A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 1. (Szeged, 1968)

Makkay, János: Angaben zur Datierung und zu den südlichen Kontakten der mittleren Bronzezeit des Karpatenbeckens

Das mag nach ihm mindestens 100, am meisten 300 Jahre ausgemacht haben. Das kann natürlich weder von ihm noch von einem anderen in Frage gestellt werden, dass es hier von einer Einwirkung mesopotamischer Herkunft die Rede ist. Unserer Meinung nach hat sich jedoch diese Einwirkung in bedeutend kürzerer Zeit, wie sie von Vlassa angesetzt, abgespielt. Von einem organischen, langsamen, aber all­gemeine Verbreitung ergebenden Bekanntwerden mit dem Gebrach der Schrift kann nämlich keine Rede sein. Ausserdem müssen wir auch das noch erwähnen, dass die Tontäfelchen von Tärtäria nicht in Mesopotamien hergestellt wurden, sondern an Ort und Stelle, im Marostal nach mesopotamischen Mustern oder auf Grund von dort gebrachten Kenntnissen. (Auch das kann jedoch nicht angesetzt werden, dass es hier von einer vollkommen individuellen, fast nur auf eine Person eineng­baren oder einzuengenden Einwirkung die Rede sei.) Es wird von Vlassa noch nicht versucht, den Weg zu erforschen, auf welchem ein Teil der mit dem frühesten vorderasiatischen Schriftanfang verknüpften Kennt­nisse so früh nach Siebenbürgen, d. h. nach Südosteuropa gelangte. Diese Funde unterstützen allerdings die Auffassung, dass bestimmte Teile von Südosteuropa in dem Neolithikum nicht wesentlich hinter den vorgeschrittensten Gebieten zu­rückgeblieben waren. (Diese Meinung wird ausser diesem auch durch andere gleich­falls südosteuropäische Funde und Zusammenhänge bekräftigt. 25 ) Die Berührung verdanken wir im Falle der Funde von Tärtäria wahrscheinlich solchen Personen, die mit diesen am meisten entwickelten Gebieten unmittelbar in Verbindung kamen. Hierunter ist in diesem Falle ausschliesslich Mesopotamien zu verstehen, da ja die anfängliche Bekanntschaft mit der Schrift für den gegebnenen Zeitpunkt auch in Anatolien noch nicht nachgewiesen werden kann. Wir können an Personen wie Kaufleute und Sklaven denken. Jedenfalls an solche Personen, die aus dem ehemaligen neolithischen Siebenbürgen in ganz ferne Landschaften gelangt waren (wahrschein­lich durch vermittelnde Stationen hindurch), dann von dort wiederum zurück­kehrten. Es ist natürlich, dass sie einen Teil ihrer Erfahrungen und des dort, also in diesem Falle in Mesopotamien Gesehenen — in diesem Falle ohne Verständnis des Wesentlichen und ohne die zwingende Kraft des hiesigen Bedarfes, desgleichen auch ohne die Möglichkeiten ihrer Benützung — auch in der Heimat nutzbar machen wollten. Und dass dies im Falle der Funde von Tärtäria durchaus nicht etwas Zu­fälliges und Individuelles ist, das können uns weitere Funde beweisen. Denken wir nur an die an anfängliche Schriftzeichen erinnernden eingekratzten Zeichnungen auf Gefässbruchstücken, die vor allem auf der Fundstätte von Tordos, desgleichen auf einigen Fundorten des mit dem Tordos-Material ohnehin verwandten Vinca­Kreises gefunden wurden. 26 Aus den ursprünglich nach Hause gebrachten Kennt­nissen scheint sich wenigstens so viel erhalten zu haben, dass von ihnen bestimmte Gegenstände, (vor allem Gefässe) mit Eigentumszeichen versehen wurden. Das ist aber — wie allgemein bekannt — vermutlich die erste Stufe im Zustandekommen der Schrift. Das alles haben wir deswegen so ausführlich besprochen, weil wir uns die Genese der Darstellungen der „Bratpfannen" aus der Umgebung von Orsova im wesentlichen ganz ähnlich vorstellen. D. h. auch hier denken wir an die vermittelnde 28 Von den ansetzbaren Zusammenhängen bzw. Möglichkeiten habe ich eine Menge umrissen in der Studie „Early Near Eastern and South East European Gods": Acta Arch. Hung. 16 (Buda­pest 1964), 47 ff. 26 Roska, Márton, A Torma Zsófia-gyűjtemény. Die Sammlung Zsófia von Torma. (Kolozsvár 1943), Taf. CXXXI—CXXXVI. /. Todorovic—A. Cermanovic, Banjica. Siedlung der Vinca-Gruppe. (Beograd 1961), Taf. XXXII—XXXIV, etc. 40

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