A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Historica 1. (Szeged, 1995)

ZOMBORI István: Egy írástudó szegedi parasztpolgár a 20. század elejéről

Ein schreibkundiger Bauer von Szeged Anfang des 20. Jahrhunderts ISTVÁN ZOMBORI Der vorliegende Aufsatz zeigt eine Phase jener langjährigen Forschungen, die das Ziel haben, die Schriftwerke von einfachen, meist körperlich tätigen Menschen darzustellen. Diese haben lebenslang bäuerliche oder bürgerliche Lebensweise geführt, betreffs ihrer Bildung und Berufe gehörten sie den professionellen Schreibkundigen (Dichtern, Schriftstellern oder Wissenschaftlern) nicht an, trotzdem haben sie uns - infolge eigenartiger Schicksalswendungen oder persönlicher Begabung - Schriftwerke von höherem Niveau hinterlassen. Die diesmal ausgewertete Briefsammlung aus der Weltkriegszeit zeigt eigentlich keinen Sonderfall. Ähnliches Material, wenn in geringer Zahl und nicht von derselben Person, kann schon an mehreren Orten registriert werden. Die gemeinsamen Charakteristika und damit die Typologie dieser Schriften wurden schon von mehreren erfasst. Die jetzige Sammlung kann aber trotzdem für eigenartig gehalten werden. Der Faszikel, der auch diese Briefe enthält, ist das Fragment eines Familienarchivs. In diesem Archiv wurden ofizielle und private Schriften sowie Handschriften literarischer Art aufbewahrt. Aufgrund dieser letzten sind wir in der Lage, die Persönlichkeit und Bestrebungen eines nicht professionell schreibkundigen Bauern kennenzulernen. József Vajas (1877-1922) stammte aus einer Bauernfamilie der Unteren Stadt in Szeged, war selbst ein Landwirt, bei Ausbruch des Weltkrieges verheiratet und Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Es wäre merkwürdig zu erfassen, inwieweit das Schrifttum von Vajas durch die Stadt Szeged bestimmt wurde. Dieser Landwirt war nämlich nicht in einem kleinen Dorf wohnhaft, sondern war gleichzeitig ein Bürger einer grösseren Stadt, die wichtige Rolle in der Wirtschaft und Kultur der ungarischen Tiefebene spielte. In dieser Umgebung wurde sein Horizont von der Schule, der städtischen Politik, der täglichen Zeitungen und von den Begegnungen mit den Franziskanern wesentlich erweitert. Sein schriftliches Schaffen besteht aus einigen Dokumenten: zB. aus den von ihm verfassten Protokollen, Bittschriften, Reden, Brautführersprüchen, seinem Tagebuch während des Krieges und Briefen. Die gesamte Briefsammlung beträgt 134 Seiten. Die Mehrzahl wurde von ihm geschrieben, die übrigen von seiner Frau, seinem Schwager sowie von seinen Freunden und Kameraden. In der Hinterlassenschaft werden noch manche Ausweise und militärische Schriften aufbewahrt. Das Kriegstagebuch und der Briefwechsel von József Vajas, dem Landwirt aus Szeged sind ohne Zweifel wichtige Dokumente der Ortsgeschichte. Die Vergangenheit der Völker in der Gegend bei Szeged wird damit durch die Sicht eines Bauern noch detaillierter erfasst. Er vermittelt uns nämlich ein anschauliches Bild darüber, wie ein Bauer von ihrem Familien- und sozialen Stand beschränkt die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beurteilt. Durch seine genauen Beschreibungen und die Schilderungen der Kriegsereignisse trat er nicht nur die Landesgrenzen, sondern auch die Rahmen der Ortsgeschichte über, und liefert historische Beiträge zu der Leidensgeschichte der ungarischen Volksaufsteher.

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