A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 3. (Szeged, 1997)

STRAUB Péter: Avar kori tegezdíszítő csontlemezek. Motívumtipológia és kronológia

die Motive der Öffnung und der im allgemeinen zwei Randplatten fast immer verschieden sind, macht diese Tatsache selbst die Bearbeitung durch die Seriation möglich. Es ist aber nicht glücklich, eine Bestattung mit Hilfe eines einzigen Fundtyps zu datieren: Ein Grab ist durch sein vollständiges Fundmaterial zu datieren. Daher kann nur die Seriation aller Fundensembles eine vollkom­men verläßliche Relativchronologie ergeben, die Fundho­rizonte beachtet, wodurch das nach der Analyse der Motive erhaltene Ergebnis in unserem Fall wirklich bestä­tigt wird. Bezüglich der ganzen Awarenzeit gelang es mir mit Hilfe der Seriation, in die also nicht nur die Fundtypen, sondern auch die augenscheinlich Sondergruppen bilden­den, mindestens von zwei Fundorten bekannten Motive einbezogen wurden (STADLER 1996, 456), dreiundzwanzig Motive — davon verfügen fünf (1, 5, 7, 13, 14) über mehrere verwandte Variationen, darum wurden sie in Un­tertypen eingeteilt (1/a-b, 5/a-c, 7/a-b, 13/a-b, 14/a-c) — und zwei beinerne Köcherzubehöre (beinerne Riemen­zunge mit Flechtbandornament und kleine durchbohrte Tierkopfform) abzusondern. Da gegenwärtig 26 Fundensembles bekannt sind, in denen die geschnitzten Motive der Öffnungs- und Rand­platten des Köchers verschiedenen Motivtypen zuzuord­nen sind, wurde zuerst die Seriation der Motive der Köcherbeine — mit den eventuellen Köcherzubehören ergänzt — durchgeführt (Tab. 1). Darin mußten einige Motive (1/a, 5/a, 5/b, 12, 14/a, 16) ausgelassen werden, da sie in den bis dahin bekannten, Köcherbeine anderen Motivs enthaltenden Grabensembles nicht vorkommen. Die so erhaltene relativchronologische Reihenfolge der Motive — da sie nur auf drei Fundkreisen basiert — macht eine weitgehende chronologische Gliederung nicht möglich, aber einige Beobachtungen ja. Die Gräber mit Beinköchern selbst können aufgrund ihrer Köchermotive chronologisch in zwei Phasen geteilt werden. Aufgrund seiner Motive kann das Grab 208 von Jászapáti-Nagyállás als die Epochegrenze gedeutet werden. Da sich diese Seriation aber auf zwei Fundtypen gründet, und nur zwei verschiedene Motivtypen aus diesen Gräbern — ab­gerechnet das Grab 12 von Szeged-Fehértő-B und das Grab 208 von Jászapáti-Nagyállás — aufgenommen werden konnten, ist es nicht nötig, innerhalb des früheren (FA) und späteren (MA) Horizontes der Stelle der Gräber eine beson­ders wichtige Rolle beizumessen. Das Wesentliche ist, ob sie zu der früheren oder späteren Periode gehören. Es ist sehr auffällig, daß fünf verschiedene Motive auf den im Grab 12 von Szeged-Fehértó-B vorgekomme­nen Köcherbeinen abzusondern sind: Das ist eine einzigar­tige Erscheinung im Kreis der Gräber mit beinernen Köchern. Meiner Meinung nach weist das darauf hin, daß dieses Grab ganz sicher nicht einen einzigen Köcher ent­hielt bzw. es hier nicht um die Köcherbeine eines einzigen Grabes geht. Am Ende dieser Studie versuche ich dieses Problem zu klären. Der Wechsel der Früh- und Mittelawarenzeit wird von den Forschern auch als eine kulturelle und ethnische Änderung gedeutet, das bedeutet aber das Verschwinden der vor dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts im Karpa­tenbecken gelebten Bevölkerung nicht. Dementsprechend ist es von den Forschern angenommen, daß ein Teil der frühawarenzeitUchen Fundtypen in der Mittelawarenzeit „weiterlebt". Das wird auch durch die Seriation der Motive der Beinplatten bestätigt, da einige von ihnen — vier Motivtypen (Motiv 4, 6, 7/a, 9) — einen Übergang zwischen den erwähnten Perioden bilden. Die große Zahl der bei der Seriation anwendbaren 91 Gräber, mehr als 100 Funde und 23 Motivtypen, macht die Behandlung der Gräber mit Beinköchern der verschie­denen Epochen in zwei Etappen nötig. Nach der Seriation können 36 von den, für die Analyse geeigneten Gräbern in die Frühawarenzeit datiert werden, und 13 von den Motiven tauchen schon auf den frühawarenzeitUchen Köchern auf. In der relativchronologischen Reihenfolge der Seria­tion vertreten die Motive (Motiv 1/a, 1/b, 2) und Funde der ersten sechs Gräber — Szeged-Fehértó-B, Grab 5; Zsámbok, Grab 1; Mór-Akasztódomb, Grab 21; Kölked­Feketekapu A, Grab 21 und 107; Jutas, Grab 130 — den frühesten Horizont (Tab. 3). Diese Köchermotive (Abb. 1. 1-3), die in drei Fällen auch auf der Öffnungs- und Rand­platte der Köcher vorkommen, tauchen wie auch ein Teil des ihnen angehörenden gegenständlichen Fundmaterials später nicht auf. So sondert sich eine chronologische Gruppe ab. Auch aufgrund mehrerer Fundtypen (gegos­sener Beschlag vom Aradka-Typ, Perlenrand- und Zellver­zierung, imposante D-förmige Halterungsöse, knopfköpfiger Gürtelbeschlag) können diese Gräber von der Wende des 6. und 7. Jahrhunderts an ca. bis das erste Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden. Das Zuordnen dieser frühesten Köchermotive dem Fundmaterial der landnehmenden Awaren ist wegen deren Unbestimmtheit (BÁLINT 1995, 318-319; STADLER 1996, 460) und mangels ent­sprechender östlicher Parallelen aus dem 6. Jahrhundert auch weiterhin unsicher, darum werden sie bedingt als FA Ii-zeitlich erklärt. Mit den, dem zweiten Horizont angehörenden Kö­chermotiven (Motiv 4, 5/a, 5/b, 5/c, 6, 7/a, 7/b, 8, 9) verän­dert sich auch das kennzeichnende Fundmaterial. Diese Bestattungen können durch das hervorragende Grab 1 von Hajdúdorog, in dem die, mit einer silbernen Öse ver­sehene Münze von Phocas vorkam, ca. von dem ersten Drittel des 7. Jahrhunderts an datiert werden. Diese Motive (Abb. 2-3) sind — alle als FA HI-zeitlich gedeutet — bis zum Anfang der Mittelawarenzeit auf der Spur zu folgen, einige wurden aber auch in der Mittelawarenzeit benutzt. Als Ergebnis der Seriation wurde es klar, daß man im Falle mehrerer, nach der traditionellen Chronolo­gie als mittelawarenzeitlich bestimmter Gräberfelder — Győr-Téglavető, Jászapáti-Nagyállás, Szeged-Fehértó — mit der früher konkret nicht ausgesagten Tatsache, nämlich daß diese Gräberfelder auch von der Frühawaren­zeit benutzt waren, rechnen muß. Die Beobachtung der Reihenfolge der Seriation und der Stiländerungen der Motive beweist, daß die frühesten

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