A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)

TROGMAYER Ottó: Crux aurea reginae Giselae (Talányok és bizonyosságok)

der Säkularisation des bairischen Mönchsvermögens (1803) im Chor, später in der Sakristei des Klosters von Regens­burg-Niedermünster. Ab 1811 gilt sie als einer der teuersten Schätze der im Jahre 1565 gegründeten bairischen fürstli­chen, dann königlichen Schatzkammer. Zwischen 1811 und 1937 war sie in der Reichen Kapelle hinterlegt. Seit 1958 ist dieser Gegenstand in der Ausstellung der. nach den Kriegs­beschädigungen erneuerten Schatzkammer zu sehen. Zum ersten Mal wurde dieses Kreuz 1777 in Kaschau publiziert und im ersten Jahre unseres Jahrhundertes von Béla Czobor ausführlich beschrieben bzw. alle seiner In­schriften veröffentlicht. Ein Stich über das Kreuz erschien auch in den anläßlich des Millenniums herausgegebenen Publikationen. Tibor Gerevich ließ schon ein Foto über die­sen Kunstgegenstand in seinem zusammenfassenden Werk erscheinen. Auch Eva Kovács beschäftigte sich mit dieser Reliquie in ihrer 1974 veröffentlichten Studie. Nach Tibor Gerevich behandelte János Horváth jr. im Jahre 1956 die in Versform geschriebene Inschrift des Kreuzes. Schließlich wurde dieser Gegenstand von Eva Kovács in ihrem Vortrag in Veszprém nach einer autopsiven Beobachtung und nach der Konsultation mit dem berühmten Medievalisten Tamás Bogyay komplett und modern bewertet. Tibor Gerevich, János Horváth jr. und Eva Kovács warfen die Möglichkeit gleicherweise auf. daß man dieses Kreuz in einer königlichen Goldschmiedewerkstatt in Ungarn gefertigt haben könnte. Das Kreuz ist 44,5 cm hoch. Sein Kern besteht aus Ei­chenholz, das mit Seide eingewickelt wurde. Darauf befin­den sich Edelsteine und Goldplatten, die mit eingefaßten Emailplatten verziert wurden. In der Mitte der Rückplatte ist die Figur des gekreuzigten Christus zu sehen, die nur mit Umrissen bezeichnet ist und sich vom Hintergrund kaum abhebt. Auf den Stielen des Kreuzes sind die Symbole der Evangelisten und auf der Vorderplatte die gegossenen Figu­ren von Christus und beider Königinnen Giselas zu finden. Auf dem Kreuz sind drei zusammenhängende lateini­sche Inschriften zu lesen, die von den Forschern abwei­chend übersetzt und interpretiert wurden. Ich meine, daß eine Hymne oder ein liturgischer Text auf dem Kreuz vor­kommt. Die Bedeutung der Texte ist unermeßlich groß, da der Vers auf der Vorderplatte — außerdem, daß er direkt für unseren untersuchten Kunstgegenstand geschrieben wurde und so ein aktueller Vers ist — ein Meisterwerk vom An­fang des 11. Jahrhunderts ist. Die beiden anderen Inschriften bergen wichtige Informationen über die Fertigungsumstände des vorliegenden Kunstwerkes in sich. Das Kreuz wurde sicher nach 1006 gefertigt, da Gisela von Burgund in diesem Jahr im Kloster Niedermünster von Regensburg starb. Aufgrund der Inschriften und der Darstel­lung mit Krone auf dem Kreuz kann man beinahe gewiß an­nehmen, daß diese werte Reliquie noch vor dem Tod des Kö­nigs St. Stephan, d. h. vor 1038 nach Regensburg gelangte. In dieser Arbeit mußten wir zahlreiche Annahmen for­mulieren, da dieses Kunstwerk, das ohne Analogien steht, zur Beantwortung unserer Fragen nicht als ein fester An­haltspunkt dient. Von János Horváth jr. wurde die Möglich­keit aufgeworfen, daß die Hauptinschrift der Vorderplatte das älteste, lateinisch in Versform geschriebene Sprachdenk­mal der Ungarn. Die Inschriften des Krönungsmantels wur­den nämlich in Leoninus-Hexametern geschrieben. Diese Versform kann bis Ovidius zurückgeführt werden, sie wurde aber seit der Mitte des II. Jahrhunderts allgemein. Nach sei­ner Inschrift wurde der Krönungsmanlel auf das Jahr 1031 fertig. Nimmt man an. daß sich der Leoninus-Hexameter bis dahin schon voll entfaltete, so scheint die Voraussetzung, wonach das Kreuz früher gefertigt werden mußte, berechtigt zu sein. Es wäre schwierig, daran zu denken, daß die Toch­ter nach Jahrzehnten nach dem Begräbnis ihrer Mutter eine wertvolle Reliquie für das Grab vor dem Altar der Kirche geschenkt hätte. Als Analogie der Emailarbeiten und der Umrandung der Kreuzbedeckung gilt der Behälter des Uta­Evangeliariums, das man gewöhnlich um 1020 datiert. Auf­grund deren ist die Datierung der Arbeitszeit der Goldschmie­de zwischen 1006 und 1020 wahrscheinlich nicht falsch. In der westlichen Fachliteratur behaupten die Forscher beinahe übereinstimmend, daß dieses Kreuz von einem Goldschmied oder von mehreren Goldschmieden von Re­gensburg gefertigt wurde. Tibor Gerevich warf zuerst die Möglichkeit auf. daß man diesen Kunstgegenstand auch in Ungarn gefertigt haben könnte. Wir verfügen über zahlrei­che indirekte Angaben, die beweisen, daß auch eine Gold­schmiedewerkstatt zum königlichen Hof gehört haben dürf­te. Man muß damit rechnen, daß die Anzahl der während der Regierung des Königs Stephan in Ungarn errichteten Kirchen — mit den neu gegründeten Klöstern zusammen — viel mehr als 150 war und auch diese mit Goldschmiedear­beiten versorgt werden mußten. Es ist nicht möglich, daß all diese Bedürfnisse durch Import befriedigt werden konnten. Das einzige erhalten gebliebene Kunstwerk dieser Werkstatt oder dieser Werkstätten (hier kann man an Esztergom oder Veszprém gleicherweise denken) ist das Gisela-Kreuz. Übersetzt von Katalin H. SIMON Trogmayer Ottó MFM - JA TE Régészeti Tanszék 6720 Szeged Roosevelt tér 1-3.

Next

/
Thumbnails
Contents