A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 2. (Szeged, 1968)
Korek József: Die Linearkeramik auf dem Alföld
die Karpaten hindurchdringende Linearkeramik nach der Einschmelzung der Elemente der Keramik der Stämme von Bojan-Typ ein Material von Mischcharakter herausgebildet haben mag und von Osten in der Richtung nach Norden bzw. Westen vorgedrungen sei. /// Die linearkeramische Kultur soll nach den meisten Forschern autochton sein, und man lässt sie aus einem Zentrum in dem böhmisch-mährischen Becken abstammen. Bei R. Pittioni 27 und bei B. Tichy tauchte der Gedanke schon in sehr entschiedener Form auf, dass die Linearkeramik auf eine südliche Herkunft zurückreiche. Die neuesten Forschungen von Neustupny, Quitta und Com§a hielten jedoch an der Herkunft dieser Kultur aus einem böhmisch-märischen Zentrum unentwegt fest, und von diesem Gebiet sollen die Stämme der Linear-Bandkeramik ausgeschwärmt sein. Pavuk hat als erster den Gedanken aufgeworfen, dass die LinearBandkeramik und die Volutenkeramik miteinander nicht identifiziert werden können, weil sie weder gebietlich noch kulturell miteinander zusammengehören. Aus der Erkenntnis Pavuks ergibt es sich, dass die Linear-Bandkeramik nicht unbedingt aus einem Zentrum herzuleiten ist. Meiner Auffassung nach hat es mehrere Ausgangszentren. Das eine ist das böhmisch-mährische Gebiet, an das sich auch die Westslowakei anschliesst. Auf diesem Gebiet folgt der älteren Stufe die Notenkopf- und die Zselizer Kultur. Zu diesem Gebiet gehört infolge der von hier ausgegangenen Ausschwärmungen auch Polen bzw. auch das Material des ausserkarpatischen Gebietes in dem Sowjetischen und Rumänischen Moldau. Ein anderes Ausgangszentrum ist auch das Gebiet der Mittel-Theiss. Die auf dem Mittelgebiet des Alföld vorhandene Linearkeramik dürfte das Ergebnis einer lokalen Entwicklung sein, ist meine Meinung. Sie erscheint auf jenem Gebiet, wo sich die ungarländischen mesolithischen Fundorte gruppieren: Eger—Kőporos, Sáta, Csokvaomány, Miskolc—Avas. Durch Gerätevermessungen wurde von László Vértes nachgewiesen, dass sich die mesolithische Steintechnik in dem Steinmaterial der ältesten Bükk-Kultur bemerkbar mache. 29 Einige Formen — wie z. B. das Segment — sind auch in Arka vorhanden und auch die Parameter anderer Steingeräte unterstützen eine hochgradige Identität. Die lange Zeit hindurch bewahrte technische Tradition der lokalen mesolithischen Bevölkerung blieb also hier unbedingt erhalten. Die Tatsache, dass die Linearkeramik auf dem Gebiet der Mittel-Theiss die einzige neolithische Kultur war, unterstützt gleichfalls die Möglichkeit ihrer lokalen Ausbildung, die auch durch die Ergebnisse von С 14 unterstützt wird. Das С 14 Ergebnis der Zalavárer Siedlung, die von Quitta auf die Zeit des Überganges von Linearkeramik I. und IL datiert wird, ist 4452, hingegen das von Arka, welche Siedlung in die erste Periode der Bükk-Kultur eingereiht werden kann, ist 4630. Arka ist also 200 Jahre älter, somit gibt es keine Möglichkeit, dass sich die Bükk-Kultur aus der von Westen vordringenden Linearkeramik herausgebildet habe. Die in Ermangelung der Stratigraphie skizzierte Parallelisierung birgt mehrere Fehlerquellen in sich, und es wird die Aufgabe der nachfolgenden Forschungen 27 Pittioni, R., Urgeschichte des österreichischen Raums. Wien 1954, S. 138. 28 Tichy, В., Einige Bemerkungen zum Neolithikum in der Tschechoslowakei in der Forschungsperiode seit 1945. Acta Aust. 1961, 96—117. 29 Vértes, L. Zur Technologie grobgerätiger Silexfunde in Nordungarn. FA XVII (1961), 18, 19, 25, 26, 28. 2* 19