A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)

PÁVAI Éva: Templomi kegytárgyak tartozékai az ellési monostor területéről

ZUBEHÖRTEILE VON KIRCHLICHEN DEVOTIONALIEN IM FUNDMATERIÁL DES MONASTERIUMS ELLES Éva PÁVAI Das Monasterium „Elleus,, des Geschlechts Bor-Kalán wur­de zuerst 1306 in den schriftlichen Quellen erwähnt. Die bisher freigelegten Gebäudereste weisen darauf hin, daß hier eine dreischiffige Kirche mit einer Sakristei in den er­sten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts stand und ein aus we­nigen Räumen bestehendes Kloster wahrscheinlich nach dem Tatarensturm zur Südseite zugebaut wurde. In der vorliegenden Studie werden die bisher im Verlauf der Freilegungen vorgekommenen Figuren behandelt, die Zubehörteile von Limoges-er bzw. heimischen Prozessions­kreuzen waren. Alle Gegenstände kamen in der Kirche des Monasteriums oder in ihrer Umgebung in einer kleiner Tie­fe, in der obersten Trümmerschicht zum Vorschein. Die Analogie der dickwandigen, gegossenen, kupfernen, vergol­deten, emaillierten Marienfigur (Abb. 1.1; Abb. 2. 1-2) ist in der Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums zu fin­den. Eine ähnliche Figur (Abb. 1. 2) wird in der Stadt Soest (Deutschland, Nordrhein-Westfalen) im Denkmalamt aufbe­wahrt. Diese Figur wurde 1991 im nordöstlichen Teil der Gemarkung der Stadt auf dem Fundort Wüstung Gelmen mit Hilfe eines Metallsuchgerätes gefunden. All diese Ge­genstände wurden mit der gleichen Technik, mit Emaileinla­ge und oberflächlicher Vergoldung verziert. Aufgrund der charakteristischen Haltung des Kopfes, der Hände und des dunkelblauen, reich gefalteten Gewandes ist es festzustel­len, daß alle drei Marienfiguren den gleichen Kreuztyp vertreten, der in den südlichen Emailwerkstätten für Han­delszwecke vom Ende des 12. bis zum Ende des 13. Jahr­hunderts serienhaft erzeugt wurde. Vollkommene Kreuze dieses Types sind auch in Frank­reich in den Kirchen von Neuchâtel-en-Bray, Paris, Nantes, Le Mans und Châlon-sur-Sâone und in der Schatzkammer des Domes von Treves, ferner in Köln, Stockholm und in Österreich in der Kirche von Bartholomäberg bekannt. In Ungarn vertreten das im Jahre 1942 gefundene Prozessions­kreuz von Szarvas-Oskola-Flur und u. a. der jüngst publi­zierte Korpus aus der Sammlung des Móra-Ferenc-Muse­ums von Szeged (BÉRES 1998) diesen Kreuztyp. Das Auftauchen der Limoges-Ware in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Ungarn kann mit den, sich an der Wende des 12. und 13. Jahrhunderts verstärkenden politi­schen und kirchlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Ungarn in Verbindung gebracht werden. Der König Béla III (1172-1196) war von französischer Bildung, seine zweite Frau, Margarethe stammte aus der französischen kö­niglichen Familie Capet. Sowohl die Marienfigur von Elles als auch das Exem­plar im Ungarischen Nationalmuseum können in das 13. Jahrhundert datiert werden. Zu einer genaueren Datierung besteht keine Möglichkeit. Ihr hiesiges Auftauchen kann mit dem Tatarensturm eindeutig nicht in Zusammenhang ge­bracht werden. Die Figur von Gelmen kann aus Mangel an sonstigen Angaben ebenfalls in das 13. Jahrhundert datiert werden. Die mit dem Plattenbelag des Kreuzbalkens erhalten ge­bliebene Figur, die oben ein Prozessionskreuz mit Krük­kenende vezierte (Abb. 1. 3; Abb. 2. 3-4) ist ebenfalls von Limoges-er Ursprung. Ähnliche Kreuze sind in Frankreich (in der Kirche von Liöge bzw. Menussac), in Kopenhagen und London bekannt. Die beste Parallele der im Gebiet des Monasteriums von Elles vorgekommenen Figur mit Rück­seite ist eben das Kreuz von Menussac. Im Gebiet des Monasteriums von Elles wurden auch zwei vergoldete, gepreßte Bleche gefunden (Abb. 3. 1-2), die aber den Gegenständen Limoges-er Ursprungs nicht zu­geordnet werden können. Die unten behandelten Gegenstände gehören zu Kreu­zen, die nach Limoges-er Muster in unserer Heimat von ört­lichen Meistern mit einfacheren Werkzeugen und in einfa­cherer Ausführung erzeugt wurden. Einer dieser Funde ist der kleine Korpus von Elles (Abb. 1. 4). Das südlich von Ellésmonostor, in Hódmező­vásárhely-Kopáncs vorgekommene Stück mit einem Kreuz gilt trotz seiner Abweichungen als eine erwähnenswerte Analogie unseres Exemplares (Abb. 4). Beide Korpusse mit dem Kreuz sind Produkte von unga­rischen Werkstätten, die unter Limoges-er Wirkung, die Tra­dition der vor dem Tatarensturm gewöhnlichen ungarischen Kreuze fortsetzend in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun­derts wieder zu arbeiten begannen. Diese Werkstätten könn­ten - nach dem Zeugnis der bis jetzt vorgekommenen Funde - größtenteils östlich der Donau, überwiegend in der Unga­rischen Tiefebene gearbeitet haben. Die hiesigen Meister wandten einfachere Techniken und Formen an als die von Limoges, und häufig arbeiteten sie mit Hilfe von gravierten Detailmustern, aber ohne Email. Trotz der vielen allgemein kennzeichnenden Züge kann man die Existenz weder einer einzigen zentralen Werkstatt noch eines einheitlichen Stils annehmen. Aufgrund der Ähnlichkeit der Korpusse von Elles und Hódmezővásárhely nach Aussicht und Größe halte ich die Existenz einer „lokalen" Werkstatt in der südlichen Tiefebe­ne, an der Theiß bzw. zwischen der Körös und Maros für möglich. Auf Wasserweg könnte die Werkstatt mit Rohstof­fen leicht versehen worden sein. Unter den, von ungarischen Meistern hergestellten Kor­pussen können zweierlei Typen bestimmt werden: Der eine läßt sich eher zu den Vorschriften und Formen von Limoges binden. Sie stellen den toten, gekrönten Erlöser mit auf die Seite gekipptem Kopf und manchmal mit einer Stütze unter den, sich nebeneinander befindlichen Füßen dar. Die Exem­plare des anderen Types betonen das Wesentliche bewah­rend das lebendige Wesen des Erlösers. Eine ähnliche Lage ist bei den meisten, vor dem Tatarensturm gefertigten Kor­pussen zu beobachten, die gekrönt und erhobenen Hauptes auch als lebendige Erlöser vor dem Kreuz stehen. Nach dem Tatarensturm, ab der Mitte des 13. Jahrhun­derts taucht der gleiche Gedanke unter der Wirkung der se-

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