A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1971. 2. (Szeged, 1974)
Die VII. Archäologische Konferenz in Szeged - Kőhegyi, Mihály–Marcsik, Antónia: Das sarmatische und awarische Gräberfeld von Mélykút
A Móra Ferenc Múzeum Evkönyve 1971/2 DAS SARMATISCHE UND AWARISCHE GRÄBERFELD VON MÉLYKÚT MIHÁLY KŐHEGYI—ANTÓNIA MARCSIK (Baja, Türr-István-Museum — Szeged, Anthropologisches Institut der József-Attila-Universität ) Östlich von Mélykút, südlich der Baja mit Szeged verbindenden Landstrasse liegt der Zentralmeierhof der LPG „Béke", wo zweimal Rettungsgrabungen durchgeführt worden sind. Im Jahre 1959 kamen bloss 7 Gräber zum Vorschein, 1968 wurde hingegen das ganze Gräberfeld (54 Gräber) freigelegt. Die 7 Gräber der ersten Bergung lagen in einer lockeren Gruppe voneinander 4—10 m weit entfernt. Von dem zum Bau einer Silogrube durchgeführten Arbeiten mit einem Bulldozer wurden von den sieben Gräbern insgesamt sechs erfasst, von welchen dabei zwei fast völlig zugrunde gegangen sind. Das 7. Grab haben wir durch einen Suchgraben entdeckt. Aufgrund des Fundmaterials konnte festgestellt werden, dass sich auf dem in NSRichtung dahinziehenden Hügelrücken ein spätsarmatisches Gräberfeld erstreckt. 1 Obwohl das in der Mitte gelegene, Goldbeigaben enthaltende Grab (Grab 1) vom Bulldozer zerwühlt, vernichtet, ferner auch von den Kindern der Umgebung geplündert wurde, konnten wir darin dennoch ein reiches Fundmaterial vorfinden. Vom Gesichtspunkt der Datierung verdienen die 10 kleineren und grösseren Goldblechstücke eine besondere Aufmerksamkeit. Sieben ihrer gehören zusammen, auch die Musterung ist eine gemeinsame: ein dichtes Gittermuster. Auf das grösste Blech wurde ein gleichschenkliges Dreieck (7 mm je Seite) mit glatter, unverzierter Fläche eingepunzt. Auf einem der anderen drei unverzierten Bleche ist dieses Dreieck mit schärferen, gröberen Einschlägen ebenfalls anzutreffen. Alle zehn Goldbleche wurden auf Silberbleche gehämmert. Die sieben zusammengehörenden Stücke, die alle aus feinem Gold erzeugt wurden, dürften auf ein und demselben Kleid aufgenäht gewesen sein. Das Material der übrigen drei Stücke ist ein viel minderwertigeres Gold. Trotz ihres fragmentierten Zustandes gewannen wir den Eindruch, als hätten sie ein 20 mm breites Band (Grossriemenzunge?) gebildet. Diese Bleche sind vollkommen glatt. Der Rand der geriffelten, mit Gittermustern verzierten Stücke ist dich gerippt. Schon die bronzene (?) Basis, auf die sie gehämmert wurden, ist mit diesen Rippen zusammengegossen. In diesem Falle stehen wir einer uralten Technik der Pontusgegend gegenüber, die bereits in der Hunnenzeit gebräuchlich war. Chronologisch und räumlich sind uns ihre nächsten Parallelen aus dem Fürstengrabfund von Szeged-Nagyszéksós bekannt. 2 Demnach ist das Grab irgendwann in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstanden. Diese spätzeitige Datierung unterstützt auch der grosse, aus vergoldeter Bronze gefertigte Spiegel. Nach der Einteilung von Joachim Werner gehört dieser Spiegel zum Karpovka-Typ und ist von dieser Art das erste Stück auf der grossen Ungarischen Tiefebene (Alföld). Viel häufiger kommt 1 Die Funde werden im Museum von Baja aufbewahrt, Inv.-Nr. 60.5.1.—60.5.77. 2 Fettich N., A Szeged—Nagyszéksósi hun fejedelmi sírlelet (Der hunnische Fürstengrabfund, von Szeged-Nagyszéksós). (Arch. Hung. XXXII.) Budapest, 1953. 55. 119