A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1984/85-2. A népvándorláskor fiatal kutatóinak szentesi találkozóján elhangzott előadások. (Szeged, 1991)
Istvánovits Eszter: Adatok a Felső-Tisza-vidék 4–5. századi történetéhez a tiszadobi temető alapján
BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DES OBEREN THEIßGEBIETS IN DEM 4-5. JAHRHUNDERT Istvánovits Eszter In der Gemarkung von Tiszadob (Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg), auf der sog. Insel, auf einer sich am ehemaligen rechten Ufer der Theiß erstreckenden Anhöhe, wurden 34 Körpergräber und 3 Urnengräber aus der Mitte des 4. und vom Anfang des 5. Jahrhunderts freigelegt. Meine Arbeit bespricht die dort beobachteten Bestattungssitten. Da die chronologische Bestimmung der Brandbestattungen nicht eindeutig ist, wird ihnen weiniger Aufmerksamkeit gewidmet. Die Urnen sind handgeformt, mit sekundären Brandspuren. Es fehlt ihnen der Rand. Beigaben wurden in ihnen nicht gefunden. Diese Merkmale sind auch für einen Teil der Urnen aus dem Gebiet der Kultur MarosszentannaTschernachow charakteristisch und können wahrscheinlich auf Wirkungen der PrzeworksKultur zurückgeführt werden. Die Mehrzahl der Skelette (23) war SW-NO bzw. S-N orientiert. Sie wurden in großen, breiten Grabgruben beigesetzt. Oft finden sich Särge, manchmal mit Eisenklammern befestigt. Die Verstorbenen wurden verhältnismäßig reichlich mit Beigaben ausgestattet: aus zwei Bestattungen gibt es Waffen und ebenso in zwei Gräbern findet man den für die Kultur Marosszentanna-Tschernachow charakteristischen Gegenstand, den beineren Nadelbehälter. Die häufigste Beigabe ist das Gefäß, welches einmal neben dem Kopf, sonst immer beim Fuß und einzeln ins Grab gestellt wurde. In zwei Fällen, statt der Keramik, wurden römische Glasgefäße gefunden. Die Analogien zu dem Trachtzubehör (Fibeln, Schnallen, Beuteln, Messer, Anhänger, Perlen) sind aus dem Kreis der Kultur Marosszentanna-Tschernachow gut bekannt. Die für diese Gruppe typische Orientierung weist eine iranische, sarmatische Komponente innerhalb der das Gräberfeld anlegenden Gemeinschaft. Wenige Gräber (6) weisen die Orientierung W-O auf. Ihre jüngere Datierung wird sowohl durch die Funde als auch durch die Gräberfeldstratigraphie (Superposition), bestätigt. Die Funde aus diesen Gräbern gehören ausnahmslos der Tracht an. Auch diese Gräber waren geplündert. Viele der bei dieser Gruppe beobachteten Bestattungssitten (grüner Lehmüberzug, muldenförmiger Einschnitt an der Grabsohle) stehen zweifellos mit der Kultur Marosszentanna-Tschernachow in Verbindung. Dasselbe gilt auch für die Funde. Über die Struktur des Gräberfeldes etwas näheres zu sagen, dazu gibt es zu wenig Angaben. Es konnte trotzdem festgestellt werden, daß die Frauen und Männer getrennt bestattet wurden. Die Auswertung der Beziehungen zu der Kultur Marosszentanna-Tschernachow und die der Unterschiede zeugt davon, daß das ostgermanische und sarmatische Ethnikum unter der Bevölkerung von Tiszadob eine bedeutende Rolle spielte. Die Funde weisen auch darauf hin, daß sie mit der Provinz Pannonién gute Beziehungen hatten. Nach dem skizzenhaften Überblick der historischen Ereignisse kann man die Frage der genaueren ethnischen Bestimmung noch nicht entscheidend beantworten. Trotzdem bin ich der Meinung, daß das Erscheinen einer neuen Bevölkerung am oberen Theißgebiet mit Ereignissen des in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts stattgefundenen sarmatischen Bürgerkriegs in Zusammenhang gebracht werden kann. 53