A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 2. (Szeged, 1968)
Patek Erzsébet: Präskythische Gräber in Ostungarn
die doppelkonischen grossen Gefässe mit nach aussen neigendem Rand, von denen der Bauch bei den meisten verziert ist (Taf. I. 3). Die Technik der von aussen schwarzen, von innen roten Gefässe erinnert uns in erster Linie an die Töpferei der Hügelgraber und der Pilinyer Kultur. Aus den etlichen vorgeführten Gefässformen und Verzierungsweisen ist zu erkennen, dass die Töpferei des Friedhofes spätbronzezeitliche Reminszenzen aufweist. Vor der Einreihung dieser Keramik zu der Kultur der Urbevölkerung Ostungarns, müssen wir jedoch auch darauf aufmerksam machen, dass ähnliche Gefässe wie in der Keramik der von uns behandelten Friedhöfe in den gleichzeitigen Funden östlich von den Karpaten gleichfalls auftauchen. Somit sind noch ausführlichere Forschungen zur richtigen Auswertung der Töpferei unserer präskythischen Friedhöfe notwendig und auch dazu, um Stellung nehmen zu können, welche Gefässe sich an die hiesige Urbevölkerung und welche an jene Töpferei der östlich von den Karpaten gelegenen Gebiete knüpfen lassen, die Jahrhunderte hindurch die Erinnerung an die spätbronzezeitliche Technik, Zierkunst und in einigen Fällen selbst an Gefässformen bewahrt haben dürfte. Vorläufig ist es nur eine Ansetzung unserseits, dass einige Formen in dem Mezőcsáter Friedhof das lokale Weiterleben der Töpferei aufweisen (hierfür ist in erster Linie an doppelkonische Gefässe mit nach aussen neigenden Rändern zu denken), während andere Gefässe hingegegen — deren gute Entspechungen wir aus unserem früheren Material nicht kennen — an die von unserem Gebiet östlich wirkende Töpferei geknüpft werden können. Jedenfalls ist es z. B. sehr überlegenswert, dass die Töpfchen des Soldanester Friedhofes im Moldau, die von Meljukova auf das IX —VI. Jh. v. u. Z. datiert wurden, Ebenbilder der Kleingefässe der spätbronzezeitlichen Gruppe von Berkesz —Demecser in Ungarn sind, 8 anderseits hingegen die Keramik dieses Friedhofes auch mit den Gefässen der ungarländischen präskythischen Friedhöfe Verwandtschaft aufweist. 9 Auf die wandernde Lebensweise des unser präskythisches Fundmaterial benützenden Volkes kann uns eine im Laufe von Feldbegehungen gemachte Beobachtung verweisen. In der Umgebung des Friedhofes von Mezőcsát haben wir auf einem Gebiet von ungefähr 200 km 2 während der mehrere Jahre dauernden Ausgrabungen intensive Feldbegehungen ausgeführt. Trotz dieser gelang es uns keine Spur einer zu dem Friedhof gehörenden Siedlung anzutreffen. Wir halten es für wahrscheinlich, dass es auf der Erdoberfläche Spuren hinterlassen hätte, wenn die Benutzer des Friedhofes für dauernden Aufenthalt hergestellte Wohnungen besessen hätten bzw. wenn sie sich längere Zeit hindurch auf demselben Gelände aufgehalten hätten. Auf einen verhältnismässig kurzen Aufenthalt lässt sich auch daraus schliessen, dass die Zahl der Gräber in unseren präskythischen Friedhöfen — wenigstens auf Grund der bisherigen Daten — verhältnismässig gering war. Diese Negativen und mittelbare Daten weisen nicht auf eine intensive Form des Ackerbaues hin, sondern eher auf eine mehr oder minder nomadisierende Form der Viehzucht. Die grösste Zahl der Gräber weist unter den bisher bekannten präskythischen Friedhöfen der Mezőcsáter auf, der — auch die mutmassliche Zahl der vor der Ausgrabung untergegangenen Gräber in Betracht ziehend — aus ungefähr 55 Gräbern bestanden haben mag. In Zusammenhang damit, dass die ungarländische präskythische Kultur in erster Linie auf nicht lokale Wurzeln zurückreicht, dürfte es nicht ohne Interesse « A. I. Meljukova, MIA 64 (1958), 21, Abb. 1—4. 9 A. I. Meljukova, MIA 64 (1958), 20, Abb. 1, 2. 106