A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)

BALOGH Csilla: Az avar kori préselt, lemezes boglárok

DIE AWARENZEITLICHEN GEPREßTEN BLECHERNEN A GRA F FEN Csilla BALOGH In der vorliegenden Studie werden die in kleiner Zahl bekannten, aber kennzeichnenden Stücke der awarenzeit­lichen Frauentracht, nämlich die zum Zusammenhalten der Oberkleidung dienenden Agraffen behandelt. Die Tracht­weise, die typologischen Gruppen und die chronologische Lage dieser Gegenstände wurden von mehreren Forschern untersucht (FETTICH 1929, 76-78; HORVÁTH 1935, 59-62; KOV­RIG 1963, 143-144; SZABÓ 1968, 48; ClLINSKÁ 1975, 81-83; GARAM 1978, 215; KÜRTI-WICKER 1991). Diesmal beschäf­tigen wir uns mit einem einzigen Typ, also mit den ge­preßten blechernen Agraffen (Abb. 1-4). Durch die Analyse der Fundverbände möchten wir die relative Chronologie der engeren Gruppen und die zeitliche Stellung dieses Schmucktyps innerhalb der Awarenzeit genauer bestimmen. Meines Wissens sind 47 Grabkomplexe mit Agraffen­beigaben im Karpatenbecken von 36 Fundorten bekannt. Alle Fundplätze befinden sich auf dem mittleren Teil des awarischen Siedlungsgebietes (Abb. 6). Die territoriale La­ge der runden, viereckigen und herzförmigen Formvarian­ten der gepreßten blechernen Agraffen stimmt miteinander überein. Für die Zierden der Agraffen ist der antik-byzantinische Musterschatz — die Anwendung der geperlten Umrahmung, der gepreßten Perlenreihen und -drähte, bzw. die der Ro­setten und Sterne — kennzeichnend. Aufgrund der „bar­barischen" Trachtweise ist das Areal der Entfaltung dieses Schmucktyps in den unter byzantinischer Wirkung stehen­den Gebieten, also nördlich des Schwarzen Meeres und im Kaukasus zu suchen. Die besten Analogien mancher runden Agraffen mit Zellennachahmung und gepreßtem Perlen­reihemuster kommen in den Gräberfeldern in der Umge­bung von Keszthely unter den Scheibenfibeln vor, während die mittelawarenzeitlichen gepreßten Gürtelbeschläge den rosettenförmigen und viereckigen Exemplaren am nächsten stehen. Die Form der herzförmigen Agraffen ist den früh­und mittelawarenzeitlichen Formen fremd, ihre Parallelen sind unter den spätawarenzeitlichen gegossenen Gegenstän­den zu finden. Ich untersuchte die relative Chronologie der unter den gepreßten blechernen Agraffen bestimmbaren Gruppen mit Hilfe der Seriation (Tabelle 1). Nach den Angaben der Tabelle geht der Gebrauch der runden Agraffen dem der viereckigen voraus. Zur zeitlichen Einordnung der herz­förmigen Exemplare gibt die Seriation — da es keine Be­gleitfunde gab — keine Anhaltspunkte. In den Gräbern mit Agraffen waren die Ohrgehänge und Perlen die am häufigsten vorkommenden Begleitfunde. Nach den Untersuchungen scheint es, daß eine Gruppe der runden Agraffen (mit gepreßter Kugel- oder geperlter Um­rahmung bzw. deren Nachahmungen, mit konzentrischer Verzierung und antikem Musterschatz) in Vergesellschaf­tung von Ohrgehängen mit pyramidenförmigem Anhänger und großem Kugelanhänger, ferner von frühen Augenper­len, Toilettenartikeln und Ketten vorkommt. Auf diesem Grund kann diese Gruppe vor die anderen Agraffen, d. h. in das erste Drittel/zweite Viertel des 7. Jahrhunderts datiert werden. Die Stücke ähnlichen Typs, aber vornehmerer Aus­führung (Dunapentele, Nagyréde-Ragyogópart, Táp-Borba­puszta) folgen den vorigen aufgrund ihrer Begleitfun­de (Brustkreuz, Torques, zylindrische Ohrgehänge mit Schwinganhänger und gehören schon dem Tótipuszta-Igar­Kreis an. Die anderen runden Agraffen und die viereckigen Exemplare treten später, nach dem dritten Drittel des 7. Jahrhunderts auf. Diese kommen mit zylindrischen Ohr­gehängen und Schwinganhängern und mit Hirsen- und Melonenkernperlen vor. Die meisten viereckigen Agraffen können in Vergesellschaftung von Ohrgehängen mit Per­lenanhänger und von klassischen schwarzblauen Melonen­kernperlen an den Anfang des 8. Jahrhunderts datiert wer­den. Die chronologische Lage der herzförmigen Agraffen kann nur nach dem Vorkommen von neuen Funden genauer bestimmt werden. Das Erscheinen der gepreßten blechernen Agraffen ist im Karpatenbecken in die Frühawarenzeit, also in das erste Drittel/zweite Viertel des 7. Jahrhunderts — also früher als das von den Forschern (SZABÓ 1968, 48; ClLINSKÁ 1975, 83; GARAM 1978, 215; KÜRTI-WICKER 1991, 21) bis dahin all­gemein in das dritte Viertel des 7. Jahrhunderts datiert wurde — zu datieren. Die bekannten awarenzeitlichen Exemplare können örtliche Produkte sein. In der Frauen­tracht wurden sie durch die neue Mode, d. h. von den paßförmigen Agraffen in der zweiten Hälfte des 8. Jahr­hunderts abgelöst. Übersetzt von Katalin H. SIMON Balogh Csilla Móra Ferenc Múzeum 6701 Szeged Pf.474

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