A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-1. (Szeged, 1980)

Visy, Zsolt: Römische Schnellwaage im Museum von Szentes

Es wurden schon mehrere völlig unversehrte Schnellwaagen gefunden. Es ist auffalend, daß die Laufgewichte von diesen meistens weniger wiegen, als was man aus dem Verhältnis ihrer Einteilungdigstanzen des Lastarmes berechnen kann. Man könnte versuchen für diese Differenzen mehrere Gründe namhaft zu machen, wie etwa: ursprüngliche Ungenauigkeit, Gewichtsverlust infolge der Oxidierung, Ab­nützung infolge des Gebrauchs etc. Aber man dürfte als möglichen Grund auch die absichtliche Ungenauigkeit nicht außer acht lassen. Man könnte daran denken, daß der Händler damit vielleicht einen unrechtmäßigen Gewinn erstrebt hatte. Es ist ja leicht einzusehen, daß man mit der Verminderung des Laufgewichtes — in größe­rem oder in kleinerem Maße — einen bedeutenden Gewinn erzielen konnte. Ein derartiges Manipulieren war auch deswegen verhältnismäßig leicht, nachdem man bei dieser Art Waage die Genauigkeit eigentlich nur beim Punkt о kontrollieren konnte ; verminderte man dabei das bewegliche Gewicht vorsichtig nur um einigen Prozentsatz, so war die Abweichung beim Anfangspunkt so klein, daß man dafür noch leicht die technische Mangelhaftigkeit der Waage verantwortlich machen konnte. Prägnant wurden die Abweichungen nur bei größeren Belastungen. Etalons waren dagegen nicht immer bei der Hand, mit denen man nämlich den Schwindel hätte nachweisen können. Nehmen wir an — wie es auch wahrscheinlich ist — daß der Unterschied zwischen dem prinzipiellen und dem tatsächlichen Wert des Laufgewichtes zur Hälfte auf beabsichtigte Gewichtsverminderung, und zur Hälfte auf natürliche Abnützung zu­rückgeht. So kann man die Abweichung des rekonstruierten ursprünglichen Lauf­gewichtes vom prinzipiellen Wert auch prozenlmäßig zum Ausdruck bringen, wo­durch das Maß des Schwindels genau kenntlich wird. Das leichtere Laufgewicht kann nämlich die Zunahme der Last bis 1 Pfund nur dann ausgleichen, wenn die ursprüngliche Einteilungsdistanz nach dem vorigen Prozentsatz vergrößert wird. Nachdem jedoch die Distanz zwischen dem Aufhänge-Punkt und dem Punkt о (x) der Skala I. in den meisten Fällen nur 1/5—1/10 der allgemeinen Einteilungsdistanzen ausmacht, wird auch die Distanz-Zunahme bei den Punkten о nur soviel ausmachen. In Wirklichkeit macht dieser Wert etwa 1 mm aus, d. h. er ist so winzig, daß man mit seiner Hilfe den Schwindel nicht nachweisen kann. Dieses Manipulieren vermochte zum Ergebnis zu führen, daß der Händler — indem er das verminderte Laufge­wicht mit den entsprechenden Einteilungsdistanzen in Einklang brachte — um einen gewissen Prozentsatz weniger Ware seinem Käufer aushändigen konnte. 8 8 Dies macht im Falle der Waage von Ehningen Par et, O., (op. cit. 77) etwa 13%, und in dem jenigen der Waage von Arxtheim Nuber, H. U., (op. cit. 35 ff.) etwa 3% aus. 309

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