A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)
NAGY Margit: Ornamenta avarica II. A fonatornamentika
ständen aus: Mezőbánd/Band Grab XXXIX. Um die Steineinlage (ein Kreuz) mit getieftem Grund stehen „verkürzte'* Tiergestalten (Abb. 7. 1) mit betonten kralligen Beinen (Abb. 7. la-c) (FETTICH 1926, Abb. 13); Kunmadaras, Goldbeschlag des Aufhängegliedes des Schwertes. Negatives Dreibandgeflecht mit kralligem Tierbeinende (Abb. 7. 2) (HAMPEL 1905 III, 272, la); Bocsa, Aufhängeglied des Schwertes mit Granateinlage und gezähnten Tierbeinen (Abb. 7. 3-4) (GARAM 1993,136, 1-2); Csákberény. Grab 379. (?), gepreßter Silberbeschlag mit dem Detail eines aus kralligen Tierbeinen bestehenden Herakles-Knotens (Abb. 7. 5) (FETTICH 1965, 109, Abb. 174. 2). Der Besitzer des Ringes, der Schwerter und des Beschlages wurde in den aufgezählten Fällen durch krallige Tierbeine „geschützt." Es ist offensichtlich, daß man in der Awarenzeit den Tierbeinen und magischen Knoten — vom Ethnikum unabhängig — eine apotropäische Kraft beimaß. Bei der Verzierung des Ringes von Mezőbánd wurde noch eine Nielloeinlage angewandt, aber dieses Goldschmiedeverfahren kann im Falle der bis dahin bekannten qualitätsvollsten Gegenstände der awarischen Tierornamentik, so auch bei der der Jankovich-Schnalle und -Riemenzunge nicht mehr beobachtet werden. Nach der Zusammenfassung von H. Amrein und E. Binder über die Goldschmiedetechniken stellen wir die einzelnen Arbeitsphasen der Niellofertigung vor (Abb. 8. 1-2) (AMREINBINDER 1997, Abb. 405). Wir wissen nicht, wie die awarenzeitlichen Goldschmiede das Niellopulver fertigten, wenn sie das überhaupt benutzten. Die Fertigung der Nielloeinlage dauerte ganz gewiß lange, die die awarenzeitlichen Goldschmiede wegen der Massenproduktion sich nicht erlauben konnten. Das Niello wurde also durch eingekerbte oder punzierte Linien und keilförmige Zeichen bzw. Halbkreise ersetzt. Im Grab 1280 von Zamárdi wurde eine vergoldete Hauptriemenzunge mit Glaseinlage in Zellentechnik gefunden. Der obere Teil der scharnierten Riemenzunge ging wahrscheinlich zugrunde, dieser Teil sollte ergänzt werden. Auf dem neuen oberen Teil benutzte man, der awarischen Praxis entsprechend, die Zähnung. Nach der Meinung von E. Bárdos ist der untere Teil der Riemenzunge der ältere (BÁRDOS 1998, Abb. 19; HARMATTA 1996, Abb. 6, NAGY 1998, Abb. 25 11). Ihre Feststellung können wir durch die Erklärung bestätigen, wonach die Konturen der Verzierung auf dem unteren Teil der Riemenzunge mit Nielloeinlage ausgefüllt sind; hier kommt keine Zähnung vor. Auf dem als Ersatz gefertigten oberen Teil bezeichnen kurze Striche nach awarischem Brauch die Stelle der Nielloeinlagen. Der Ersatz ist in diesem Fall sicher ein awarischer Guß, die Nielloeinlage des unteren Teiles der Riemenzunge wurde mit Zähnung nachgeahmt. Natürlich können wir die Möglichkeit der Existenz der auf hohem Niveau tätigen awarischen Werkstätten nicht ausschließen, in denen die Edelmetallschmuckstücke mit Nielloverzierung hergestellt wurden. Zusammenfassend: Nach der kurzen Übersicht der Forschungsgeschichte können wir feststellen, daß die Ansicht allgemein anerkannt ist, nach der das Erscheinen der Flechtbandornamentik mediterranen Ursprungs in der germanischen Kunst mit dem Christentum in Verbindung stand. Gegenwärtig kann die Frage nicht beantwortet werden, ob die mannigfaltige Flechtbandornamentik der Awarenzeit im Karpatenbecken einen heidnischen Hintergrund hätte, oder die Popularität der Geflechte mit einfachen Gründen, z. B. mit der Ähnlichkeit mit den geflochtenen Textilmustern erklärt werden kann. Soviel ist sicher, daß die auch von den Awaren benutzte mediterrane Flechtbandornamentik im Karpatenbecken bereits in der ersten Hälfte des 6. Jahrhundertes, zur Zeit der pannonischen Langobarden bekannt war. Am frühesten erschien die Darstellung des apotropäischen Herakles-Knotens und des „Menschenkopf-Tierbeine"-Motivs bei den Langobarden — bei den letzteren ist auch ein synkretistischer, heidnisch-christlicher Inhalt vorstellbar. Auf Synkretismus beruhende Kompositionen (Menschenkopf-Tiergestalten) fertigten auch die awarischen Goldschmiede, aber der Glaube an die schützende Kraft der Tierbeine und der magischen Knoten konnte natürlich allgemeingültiger sein. Die Tierbeindarstellungen des Schwertriemenbeschlages im Grab 34 von Szentendre können als eines der Vorbilder der awarenzeitlichen Zähnung betrachtet werden. Vom Gesichtspunkt der Goldschmiedetechnik aus ist das charakteristische awarische Stilelement, die Zähnung für die Vereinfachung der einen langen Arbeitsprozeß beanspruchenden Nielloeinlage zu halten. Das ist also die schnelle, einfache, billige Lösung der aus Linien-Halbkreisen bestehenden inneren Verzierung der Tiergestalt- oder Flechtbandmuster. Übersetzt von Katalin H. SIMON Nagy Margit Budapesti Történeti Múzeum, Aquincumi Múzeum 1031 Budapest Szentendrei út 139. 1. kép: 1: Svetec/Schwaz, fibula (HASELOFF 1981, Abb. 484): 2: Szentendre 29. sír, fibula (HASELOFF 1981, Abb. 485); 3: a szentendrei 29. sírfibulája láblemezének díszítése, negatív minta; 4: ugyannak pozitív változata. M.: 1,5:1 Abb. 1:1: Svetec/Schwaz, Fibel (HASELOFF 1981, Abb. 484); 2: Szentendre Grab 29, Fibel (HASELOFF 1981, Abb. 485); 3: die Verzierung der Fußplatte der Fibel im Grab 29 von Szentendre, Negativmuster; 4: die positive Variante desselben Musters. M.: 1,5:1