Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Harmadik rész. (Szeged, 1980)

Am Anfang des vorigen Jahrhunderts, zur Zeit der Spracherneuerung und der Entstehung der Literatursprache ist unsere angenehm klingende Mundart trotz des großen schriftstellerischen Anse­hens von András Dugonics keine Quelle der gebildeten Umgangssprache geworden. Ausgezeichnete Schriftsteller, vor allem István Tömörkény (1866—1917) bringen die Eigenheiten und Redewendungen ihrer Szegediner Muttersprache in ihre Werke immer hinein. Mit ihrem Talent ermöglichen sie die Blüte eines Szegediner literarischen Regionalismus. Die Sprache, das ausgesprochene Wort ist nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern es wurde früher und von Alten wird ihm auch noch heute eine magische Kraft, eine Wirksamkeit beigemessen (Schwur, Verwünschung). Besonders in den Bekenntnissen der Hexenprozesse (1728) und in den Texten der mit Beschwörung vorgenommenen primitiven Heilung lebt diese Wortmagie beinahe bis unsere Tage fort. Die Szegediner Volkssprache ist an Redewendungen und Vergleichen sehr reich. Diese können wegen ihrer eigenartigen Rhytmik und knappen Verweisungen in andere Sprachen kaum übersetzt werden. In diesen widerspiegelt sich auch das historische Schicksal des Szegediner Volkes (Tataren­zug, türkische Herrschaft, feudale Welt, Hexenprozesse, Kirchenleben usw.). Der Verfasser schreibt in diesem Kapitel noch über die Rätsel, Schwanke, Auszählungen, verschiedenen Sprüchleine, Laut­nachahmungen und spöttischen Reime. Zum Schluß stellt er die (lateinischen, kumanischen, türki­hen, südslawischen, deutschen und zigeunerischen) Lehnwörter der Szegediner Volkssprache dar, die auch in die Kulturgeschichte der Stadt hineinleuchten. Volkskosmogonie und Naturkenntnis Der beträchtliche Teil der Szegediner Sagen über die Schaffung der Welt und des Menschen is t Überbleibsel der Glaubenswelt des bogomilschen Ketzertmus. Der Teufel ist immer bestrebt, das Werk der Schaffung zu verderben. Er hat das Pferd, die Mühle, den Tabak, die Spielkarte, die Kneipe, die Fliege und den Floh geschaffen. Reich sind die Überlieferungen über Adam und Eva, über Noah und die Sintflut, über Elias, weiterhin über den Weltuntergang und die kurze Herrschaft des Anti­christen. Die Beehrung, der Volkskult der Himmelskörper — der Sonne, des Mondes und der Sterne — lebte auch noch am Anfang des 20. Jahrhundertes. Beehrende Andrede sind Napapám (d. h. mein Sonnenvater) und Földanyám (d. h. meine Erd­mutter). Zwischen alten Kinderreimen kommt oft der sog. Sonnenlockruf vor: mit diesem wird die sich zwischen den Wolken verschlüpfte Sonne zurückgelockt. Im Mond musiziert König David und tanzt die Heilige Cäcilie. Der Neumond bringt Glück und Wohlergehen mit sich. Es ist zu dieser Zeit am besten, Hochzeite abzuhalten. Es wurde vom Neumond Gesundheit, Heilung und Bräutigam erbittet. Die reiche Szegediner Glaubenswelt über Sterne und den gestirnten Himmel zu verewigen ge­lang es wirklich im letzten Augenblick Lajos Kálmány (+1919), der diese von ehemaligen Hirten, Fischern und denjenigen Leuten gehört hat, die am oder vom Wasser gelebt haben. Aus den Stellun­gen und Bewegungen der Sterne haben sie auf das Wetter gefolgert. Jeder Mensch hat seinen eigenen Stern. Wenn ein Stern heruntergefallen ist, dann ist jemand gestorben oder ist eine Seele vom Fege­feuer frei geworden. Unsere Volksüberlieferung hat die Sterne auf eigenartiger Weise mit mensch­lichen und Natureigenschaften auch versehen. Es gibt die folgenden Sternbildnamen wie Feldhüter, Besoffener, Sensenmänner, Gardenbinder, Fischer, Fischernetz, Gluckhenne (Plejade), Hinkender Bettler, Schäfer und andere, die auf dem Himmel ihre Arbeit machen. Der Kosename der Erde ist Muttererde, nach archaischer Anschauung Erdmutter. Es ist nicht gut, die Erde mit einem Stecken zu schlagen, weil es so ist, als ob man seine eigene Mutter schlüge. Die Fruchtkraft der Erde ist das Fett der Erde, das die alten Hexen für sich rauben konnten. Einige haben es den Türken verkauft. In der Frühe des St. Georg—Tages hat man es auf fremdem Acker gesammelt, der Tau wurde mit Lacken aufgetrocknet, so hat man sich die Ernte des Anderen erwischt. Bei den draußen lebenden Menschen hatte das Wetter immer große Bedeutung. Sie waren gute Beobachter, so konnten sie auf die Wetterveränderungen genau folgern. Nach alten Meinungen ist der Wind der Freund des Regens. Der Wind wurde für Eber, der Regen für Weibchen gehalten. Den Wind haben Drachen verursacht, mit denen nur Schamanen einen Kampf bestehen können. Den Hexen wurde es beschuldigt, daß sie die Fische aus der Theiß für Wind verkauft haben. Im Wirbel­wind tanzen Hexen. Als Verhütung hat man Messer hineingeworfen, die Schnitter haben ihn unge­heuer beschimpft und verflucht. Den Sturm erregen die Schamanen (ung. táltos), die aus mit Zähnen geborenen Knaben werden. Sie reiten auf einem Drachen. In ihrem Kampf schlagen sie ihre Schwerte zusammen und der dadurch •entstandene Funke ist der Blitz. 940

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