben an den Stellen auftauchen, an denen die Spuren der menschlichen Besiedlung auf mehrere Jahrtausende zurückgehend entdeckt werden wie in den Flußtälern und der Kreuzung von Wegen. Auch die Quellen bekräftigen die Annahme des Baus der Salzbergwerke von den Bulgaren nicht, 8 István Bona machte die Forscher darauf aufmerksam, daß Onegavon denselben Titel eines Tarkhans hatte, den auch der östliche „ Teilfürst" der Awaren (BONA 1964. 37; BONA 1966, 321).