A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-1. (Szeged, 1975)

Pertlwieser, Manfred: Die „Berglitzl” von Gusen. Eine neolithisch-frühbronzezeitlicher Opferplatz

A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve 1974—75/1 DIE „BERGLITZL" VON GUSEN EIN NEOLITHISCH-FRÜHBRONZEZEITLICHER OPFERPLATZ AN DER OBERÖSTERREICHISCHEN DONAU* MANFRED PERTLWIESER (Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum) In den letzten 18 Jahren wurden im oberösterreichischen Traun-Donauraum eine Reihe von neolithischen und frühbronzezeitlichen Lokalitäten neu festgestellt und grabungsmäßig erkundet 1 . Diese meist noch unpublizierten Neuaufschlüsse wären in der Lage, besonders das bisher angenommene Bild des spätneolithisch­frühbronzezeitlichen Kulturgefüges unseres Gebietes soweit zu beeinnflussen, daß sich daraus auch gewisse Konsequenzen für benachbarte Landschaften ergeben. 2 Als wohl interessanteste und durch vielfältige Kulturaussagen bemerkenswerteste der neueren Fundstätten ist die „Berglitzl" in Gusen zu bezeichnen. Es handelt sich um eine zwischen St. Georgen und Mauthausen, am nördlichen Donauufer aus dem Überschwemmungsgebiet aufsteigende Hügelerhebung, deren heutige Höhe etwa 15 m über dem Talboden der Austufe liegt. Heute, nach der Stromregulierung, liegt der Hügel ungefähr 2 km von der Donau entfernt. Noch vor wenig mehr als 150 Jahren bildete er aber eine Art erhöhter Halbinsel, die in den Mäander der damals noch in vielerlei Nebenarme aufgefächerten Donau hineinragte. In der Bodenfigu­ration vor dem Fuße des sanft abfallenden Osthanges ist heute noch der Graben eines alten Donauarmes sichtbar. Die Erhebung hat von Osten her gesehen, die Form eines flachen Kegelstumpfes und fällt im Westen in einer teils überhängenden Felswand senkrecht zum Ufer des Gusenbaches, einem kleinen Donauzufiuß, ab. Die Kuppe bildet ein kleines Plateau von etwa 1000 m 2 , aus dessen Mitte einige rund­verwitterte Partien anstehenden Felsens einige Meter hoch herausragen. Die Erhe­bung selbst verdankt ihre Existenz einer Granitfels-Aufragung, die im Zuge der spät­glazialen Flußterrassenbildung freigespült wurde, wobei an den Flanken und teil­weise auch auf der Plateauhöhe würmzeitliche Schotterreste verblieben. Darüber liegen mitunter mächtige Deckschichten kaltzeitlicher (nach dem Würm-Hochgla­zial abgelagerter) Feinsedimente. Nur wenige hundert Meter landeinwärts liegt eine ebene, hochwasserfreie Uferterrasse, aus welcher im weiteren Verlauf die mächtigen, hier lößbedeckten Granitrücken des Mühlviertler Hügellandes aufragen. Von diesen Lößhöhen und -Hängen sind im Umkreis eine ganze Reihe fundträchtiger Stellen aus * Vortrag zu der 7. Archäologischen Konferenz in Szentes (Komitat Csongrád), i. J. 1974. 1 Als wichtigste Lokalitäten: Rutzing-Haid, Siedlung der älteren und der jüngeren Linear­bandkeramik und der Lengyelkultur; Rutzing, linearbandkeramisches Gräberfeld; Haid b. Hör­sching, Lengyel-Gräbergruppe; Ebelsberg-Wachtberg, linearbandkeramische Siedlung und Badener Schicht; Haid b. Hörsching, Gräberfeld der Glockenbecher- und der Aunjetitzkultur; frühbronzezeit­liche Gräberfelder von Wagram, Rudelsdorf und Holzleithen. 2 Eine geschlossene Zuweisung der oberösterreichischen Landschaft zum Verbreitungsgebiet der Münschshöfener Kultur dürfte sich ebenso als unhaltbar erweisen, wie eine geschlossene Zuwei­sung zur Mondseekultur oder zum „Einzugsbereich der Strukbinger Kultur", welche Annahmen sich auf rein territoriale Erwägungen begründeten. 299

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