A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUR ROLLE DER BULGAREN IM 9. JAHRHUNDERT IN DER GROßEN UNGARISCHEN TIEFEBENE UND IN SIEBENBÜRGEN 1 Csaba SZALONTAI Der Geschichte des Karpatenbeckens im 9. Jahrhundert wird im allgemeinen wenig Aufmerksamkeit von den ungarischen Forschern gewidmet. Dessen Grund ist in erster Linie, daß die sich von der Awarenzeit annähernden Forscher ebenso schematische und oberflächliche Feststellungen machen wie die Forscher der ungarischen Landnahme. Beiderseits wird ein kurzer Lagebericht über die politischen und ethnischen Verhältnisse des Karpatenbeckens am Vorabend der Landnahme obligatorisch gegeben. Außer dem Aussterben der Awaren spielen dabei auch die Bulgaren eine bedeutende Rolle. Die letzteren scheinen ein beinahe unausbleibliches Element dieses Zeitalters zu sein. Die mit ihnen verbundenen Glauben und Meinungen bauten sich für heute sowohl in das allgemeine Bewußtsein als auch in das wissenschaftliche Leben ein. In der vorliegenden Arbeit versuchen wir die Frage zu beantworten, ob es wirklich richtig ist, den Bulgaren eine so bedeutende Rolle beimessen, oder es handelt sich hinsichtlich ihrer Bedeutung im Karpatenbecken um einen Irrglauben, der heute immer fester im allgemeinen Bewußtsein existiert. Der die Geschichte der Südslawen bearbeitende serbische Raie (1794) beschäftigte sich als Erster auch mit der Geschichte der Bulgaren (PESTY 1889, V). Seine abenteuerliche Erzählung benutzte Keresztély Engel, der eine kritische Ader hatte und auch die Gesichtspunkte der zeitgenössischen Wissenschaftlichkeit vor Augen hielt. Er warf zuerst die Anwesenheit der Bulgaren im Karpatenbecken auf. Seiner Vorstellung nach zogen die Bulgaren mit den sog. Kubrat-Söhnen in das Karpatenbekken ein, dann gründeten sie nach dem fränkischen Krieg — sich von den Awaren befreiend — ein selbständiges Bulgarien. Ihr erster Herrscher war Krum, der bis den fränkischen Krieg der Untertan, später der Herrscher auch der Awaren wurde (ENGEL 1767, 263, 314). Die in der Theiß- und Marosgegend lebenden Bulgaren besetzten später die Pontusgegend, und von dort brachten sie viele Gefangene nach Bulgarien an der Theiß, diese wurden da angesiedelt. Engel gab zu, daß das nur Annahmen sind, die er nicht beweisen kann. 2 Auch der später tätige Dümmler schrieb über die das awarische Erbe besetzenden Bulgaren (DÜMMLER 1862, 35). Jiracek, der alle zu seiner Zeit bekannten Quellenmaterialien zu benutzen versuchte, nahm dasselbe an. Zuerst wies er darauf hin, daß die Timotschanen am Fluß Timok organisch zur Geschichte der Bulgaren gehören (JIRACEK 1889,112,138). Er benutzte auch die 106 Fragen, die von den Bulgaren 866 vor der Annahme des Christentums dem Papst I. Nikolaus vorgelegt wurden, um von ihm moralische Anweisungen zu bekommen. Dieser Brief gilt bis auf den heutigen Tag als eine der besten Quellen zum Studieren der / Die vorliegende Arbeit ist die mit Anmerkungen erweiterte deutschsprachige Variante des Referates „Bulgaren im 9. Jahrhundert in der Tiefebene? (Geschichtliche, sprachwissenschaftliche und archäologische Quellen über die Anwesenheit der Bulgaren in der Tiefebene)", das an der Konferenz „Nomadische Völkerwanderungen, ungarische Landnahme" (Szeged, 09. Februar 2000) vorgetragen wurde. Dieses Referat erscheint — hoffentlich — im Konferenzband. Da die vorliegende Arbeit der Vorbericht einer größeren Bearbeitung ist, kann der Problemkreis an diesem Ort nur skizziert werden, die ausführliche Analyse bleibt diesmal weg. 2 Leider taucht seine Theorie auch noch in der modernen Wissenschaft immer wieder auf, zuletzt in der Studie von E. Niederhauser (NIEDERHA USER 1959, 16-19). Die Kritik über seine schwer beweisbare Theorie s. MESTERHÁZY 1977, 158. In Hunfalvy's Arbeit, die zugleich die Kritik der Studie von Engel ist, lautet der Titel des Kapitels, in dem es sich um die Bulgaren handelt: Das vorausgesetzte Bulgarien an der Theiß (HUNFALVY 1876,167).