A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1987-1. (Szeged, 1988)
Embertan - Farkas Gyula: A magyar antropológia története kezdettől 1945-ig
Die Geschichte der Antropologie in Ungarn von den Anfängen bis 1945 Gyula Farkas In der Einleitung des Aufsatzes wird darauf hingewiesen, unter welchen Umständen sich die naturwissenschaftliche Anthropologie, von der philosophischen schon abgelöst, in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts herausbildete. Danach werden diejenigen Bestrebungen charakterisiert, die der Entstehung der ungarischen Anthropologie eigentlich vorangingen. In dieser Hinsicht ist die wissenschaftliche Tätigkeit von György Fejér besonders hervorzuheben, der 1807 sein Buch über die Anthropologie in ungarischer Sprache veröffentlichte. Die institutionelle Entstehung der ungarischen Anthropologie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ist vor allem mit der Tätigkeit der beiden Archäologen Flóris Romer und Jácint Rónay zu verbinden. Der VIII. Internationale Kongress für Urgeschichte und Anthropologie in Budapest 1876 spielte aber auch eine entscheidende Rolle dabei. Von Mihály Lenhossék und József Körösi wurden schon hier anthropologische Vorlesung gehalten. 1873 entwarf Samuel Scheiber die Grundrisse zur Entfaltung der Anthropologie in Ungarn. Das erste ungarische Institut für Anthropologie wurde endlich an der Péter Pázmány Universität in Budapest 1881 errichtet. Der Institutsleiter war zur Zeit der Professor der Medizin aus Kolozsvár (Klausenburg) Aurél Török. Im Aufsatz wird die wissenschaftliche Laufbahn des Professors von der Gründung des Instituts bis zu seinem Tode im Jahre 1912 dargestellt. Anhand der Handschriften im Archiv der Ungarischen Akademie der Wissenschaften werden diejenigen Ereignisse rekonstruiert, die mit der Tätigkeit von Aurél Török zu verbinden sind. Mit der Hilfe dieser Dokumente können mehrere Fragen erklärt werden : wie seine Ausbildung zu einem Anthropologen verlief, in welcher Weise und mit welchen Ergebnissen er seine pädagogische und wissenschaftliche Bestrebungen ausüben konnte, und zuletzt wie er mit sich selber in Konflikt geriet und wurde „der Reformator der Kraniologie in Budapest". Im Aufsatz werden die bekanntesten Schüler von Aurél Török aufgezählt, z.B. die Ethnographen János Jankó und Károly Pápay sowie auch diejenigen, die später auf anderem Fachgebiet tätig waren, bzw. die die ersten Dissertationen in dem Themenkreis Anthropologie schrieben. Zuletzt wird die Tätigkeit von Lajos Bartucz ausführlich behancelt, der nach dem Tode von Aurél Török die Entwicklung der ungarischen Anthropologie förderte. In den Jahren 1912—1919 bestand schon die Möglichkeit der Weiterentwicklung der Anthropologie in Ungarn, aber es konnte nicht realisiert werden. Die sehr kritischen Jahre von 1920 bis 1930 werden auch eingehend analysiert. Nach dem Tode von Aurél Török bis 1959 wurde der Lehrstuhl für Anthropologie in Budapest von verschiedenen Wissenschaftlern, aber von keinem Anthropologen geleitet. Unter den Institusleitern spielte der Zoologe Lajos Méhely eine ausdrücklich negative Rolle in diesen Jahren. Er versuchte nämlich die biologische Lehre von den Menschenrassen in die ungarische Antropologie hineinzuführen. Diese Bestrebung wurde vor allem durch die Tätigkeit von Lajos Bartucz verhindert, der in dem Museum für Ethnographie anthropologische Untersuchungen vom heutigen Sinn durchgeführt hat. Die Jahre zwischen 1931 und 1940 bedeuten eine weitere Entwicklungsphase, in der zahlreiche Spezialisten der Anthropologie ausgebildet wurden, wie u.e. Mihály Malán, János Nemeskéri, Pál Lipták und Miklós Fehér. Am Ende dieser Periode wurde in Szeged 1940 der Lehrstuhl für Anthropologie gegründet, dessen Leitung Lajos Bartucz übernahm. In den Jahren 1940—1945 wurde die Entwicklung der ungarischen Anthropologie durch die Kriegsereignisse stark gehindert, die eigentliche Entfaltung begann erst nach 1945. Erst jetzt konnten die Absichten von Aurél Török verwirklicht werden: in der Abteilung für Anthropologie des Naturwissenschaftlichen Museums wurde eine anthropologische Sammlung gegründet, in Budapest, Szeged und Debrecen Lehrstühle an der Universitäten aufgestellt, das Fachbereich hatte schon eine eigene Zeitschrift unter dem Titel Anthropologische Mitteilungen (Anthropologiai Közlemények), im Rahmen der Ungarischen Gesellschaft für Biologie wurde eine Sektion, und an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften eine Kommission für Anthropologie gegründet. Im Aufsatz wird die Geschichte der ungarischen Anthropologie von den Anfängen bis 1945 ausführlich dargestellt, und damit auch diejenigen Hauptzüge der Vorgeschichte analysiert, die Entwicklung nach dem zweiten Weltkriege genau erklären können. Der Aufsazt wird durch ein Literaturverzeichnis und Berufungen auf die Dokumente im Archiv der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ergänzt. 118