A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 4. (Szeged, 1998)

SZATMÁRI Imre: A medgyesegyházi Árpád-kori corpus

DAS ARPADENZEITLICHE CORPUS VON MEDGYESEGYHÁZA Imre SZATMÁRI 1998 gelangte eine Christus-Gestalt von einem arpadenzeit­lichen Umzugskreuz ins Museum von Békéscsaba. Dieser im Jahre 1996 gefundene Gegenstand lag auf der Oberflä­che eines Ackerfeldes, in der Gemarkung von Medgyesegy­háza, vom südöstlichen Rand des Weichbildes einige hundert Meter weit entfernt (Abb. 1. 2). Anläßlich der Ortsbesichtigung wurde der Fundort genau bezeichnet. Bis dahin kam eine einzige awarenzeitliche Pfeilspitze in der Nähe vor. Keine anderen archäologischen Oberflächenfun­de wurden hier gesammelt. Dementsprechend muß das Corpus als ein Streufund behandelt werden. Die Christus-Gestalt (Abb. 2. 1-3) war in einer ein­seitigen Gußform aus Bronze gegossen worden. Der Körper ist voll. Die ganze Oberfläche war vergoldet, aber das ist stellenweise abgewetzt. Der linke Arm des Corpus fehlt unter dem Ellbogen. Der Grad der Korrosion weist darauf hin, daß dieser Bruch erfolgt war, bevor der Fund in die Erde gelangt ist. In der Linie der Knie wurde er aber neuerdings beschädigt. Das Corpus hat eine kraftvolle, würdige Haltung. Der Kopf ist aufgehoben und der Blick nach vorne gerichtet. Die Haare sind durch eingekerbte Linien bezeichnet. Ein dichter Bart umrahmt das magere Gesicht. Der Oberkörper ist glatt, der Arm ist gestreckt, die nach vorne gerichtete Handfläche ist mit einem Nagel durchschlagen. Vom Leib hängt ein kniehohes, rockartiges Hüftentuch herunter, deren Falten ebenfalls durch ge­kerbte Linien bezeichnet wurden. Unter den aufeinander liegenden Füßen wurde das Corpus mit einem anderen Bronzenagel am Kreuz befestigt. Die Rückseite ist flach. Im ganzen Gebiet Ungarns sind zahlreiche Umzugs­kreuze bzw. Christus-Gestalten von ähnlich einfacher Aus­Szatmári Imre Munkácsy Mihály Múzeum 5600 Békéscsaba Széchenyi u. 9. führung bekannt. Sie können meistens in das 12. Jahrhun­dert und an den Anfang des 13. Jahrhunderts datiert werden. Ungefähr zur Zeit des Tatarensturmes (1241) begannen die Massenwaren von Limoges die Gegenstände solchen Typs abzulösen. Auf dem Corpus von Medgyes­egyháza sind aber noch die kennzeichnend frühen forma­len Merkmalen sichtbar. Christus wurde lebendig, über die Sünde und den Tod triumphierend, über die Welt ewig herrschend dargestellt. Die Herstellungs- bzw. Benut­zungszeit des Umzugskreuzes ist höchstwahrscheinlich zwischen die Mitte des 12. und der Mitte des 13. Jahrhun­derts zu datieren. Im Komitat Békés verfügen wir bis jetzt über sichere Angaben nur von drei Umzugskreuzen, aber diese können nur auf Grund ihres Charakters mit dem Corpus von Medgyesegyháza zusammen erwähnt werden. Die in Bökény bei Szentes und in Hajdúsámson vorgekommenen Funde weisen — besonders aufgrund der Darstellung des Haares — bessere Übereinstimmungen mit unserem Stück auf. Die zeitgenössische Geschichte dieses Raumes un­terstützt die Datierung des behandelten Corpus. In der Umgebung des Fundortes — in einem Kreis von 2-4 km — existierten vier arpadenzeitliche Siedlungen, die auch eine Kirche hatten (Abb. 1.1). Das Umzugskreuz, an dem das Corpus befestigt war, könnte „zur Ausstattung" einer dieser Kirchen gehört haben. Seine Bedeutung ist in dieser Region hervorragend, und es bereichert durchaus die Nachlassenschaft der arpadenzeitlichen ungarischen Bron­zekunst. Übersetzt von Katalin H. Simon

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