Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Első rész. (Szeged, 1976)
Die „Seele" der Landschaft, ihr Kern ist natürlich die Stadt Szeged, deren einzelne Stadtteile teils der historischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Entwicklung, teils aber der gemeinschaftlichen Arbeitsteilung zufolge bis heute wahrnehmbare Miniatureigentümlichkeiten zeigen. Nach der Türkenherrschaft, in der Barockzeit wird die nach Stadtteilen getrennte Volksleben von Szeged wiedergeboren, bzw. sie entfaltet sich weiter, ist noch lebhafter geworden. Die mit Sagen, Legenden umgebene mittelalterliche Kirche der Unterstadt ist zugleich auch ein Wallfahrtsort. Die Landwirtschaft der Unterstadt war schon im Laufe des 18. Jahrunderts intensiv, die Tabakgärtnerei erzeigte eben eine ländliche Bedeutung. Die Szegediner, hauptsächlich untertädtischen Tabakgärtner [sog. gányó] sind wegen ihrer guten Arbeit in weiten Gegenden gesucht. Der Tabakanbau wird von der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch die Paprikakultur gelöst, die bald einen Weltruf erreichte. Hier zeichneten sich auch die Unterstädter aus. Die Bewohner der Oberstadt beherrschten schon vom Mittelalter her das Szegeder Handwerk, das Zunftleben, Wasserleben, den Verkehr auf der Theiss. Ihre Salzkammer blühen schon in der Arpadenzeit. In seinem Teil, genannt Tabán bürgert sich das türkische Gerberhandwerk ein. Der berühmte Szegeder Pantoffel entwickelt sich aus diesem Handwerk. Während der Türkenherrschaft wurde ihr anderer Teil Fazékször genannt. Hier wurde der berühmte Topf (genannt bokály) hergestellt. Die heterogene (ungarische, türkische, südslawische, deutsche, französische, jüdische) Gesellschaft der Planke ist am Ende des 18. Jahrhunderts, in der Barockzeit dem Wesen nach schon als Szegeder betrachtet zu sein. Der Name von Rókus (Rochus) bewahrt das Andenken an die Pestepidemieen im 18. Jahrhundert. Der Namensgeber des Stadtteils ist die Sankt-Rochus-Kapelle. Seine Stammbevölkerung geriet hauptsächlich aus dem Oberstädter, kleineren Teils dem Unterstädter ärmeren Volk : aus dem Kreis der nicht zur Zunft gehörigen Handwerker, Fuhrmänner, Marktgänger. Hier wurde dem Judentum am Ende des Jahrhunderts der Wohnort zugewiesen. Das mit der Armut ringende Volk von Rókus schafft eben mit der Erfindungskraft der Bedürftigen neue, blühende Beschäftigungen, zu denen keine Zunftausbildung nötig war. Solche sind die Schäferei, die Maiszucht und die Schweinemast und daraus die Salamierzeugung, weiter die Sodakehrung, das Seifensieden und die Auslaugung, wie auch die Beförderung.^ Die Gärtnerei und die Baumschulen von europäischem Ruf in Újszeged erschaffen die Armbauern der Unterstadt von der Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf dem Überschwemmungsgebiet der Mieresch (Maros). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gibt das Szegeder Volk beträchtliche TabakgärtnerSchwärme den unbewohnten Gebieten südöstlich im weiteren Zwischenstromland von Theiss und Mieresch. Die hier entfaltende allodiale (befreit von feudalen Dienstleistungen) Wirtschaft macht den arbeitsintenziven Anbau des Tabaks möglich, was also eine intenzive Bewirtschaftung verlangt. Die berühmten Szegeder Tabakgärtner werden auch mit günstigen Bedingungen auf die neuen Herrschaftsgüter des Banat angesiedelt. In dieser Gegend gründet das Volk von Szeged zwischen 1779—1848 mehr als 50 Dörfer. Die andere mächtige, aus der Stadt Szeged ausgehende Volksbewegung ist die Entstehung der Szegeder Gehöftwelt, die um die Hälfte des vorigen Jahrhunderts anfängt. Infolge der Vermehrung an Zahl der Bevölkerung, der Entstehung des modernen volkswirtschaftlichen Lebens, der reich werdenden Möglichkeiten der Verwertung (Eisenbahn) ist die Erhaltung der riesigen Weiden, der Bezirke unzeitgemäss, unhaltbar geworden. Die Stadt Szeged sorgt schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf das Bestreben von István Vedres im Interesse der Bodensicherheit für die Anpflanzung von Sandwäldern. Dem Beispiel von Szeged folgen auch andere Städte (Szabadka, Kecskemét, Nyíregyháza). Zur gleichen Zeit, also vom Anfang des vorigen Jahrhunderts ab beginnen einige wohlhabende städtische Bürgerfamilien, vielmals ganze Generationen auf dem für unfruchtbar gehaltenen Sand Wein anzupflanzen. Hier fasst die erste Generation des aus der Stadt um die Hälfte des vorigen Jahrhunderts ausgewanderten Volkes nach der Bahnbrechung der Weinanpflazung einen festen Boden und beschäftigt sich schon mit Ackerbau und Gehöftwirtschaft. Ein bedeutender Teil des Sandes von Majsa, Halas, Félegyháza ist auch von diesem weiterwandernden Szegeder Kleinbauerntum fruchtbar gemacht. Haus, Heim Die Behausung der Szegediner Gegend, ihr Bauernhaus richtete sich auch jahrhundertelang nach der Naturumgebung. In erster Reihe wurden also diejenigen Materien verwendet, die an Ort und Stelle zur Verfügung standen. Die Behausung der Hirten („cserény" genannt), die auf der Pussta zum Interimsquartier diente, — extemporierend und geflochten — verschwand schon. Von den altmodischen Fischerhütten, den Feldhütten kommt kaum eine, die Kunde gebracht hätte, vor. Die ersten armen auf sich verlassenen Gehöftansiedler, Einlieger, Kleinpächter drückten sich in Erdhäuser, Erdschollenhäuser. Das 620