A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)

Erdélyi, István: Steppe – Klima – Völkerwanderung

net halten: das verdorrte doch auf dem Halm stehende Gras ersetzt nämlich das Neu. Unter Berücksichtigung all dieser Komponenten können wir uns erst das gänzliche und wahre Bild der Nomadenlebensform vorstellen. Diese Studie betont aber hauptsächlich die Rolle der geographisch-klimatischen Faktoren, und die übrigen Fragen werden nur andeutungsweise behandelt. Somit konnte ich nie das Problem der Genese der Nomadisierung rühren, obgleich man es nur darum zu behandeln hätte um die neuesten, auch in der ungarischen Fach­literatur erscheinenden Flaschtheorien wie z. B. die „Disposition zur Viehzucht" und die nebelhafte Rolle dieser auszumerzen, (Gaál, L. 1966. 31—32.). In Ver­bindung der recht interessanten Frage der Ausbildung des Nomadismus weise ich diesmal nur darauf hin, dass sich die südöstlichen Abhänge des Ural-Gebirges, die Täler und Hochebenen von dem Tien-Schan und Altai-Gebirge ebenso wie Mon­golien als Heimatsorte für den Nomadismus erwiesen haben. Auf den Steppen Südrusslands, wovon uns bezüglich der Geschichte der Skythen bzw. der Ungarn auch Quellendaten zur Verfügung stehen, war die Halbnomadenlebensform dominant. Diese Völker strebten im Sommer mit ihren Herden nach Norden so weit, wie möglich zu gelangen und die Weiden der Waldsteppe zu benützen. (Rudenko, S. 1961. 3-4.). In den letzten fünfzehn Jahren entwickelte sich eine ziemlich fruchtbare Mitarbeit zwischen der Archäologie und den Naturwissenschaften. Die Ergeb­nisse der Klimatologie, der Siedlungs- und Pflanzengeographie werden somit eben in den letzten Jahren im Laufe der archäologischen Forschungen, die in weiterem Sinne siedlungshistorisch sind und die ethnischen Bewegungen beach­ten, ins Auge gefassen. Die Studie zielte die Bedeutung dieser Entwicklung wieder zu betonen. Die oben behandelten gingen darauf aus, um in erster Reihe von sowjetischen Forschern geschriebenen Studien, die zerstreut, in vielen, schwer zugänglichen verschiedenen wissenschaftlichen Organen erschienen sind, zu vergleichen. Ich hatte einerseits zum Zweck in Verbindung gewisser Begriffe die Terminologie (wie nomadisch — halbnomadisch, Steppe, Waldsteppe, Völkerwanderungszeit, Frühmittelalter usw.) zu vereinheitlichen, anderseits die Möglichkeiten neuerer Untersuchungen zu schildern. Die Schilderung und Betonung der Rolle pflanzengeographischer und kli­matischer Komponenten bedeuten im mindesten nicht die Theorie des „geogra­phischen Determinismus" (Ch. Montesquieu, 1858) in marxistisches Gewand umzuziehen. Im Gegenteil behaupten wir, dass die „Völkerseele" bzw. die historischen Ereignisse nicht ausschliesslich und primär durch geographischen Faktoren determiniert werden. Was diese Frage hinsichtlich der Kulturen be­trifft, scheint die menschliche Wirkung auf eine gegebene Umgebung niemals von dem Kulturgrad, sondern von der Charakter des Kulturgrads bestimmt zu sein (Gumiljow, L. N. 1967.). In Kenntnis der oben behandelten Faktoren, bzw. die historischen Ereignis­daten, Völkernamen sowie auch die Anordnung der fraglichen Völker in Be­tracht genommen scheint uns der Termin „Völkerwanderungszeit" aus der ungarischen archäologischen Terminologie immer mehr auf alle Weise wegge­schaffen zu werden. Die Forscher sind miteinander weder der unteren Zeit­grenze dieser Periode, noch der oberen einverstanden. Einige halten das Skythen­zeitalter, andere die Hunnenzeit für den Beginn dieser Periode in mitteleuropäi­scher Relation. Es gibt noch schärfere Differenzien im Terminologiegebrauch der verschiedenen Länder. Die konventionelle Periodegliederung (Urzeit, Früh­144

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