A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)

BENDE Lívia: Tausírozott díszű övgarnitúra a pitvarosi avar temetőből

da man auch im Falle der Ingebrauchnahme als Gürtel­beschlag eine authentische technische Lösung anwandte. Für eine Deutung als Gürtelbeschlag auf dem fraglichen Gürtel spricht es, daß die Riemenzungen sowohl von den Gürtelbeschlägen als auch voneinander abweichen, während die Gürtelbeschläge hinsichtlich des Musters den gleichen Typ vertreten. Die Aufhängung der Hauptriemenzunge erin­nert eher an die Gürtelbeschläge. Der Lederriemen wurde mit zwei, mit Kupfer angelöteten Ösen an der Rückseite der Riemenzunge befestigt. Dieser Gegenstand selbst ist übri­gens dünner als die anderen. Die Lage der Gürtelbeschläge weist eindeutig darauf hin, daß die Nebenriemenzungen den hinteren Teil des Gürtels verzierten. Die Nebenriemen schlössen sich dem Gürtel also bei den doppelschildförmigen bzw. zusammen­gesetzten Beschlägen an. Der Vorderteil des Gürtels wurde mit den schildförmigen Beschlägen verziert. Aus der Rich­tung des Schnallendornes und der Lage der Schlaufe ist es — trotz der Störung — darauf zu schließen, daß sich der Gürtel nicht gewöhnlich nach rechts, sondern nach links öffnete (Abb. 1; Abb. 4. 3). Die Verzierungsmotive der Riemenzungen weichen so­wohl voneinander als auch von denen der Gürtelbeschlä­ge ab. Das zentrale Feld des tauschierten Musters einer der Riemenzungen (Abb. 5. 12; Abb. 6. 11; Abb. 7. 11; Abb. 8. 11) wurde mit einem vierfachen Spiralmotiv punktsym­metrischer Lage ausgefüllt. Die Vorderseite der bruchstück­haften Hauptriemenzunge (Abb. 5. 14; Abb. 6. 12; Abb. 7. 12; Abb. 8. 12) wurde ebenfalls mit spiegelungsgleichen messingenen und silbernen Schneckenlinien verziert. Die profilierte Form und Verzierung sind für die zu behan­delnden Gürtelgarnituren nur wenig kennzeichnend, sie stehen den zeitgenössischen — im germanischen Gebiet benutzten — Pferdegeschirrzierden nahe. Wie auch die Stücke von Pitvaros zeigen, ist es für die bei der Verzierung der aus vielen Teilen bestehenden Gürtelgarnituren ange­wandte Spiraltechnik kennzeichnend, daß man zweierlei Metall innerhalb einer Spirale benutzte. Dieses Verfahren könnte offensichtlich eine ästhetische Bedeutung gehabt haben. Im verzierten Feld beider anderer Riemenzungen (Abb. 5. 10-11; Abb. 6. 9-10; Abb. 7. 9-10; Abb. 8. 9-10) erscheint eine einfachere, bandartige, S-förmige Kompo­sition, die durch einen messingenen Rahmen und eine bime­tallene Punktreihe mit den anderen Beschlägen des Gürtels eine Einheit bildet. Die Vorderseite aller Gürtelbeschläge (Abb. 5. 2-A, 6-9; Abb. 6. 2-8; Abb. 7. 2-8; Abb. 8. 2-8) wurde mit Silber und Messing tauschiert. In der Mitte des Musters wurden ineinander beißende Tiergestalten in einer Achterschleife stilisiert dargestellt. Der Hintergrund des Musters ist ver­silbert, die zur Verfeinerung der Darstellung dienenden Details wurden durch die Anwendung von Messingdrähten betont. Ein linienartig ausgeführter Messingrahmen und eine aus zwei, sich wechselnden Metallarten bestehende Punktreihe umrahmen das zentrale Motiv. Auf einigen Be­schlägen (Abb. 5. 2-4, 6-7; Abb. 6. 2, 5-8; Abb. 7. 2, 5-8; Abb. 8. 