A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)

Garam, Éva: Die spätwarenzeitliche gelbe Keramik

Die Zeitgrenzen des Gebrauches der Gefässe Schon einleitend habe ich festgestellt, dass die dünnwandige gelbe Keramik für die spätawarenzeitlichen Gräber bezeichnet ist. Zur Bestimmung der genauen Zeitgrenzen ihres Gebrauchs müssen wir aber die Fundkomplexe kennen, zu denen die Gefässe gehören. Nach einer ausführlichen Untersuchung der Fund­komplexe und der Begleitfunde kamen wir zu den folgenden Ergebnissen: Die Zeitgrenzen des Gebrauchs der Keramik geben die Gräber mit gegossenen gros­sen Riemenzungen und mit rechteckigen Beschläge mit Greifmotiven яп, oder Gräber mit gegossener Riemenzunge, die aus zwei Platten zusammengestellt und gravierter — punktierter Verzierung dekoriert sind, die zugleich die charak­teristischen frühen, bzw. spätesten Gräber aus der sogenannten Spätawarenzeit zwischen der Jahrhundertwende des VII—VIII und dem Beginn des IX. Jahr­hunderts sind. Als die häufigsten Funde der Frauengräber sind für denselben Zeitraum die Ohrringe, und die Perlen charakteristisch. Die Ohrringe mit ge­drehtem Ende, und die Perlen von Perlenstab-Typ gehören zu den spätesten Exemplaren der Awarenzeit. Die für die mittlere Awarenzeit charakteristischen Ohrringe mit kleinen Kugelanhängern und Bronzeblechbeschläge zeugen von der die Zeitalter voneinander nicht stark trennenden Grenzlinie. Bialekova untersucht die Zeitgrenzen des Gebrauchs bei den von ihr in sechs Type, und innerhalb deren in Gruppen eingeteilten Gefässen, und gelangt letzten Endes zu ähnlichen Ergebnissen. Ich muss aber bemerken, dass die Grup­pen bildenden, im allgemeinen 4—5 gefässe, (doch manchmal nur ein) in mehre­ren Fällen auch auf Grund der Beschreibung und Abbildung voneinander nur schwer zu unterscheiden sind, d. h. ich fühle die Gruppierungen innerhalb des Typs und die auf deren Grund erfolgende Zeitbestimmungen unbegründet und übertrieben. Die Verbindung der Begleitfunde von gelben Gefässen und der übrigen Funde der Gräber von verschiedenen Geschlechtern ist folgendermassen zu summieren: Das die allgemeinste Form aufweisende gelbe Gefäss, der Henkel­topf steht mit den anderen Funden der Gräber nicht in bestimmbarer Verbin­dung, wir finden hingegen das bei den Männern häufig vorkommende Tüllenge­fäss, mit Ausnahme zweier Exemplare, nur in Gräbern der mit Gürtel-garni­turen versehenen Männer, und die bei den Frauen häufigen Flaschen mit einer Ausnahme nur in Gräbern mit Ohrringen, Perlen, bzw. Armringen. In mehr als 70°/o der untersuchten, ausser dem gelben Gefäss auch andere Beigaben enthaltenden Männergräber gab es Gürtelverzierungen, bei den Frauen ist ebenfalls die Zahl der Gräber mit Ohrringen, Perlen noch. Diese Tatsache, verglichen mit der Seltenheit der -gelben Gefässe in den Kindergräbern und mit der geringen Zahl der ausser der gelben Keramik andere Beigaben nicht behal­tenden Gräber, beweist den grösseren Wert dieser Keramik gegenüber der im ganzen Land auffindbaren handgeformten Graukeramik die keine Zusammen­hänge mit dem Geschlecht des Skelettes oder mit dem Reichtum der Fundkomp­lexe aufweiset. Aus den in den Gräbern mit gelber Keramik in geringer Zahl vorgefun­denen Waffen und aus dem Vorhandensein der landwirtschaftlichen Geräte (Spaten, Sichel) dürfen wir auf eine sesshafte Lebensweise der Gemeinschaften folgern. Diese Feststellung wird durch die Benutzung der Töpferscheibe, weiter die auf Grund der Tierknochen angenommene Kleintierzucht bekräftigt. 156

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