A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1970. 1. (Szeged, 1970)

bauernfamilien noch (szüttek) man von Montag bis Samstag — die Feiertage aus­genommen — ununterbrochen, oftmal sogar zu zweien. Als das Rohr abgeschnitten wurde, setzten sich nach kurzem die Mattenflechter ,ins Rohr hinein' (beleültek a gyékénybe). Deshalb erwies sich das Tápéer Zimmer trotz seiner Geräumigkeit als überfüllt: die Zimmermitte war von dem Mattenflechten auf dem Boden (fődön­szüvés) besetzt. Bei vielen Familien begann die Frau schon morgen früh zu flechten und die Kochens- bzw. Speisenzeit ausgenommen floch sie bis abends 10 sogar 11 Uhr. Während der Vorbereitungen und des Mattenflechtens selbst wurde viel Abfall (gaz) zerstreut, umsonst kehrte ihn die tüchtige Hausfrau inzwischen zu­sammen: abends wurde der Zimmerboden wieder voll mit Rohrabfall. Die ganze Familie hat den Samstag sehr erwartet: da haben die Frauen schon nicht geflochten, die Flechtensgeräte wurden entweder unter das Bett oder in die Speisekammer gesteckt. Vormittags gingen die Tápéer Bauerinnen auf den Wochenmarkt nach Szeged zu verkaufen, bzw. einkaufen, dann räumten sie zusammen. Im Winter hat die Hausfrau im von dem Bauernofen geheizten Zimmer vor dem Brotbacken und auch zum Speise Teig geknetet. War das Zimmer im kalten Wetter abends schon ausgekühlt, hat man so den Bauernofen noch einmal schwach aufgeheizt, um das Brotteig in Wärme aufgehen zu lassen. — Im Winter haben die Frauen im Zimmer auch gewaschen, obleich die Luft da vom niedergeschlagenen Dampf schwer und schwül wurde. Wo sich mehrere Frauen oder erwachsene Mädchen in der Familie befanden, entstand oftmals ein Wortwechsel, wer kochen sollte. „Etel, eredj kifőzni! — mondta szülém a nénémnek. — Nem mögyök én, inkább szüvök . .. Mert olyan hideg volt a pitar és nem szeretőit ott főzni". ,Etel, geh hinaus zu kochen — sagte meine Gross­mutter meiner älteren Schwester. — Ich gehe nicht, vielmehr flechte ich ... Die Küche war nämlich so kalt, dass sie da nicht gern kochte' — setzt unsere Informantin noch zu. Auch beim Schweineschlachten hat man in der Küche gekocht: das Fett wurde im Kessel, der in den Grossherd hineingebaut war, ausgelassen. Paprikás (die im Deutschen mit dem Wort ,gulyás' genannte Speise) wird aber im Hof bei freiem Feuer im Kochkessel hergestellt. Den Halbschwein hat man gewöhnlicherweise im Zimmer auf einem grossen, aus der Speisekammer hineingetragenen Tisch zerschnitten, ebenso wie die verschiedenen Würste da verfertigt. Als sich das Wetter genug aufwärmte, Ende April oder Anfang Mai zogen sich die Frauen mit dem Mattenflechten in den Stall hinaus. Die Kühe gingen da schon täglich mit der Herde auf die Weide hinaus, und die Pferde wurden entweder eingespannt oder ausser dem Gebrauch bis Herbst im Sommerschuppen hinein­gebunden: so war der Stall sommerlang leer. Wo aber kein Stall gebaut wurde, flochen die Bauerinnen entweder im Vorraum oder im Hof, im Schatten der Bäume. 188

Next

/
Thumbnails
Contents