2, 5-8) gesellen sich die Zeichen der Füße zu den Tierköpfen. Die Verzierungen der mehrgliedrigen bzw. schildförmigen Beschläge sind im wesentlichen gleich. Wichtige Elemente des Musterschatzes der Tauschie­rung aus dem 7. Jahrhundert sind die figuralen Tierdar­stellungen, die auf dem behandelten Gürtel zu sehen sind. Häufig erscheinen diese als Tierköpfe, manchmal als die, aus kurzen parallelen Linien bestehenden Zeichen von Fü­ßen in Achterschleife oder in einer solchen Flechte. So symbolisierte die Darstellung das ganze Tier restlos. Die Verschmelzung des Tieres und Flechtbandes ist der Haupt­charakterzug des II. Stils. Manchmal wurden vermutlich Vierfüßler oder eventuell Schlangen dargestellt (MUHL 1994, 55, 58, 61-63). Dem Prozeß des Zerfalls des Motivs von verschiedenem Maße kann man auf den Beschlägen der Garnitur von Pitvaros auf der Spur folgen. In der Tat sind alle Gürtelbeschläge von einzelner Ausführung, auch noch die mit Tierköpfen ausgefüllten unteren Felder der beiden doppelschildförmigen Beschläge sind verschieden. Die tauschierte, aus vielen Stücken bestehende Garnitur scheint für die ostalamannische, bayrische und langobar­dische Tracht kennzeichnend zu sein. Sie spiegelt die kul­turelle Verbindung zwischen dem langobardischen Italien und der Region nördlich der Alpen, ist aber im fränkischen und burgundischen Gebiet vollkommen unbekannt (FIEDLER 1994, 37, 40; MENGHIN 1994, 19; MUHL 1994, 57-58). Der schmale Gürteltyp byzantinischen Ursprungs, der mit Ne­benriemen vesehen wurde (BÁLINT 2000), wurde in dieser Gegend in der Mitte des 7. Jahrhunderts vom ostmediterra­nen Gebiet übernommen. Das brachte eine radikale Ver­änderung in der Männertracht, für die bis dahin der mit drei Beschlägen verzierte Gürteltyp einfacher Konstruktion kennzeichnend war. Max Martin, der die awarenzeitlichen tauschierten Gür­tel im Karpatenbecken zusammentrug, ordnete die in Trans­danubien bzw. jenseits der Theiß vorgekommenen Exem­plare in eine ältere und in eine jüngere Gruppe ein. Diese Gruppen entsprechen dem 2. bzw. 3. Horizont der chro­nologischen Einordnung der nordalpinischen Gürtel, d. h. der Gruppe der aus drei, später vielen Stücken bestehenden Garnituren. Demnach können die folgenden, im Karpaten­becken vorgekommenen Exemplare der jüngeren Gruppe der tauschierten Gürtel, also den aus vielen Stücken beste­henden Garnituren zugeordnet werden (MARTIN 1996, 63-64; MARTIN 1996a, 345): die im Grab 200 von Előszáilás-Baj­csihegy gefundene, aus Beschlägen mit Gesichtsdarstellung bestehende Gürtelgarnitur; vier Eisenbeschläge einer aus vielen Stücken bestehenden, mit langen Beschlägen ver­zierten, tauschierten Gürtelgarnitur, die im Grab 6 im Grä­berfeld von Keszthely im Jahre 1951 vorkamen, ferner Bruchstücke von ähnlichen Eisenbeschlägen aus dem Grab 14; die Gürtelgarnitur mit Bandflechtverzierung und einer Riemenzunge mit einer Tiergestalt von Cserkút (Streufund); die im Grab 520 von Alattyán gefundenen Stücke einer, aus ebenfalls langen Beschlägen bestehenden Garnitur und die im Grab 16 von Sommerein vorgekommene, ebenfalls mit schmalen, länglichen Beschlägen verzierte Garnitur. Dieser Gruppe kann noch die einzige, im Grab 341 des Gräberfeldes von Kölked-Feketekapu-A gefundene, mit Spiralmuster verzierte Riemenzunge eines ursprünglich aus vielen Stücken bestehenden Gürtels zugeordnet werden. Das kam in Vergesellschaftung von kleineren Bronze- und Sil­berblechriemenzungen und Eisenschnallen zum Vorschein und war der Bestandteil eines Gürtels mit Nebenriemen. Zur älteren Gruppe, der die aus drei Stücken beste­henden und fallweise mit einer Riemenzunge ergänzten

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