A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-1. (Szeged, 1975)
Gallé, László: Die Felchtenvegetation der jugoslawischen Woiwodina (Eine floristische und flechten-cönologische Abhandlung)
Dachziegeln zu beobachten sind, verhindern in den Großstädten (Novisad, Subotica, Sombor) alle Lebenstätigkeiten jeder Flechtenart. Auf den Ziegeldächern kleineren Städte (Becej, Senta) sind noch einige Lager der Lecanora albescens, L. dispersa, L. crenulata, Verrucaria nigrescens und Staurothele catalepta in lebendigem Zustand zu finden, aber von den steinbewohnenden Arten der Physcia kommen nur noch je eine verkrümmtes Individuum der Physcia orbicularis vor. Vor 30—40 Jahren lebten noch die Arten Lecidea, Buellia und Physcia an Baumstämmen in den Friedhöfen und auch Xanthoria-Lagem kamen vor. Heute sind die Bäume der Friedhöfe sozusagen kahl, höchstens über dem Boden, in der Nähe der Rasenniveaus sind auch ihnen einige unentwickelte Lager der Physcia orbicularis oder Ph. tenella zu finden und die Apothecien der spärlichen Lecanora carpinea lassen kaum etwas Sporen entwickeln, ihre Fruchtkörper sind deformiert, schlecht entwickelt. Wenn unsere sich auf die Stämme der städtischen Zierbäume und der Friedhöfe beziehenden Feststellungen richtig sind, so sind sie in erhöchtem Maße für die entlang der verkehrsreicheren Autostraße gepflanzten Bäume (Morus, Populus, Platanus) gültig. Die Verbrennungsprodukte die Explosionsmotoren, vor allem die mit einem Bleitetraaethyl Inhalt, haben auf den Baumstämmen zu einer stürmischen Verarmung der Flechtenvegetation geführt. Die Flechten sind infolge des Aufbaus ihres Lagers der Verschmutzung der Luft gegenüber empfindlich. Ihre Rindenschicht, die auch bestenfalls einen paraplektenchymatisehen Aufbau hat, und die von Rauchgasen leicht durchzudrignen ist, sichert nicht genügenden Schutz für die der Oberfläche des Lagers nahe liegende Gonidienschicht. Die in der rechts folgenden Tabelle vorgeführte Reihenfolge veranschaulicht die Empfindungsstufe der epiphytischen Flechten für die Rauchgase. Als empfindlichsten haben sich die Strauchflechten Arten mit der größten Oberfläche erwiesen, ihnen folgen die Laubflechten, die wiederstandsfähigsten sind die Krustenflechten, die sich an das Substratum schmiegen oder sich zum Teil in das hineinziehen. Wird die Stufe der Empfindlichkeit in der Funktion der Lebensformen untersucht, so stellt es sich heraus, daß die Arten vom Typ Ra den Rauchgasen gegenüber außerordentlich empfindlich sind, daß die Arten vom Typ Pa sehr empfindlich, bzw. empfindlich sind, und daß die Krustenflechten vom Typ AK geringste Empfindlichkeit zeigen. Die von der Luftverschmutzung und Rauchgasen beschädigten Flechtenindividuen haben an sich die Symptome der „Krankheit", ihr Lager ist verkümmert, sie bringt nur spärlich und schlecht entwickelten Fruchtkörper, in ihren Apothecien sind statt Asci und Sporen nur schwach entwickelte Paraphysen in einer dünnen Schicht zu finden. Die Friedhöfe des Tieflandes sind übrigens ein Refugium für die steinbewohnenden, nicht einmal für die montanen Flechtenspecies. In den von den Siedlungen, Betrieben weiter entfernt gelegenen Friedhöfen leben noch zahlreichere Krustenflechten auf der Oberfläche der Grabmale, der Natur- und Kunststeine. Die alten, einst mit Parmelien (P. sulcata, P. tiliacea, Hypogymnia physodes) reichlich beschlagenen Kreutze aus hartem Holz sind aber fast völlig verschwunden und ihre Stellen sind von den größtenteils aus kalkhaltigen Matériáién angefertigten Grabmalen übernommen, die auch heute beliebte Fundorte für die kalziumliebenden Flechtenarten sind. Im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung ist festzustellen, daß die Flechten in den Städten der Woiwodina, in der Nähe der Siedlungen und entlang an 274