Juhász Antal: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1982/83-2. A szegedi táj tanyái. (Szeged, 1989)
hauptsächlich Viehzucht entwickelten sich bis zu den 1840-er Jahren Gehöfte mit Ackerbau und Viehzucht, wo die Bauernfamilie in einigen Fällen srändig wohnte. Die Gutswirtschaft parzellierte ab den 1850-er Jahren kleinere Grundstücke in der Grösse von 300—500 Joch und verpachtete diese den dort lebenden unternehmungslustigen Kleinbauern. In den 1850-er Jahren erhielt ein Pächter 16 Joch Acker, später aber immer weniger. Diese Verpachtungen „befriedigten" den Landhunger der Arm- und Kleinbauer und sicherten gleichzeitig Arbeitskräfte zur Bebauung des Herrschaftsguts. In den 1930-er Jahren lebten auf 300—350 Kleinpachtgehöften 1500—1600 Menschen. III. In einem neuen Kapitel erörtert der Verfasser die morphologischen Eigentümlichkeiten der Gehöftssiedlung. Es werden zwei Varianten dieser Siedlungsform auseinandergehalten: 1. die in der Feldmark zerstreut liegenden und 2. die am Feldweg reihenweise gebauten, in einigen Fällen dorfartige Hausreihe bildenden Gehöfte. Die Aufgabe der Siedlungsethnographie ist auch die Untersuchung der Bauplatzordnung der Gehöfte. Der Verfasser zeigt, was für Umstände der Bauer in Betracht zog, wie er sich den Naturverhältnissen, der herrschenden Windrichtung, den Strassen usw. bei der Errichtung der Gehöfte anpasste. Aus den Untersuchungen ergibt sich, dass die Bauplatzordnung der Gehöfte, d. h. die Ordnung der Gebäude (Wohnhaus, Stall, Fruchtscheune) typische Züge aufweist. (Abb. 49—60) Im 20. Jahrhundert wird die Bestrebung nach dem von drei Seiten geschlossenen Gehöftshof und nach der Einzäunung des Gehöfts bestimmend. IV. Als Zusammenfassung markiert der Verfasser den Platz der Siedlungsformen der Szegeder Landschaft im Siedlungssystem der Ungarischen Tiefebene. Bei Berücksichtigung der Grundbesitzformen, der Benutzung der Besitze werden vier unterschiedliche Varianten der Gehöftsentstehung festgestellt : 1. Die „szállás", dann die Gehöfte entstanden in der Gemarkung der königlichen Freistadt Szeged und des Marktfleckens Dorozsma mit freier Rechtsstellung auf in Privatbesitz stehenden Grundstücken. 2. In zwei Frondörfern, in Algyő und in Kistelek erschienen die „szállás"-Gebaude auf Urbarialbesitzen. Dies war möglich, weil die Urbarialäcker nicht in Dreifelderäcker eingeteilt waren und die Fronbauer so ihr Grundstück in einem bekamen, darüber hinaus wurden die Fronfelder von denen des Grundherrn abgesondert. 3. In der untersuchten Landschaft war die Gehöftsbildung auf den Pachtfeldern verbreitet, der sich die siedlungs- und agrarhistorische Forschung kaum annahm. 4. Hunderte von Gehöften wurden auf den Feldern der Sandsteppe errichtet, die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts in Erbbesitz gegeben wurden. Die Gehöftswirtschaft passte sich den ökologischen Verhältnissen an, neben der Viehzucht und dem Korngetreidebau wurden aber fast überall Intensivkulturen angebaut: Wein, Obst, Gewürzpaprika oder Kohl. Mit den Typen der Gehöftswirtschaft befasst sich ein anderer Aufsatz des Verfassers. 1949 lebten 190 000 Menschen auf dem untersuchten Gebiet, 42 % davon (76 900) in den Vororten. Die Erklärung für diese starke Herausbildung der Gehöftssiedlung sieht der Verfasser in den folgenden Umständen: 1. Nach der Entvölkerung während der Türkenherrschaft (1541—1686) gab es in diesem Gebiet immer austeilbares, zu bebauendes Land ganz bis Mitte der 1920-er Jahre. 2. Es häufte sich ein beträchtlicher Überschuss an Bevölkerung an, der immer dorthin strömte, wo eine neue Pussta parzelliert wurde. So entfaltete sich eine bedeutende innere Migration, gleichzeitig kam es — eben deswegen — in der dargestellten Zeit zu keiner Wegwanderung bzw. Auswanderung. 3. Es lohnte, sich auf einem Gehöft niederzulassen und dort zu wirtschaften. Die Regierung versuchte zweimal, in den 1780-er und 1850-er Jahren, die Gehöfte in Ungarn aufzulösen, beide Versuche scheiterten aber. Das Gehöft in der Ungarischen Tiefebene erwies sich in den letzten 250—300 Jahren als wirtschaftliche Notwendigkeit. Diese Schlussfolgerung dient auch für die Siedlungs- und Agrarpolitik der Gegenwart zur Lehre. 254