A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)

B. TÓTH Ágnes: A szarvasi gepida fibula és köre. A szarvasi gepida leletek a Magyar Nemzeti Múzeum gyűjteményében

Ähnliches passierte mit einem anderen Fibelpaar: Ein Stück wurde im Ungarischen Nationalmuseum vom Fundort Ószőny, das andere Exemplar im Kunsthistorischen Muse­um von Wien vom Fundort Steinamanger-Szombathely an­gekauft, aber die beiden gehörten ebenfalls einem Fibelpaar an. und sie stammen wahrscheinlich aus Brigetio.) Die Fibeln von Szarvas (und darunter verstehe ich im folgenden auch die in St. Germain-en-Laye aufbewahrte Fi­bel) verfügen in ganz Europa über keine genauen Analogi­en, aber im Karpatenbecken haben sie zwei Paralellen: die von Nagyvárad-Guttmann-Ziegelei (1876) und die schon er­wähnte von Ószőny. Ihre gemeinsamen Züge sind das tier­kopfförmige Ende der Fußplatte, die gleiche Breite des Bü­gels und des Fußes und die in Zellen eingefaßten Steineinlagen des Bügels und der Kopfplatte. Das Exemplar von Ószőny steht den beiden anderen typologisch ein wenig fern (es ist größer, flacher und seine Verzierung ist nicht so fein): Diese Fibel kann dem Typ Wittislingen nach Kühn leicht zugeordnet werden. Die Fibel von Ószőny wurde also in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, aber vermutlich nicht im Karpatenbecken, sondern in Thüringen hergestellt. — Die Fibel von Szarvas und Nagyvárad stehen einander näher. Sie können vom Typ Krefeld abgeleitet werden. Zu diesem Typ gehören noch viele einfachere, billigere Stücke, die in den gepidischen Gräberfeldern in der Tiefebene vor­kamen und vermutlich an Ort und Stelle erzeugt wurden. Die in Zellen eingefaßten Steineinlagen sind für den Typ Krefeld nicht, aber für die thüringischen Fibeln (mit Vogel­und Zangenkopf) aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhundert umso mehr kennzeichnend. Nach einer gründlichen Unter­suchung kann man aber feststellen, daß nur die entfernten Analogien der Kopfplatte und der Steineinlagen der Fibel von Szarvas im Kreis der thüringischen Fibeln zu entdecken sind. Die Fibel von Szarvas und Nagyvárad können eher örtliche Nachahmungen von fränkischen oder thüringischen Stücken sein. Noch eine Analogie der Kopfplattenform der Fibel von Szarvas könnte erwähnt werden: Das ist eine lo­tosblumenförmige Variation der Zikadenfibeln, auf der die Spirale der Fibel ebenfalls unter dem blumenkelchförmigen Teil zu finden ist. Dieser Zikadentyp konnte — nach seinem Verbreitungsgebiet beurteilt — im Karpatenbecken, in der Mitte oder zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hergestellt werden. Die Kopfplatte der Fibel von Szarvas wurde ver­mutlich dem Zikadenmotiv entsprechend ausgestaltet. Das Zikadenmotiv selbst war langlebig und weitverbreitet. Es kommt z. B. auf der Fußplatte von größeren gepidischen Fi­beln aus dem 6. Jahrhundert vor. In anderen germanischen Gebieten tritt es in Form der Zikadenfibeln (Altenerding) und an Schmucksachen mit Anhängern (Reggio Emilia) ebenfalls auf. Als Motiv ist die Zikade auf fränkischen Schnallen, Schmucksachen und am Ende des 6. und Anfang des 7. Jahrhunderts - schon in kaum erkennbarer Form - als ein Element der größeren Cloisonné-Ornamentik bekannt. Zur Datierung der Fibeln tragen die Funde von Nagy­várad-Guttmann-Ziegelei bei, genauer die Prunkschnalle dieses Fundes mit Kerbschnittverzierung, in Zelle eingefaß­te Almandineinlage und mit quadratischem Preßblech. Die­se Schnalle kann in das letzte Drittel des 5. bzw. an den An­fang des 6. Jahrhunderts datiert werden. Die Fibeln von Szarvas und Nagyvárad könnten also in dieser Zeitspanne, vielleicht eben in einer, in dieser Gegend tätigen Gold­schmiedewerkstatt hergestellt worden sein. Nach den neue­sten Forschungen kann nämlich je eine Goldschmiedewerk­statt in der Umgebung von Nagyvárad bzw. an den Flüssen Körös angenommen werden. Obwohl diese Fibeln ihrer Form nach zu den Bügelfi­beln gehören, wurden sie wegen ihrer kleineren Größe für Kleinfibeln gehalten. Meines Erachtens kann diese Feststel­lung aber bloß aufgrund der Größe nicht bestätigt werden. Aufgrund der gesammelten Angaben — dabei ohne An­spruch auf Vollständigkeit — wurden die kleineren, zumeist gravierten Fibeln auf vielerlei Art, überwiegend aber paar­weise von den wohlhabenden und ärmeren Frauen von ver­schiedenen Gemeinschaften getragen, während die Peplos­Tracht der Adeligen (worauf regelmäßig die großen Silber­blechfibeln hinweisen) in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhun­derts ebenfalls beliebt war. Es gibt nur wenige, nicht ausge­raubte, mit modernen Methoden, in gepidischen Gebieten freigelegten und publizierten Frauengräber aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Darum kann man nicht feststel­len, wie sehr die Tracht mit, in der Beckengegend oder dar­unter vorkommenden Prunkfibeln merowingischen Typs und mit Kleinfibeln auf der Brust verbreitet war. Nach den wenigen sicheren Informationen trugen die wohlhabenden Frauen je eine Prunkfibel auf der Taille, und auch die Tracht, für die Gürtel mit herunterhängenden, mit Silber­und Bronzebändern, Ringen, am Ende mit Prunkanhängern versehenen Riemen kennzeichnend waren. Zusammenfassend: Eine im, auf dem Gebiet bzw. in der Umgebung des heutigen Szarvas belegten gepidischen Grä­berfeld bestattete Frau (ein Mädchen?) könnte die im Unga­rischen Nationalmuseum aufbewahrte Fibel mit ihrem, nach Frankreich gelangten Paar getragen haben. Sie/es dürfte auf­grund der hohen Qualität der Fibeln einer wohlhabenden (adeligen?) Schicht angehört haben. Diese Schmucksachen konnten im letzten Drittel des 5., spätestens Anfang des 6. Jahrhunderts erzeugt werden. Es ist unbekannt, welche Kleidungsstücke mit diesen Fibeln zusammengehalten wur­den, ferner können wir auch den Zeitpunkt ihrer Grablegung nicht bestimmen. Übersetzt von Katalin H. SIMON B. Tóth Agnes MFM - JA TE Régészeti Tanszék 6720 Szeged Roosevelt tér 1-3.

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