A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 1. (Szeged, 1968)

Makkay, János: Angaben zur Datierung und zu den südlichen Kontakten der mittleren Bronzezeit des Karpatenbeckens

Unter den etwas voreilig eingekratzten Darstellungen der allgemein bekannten und oft publizierten Bronzetafel von Psychro ist das eine Detail des Mittelteiles gleichfalls interessant für uns. An der herausgehobenen Zeichnung sehen wir ein Opferhorn. Aus seiner Mitte wächst ein Bäumchen hervor. Das Opferhorn ist ohne Postament oder Tisch hingestellt. Es ist jedoch möglich, dass der unter dem Horn sichtbare Baumstamm nicht ein anderer, von dem Obigen unabhängiger (obgleich die Stellung und Form der Zweige bei beiden nicht ähnlich ist!), sondern ein mit jenem identischer Baum ist, der das Opferhorn fast hindurchwächst. Der Baumstamm selbst wächst aus einem kistenartigen Podium, das fast wie eine Zim­mergewächs enthaltende Kiste aussieht, hervor. 9 Nach /. Boardman erscheinen kosmogonische Elemente auf der Bronzeplatte : Sonne, Mond, Vogel, Fisch, Baum, Mann zusammen mit dem eigenartigen kretischen Kultgegenstand, dem Opfer­horn (horns of consecration). Unter der linken Hand des Mannes gibt es lineare „A" Zeichen, die nach A. Evans möglicherweise den Namen des Mannes bedeuten. Der Fund stammt aus der LM I Periode, d. h. er ist zwischen 1550—1450 zu datieren. Es dürfte vielleicht nicht ohne Interesse sein, zu erwähnen, dass er aus derselben Psychroer Kulthöhle zum Vorschein kam, woher uns auch mehrere aus Kupfer und Bronze hergestellte Doppeläxte bekannt sind. 10 Die hier herausgehobene Dar­stellung ähnelt vielleicht in seinen Details und auf den ersten Anblick nicht den Verzierungen unserer beiden „Bratpfannen", wohl jedoch unserer Meinung nach das Wesentliche an der Darstellung und der Gegenstand selbst. Von der geschweiften oder krummlinigen Konzeption abweichend ist hingegen hier die geradlinige Aus­führung vorherrschend. Das dürfte vielleicht auch die Folge dessen gewesen sein, dass hier die Verzierung in eine Bronzeplatte und nicht in Keramik eingeritzt war. Auf dem berühmten aus der Höhle des Ida-Berges stammenden kristallnen Lentoid ist neben bzw. vor der ein Muschelhorn blasenden menschlichen Gestalt ein einbeiniges Tischchen bzw. Altar zu sehen. Auf diesem gibt es ein solches Opfer­horn, aus dessen Mitte ein Bäumchen hervorwächst (Abb. l:4). n In diesem Falle erinnert uns die Form des Altars (Tischchens) und seine Abgesondertheit stark an unsere beiden „Bratpfannen", aber besonders an die Form der Zeichnung auf der ersteren (Abb. 1:1). Das Alter des Fundes ist LM I, d. h. es stammt aus 1550—1450. Ein weitere wichtige Parallele gibt es unter den in dem Deposit von Vaphio gefundenen Gemmen; es ist das Lentoid Vaphio Nr. 35. Heute befindet das sich in dem National Museum von Athen. Nach A. Evans ist auf diesem ein Opferhorn unter regenmachenden Dämonen auf einem Tischchen bzw. Altar zu sehen, aus dem Opferhorn wächst ein dreiästiges Gewächs hervor (Abb. 1:3). Vielleicht begies­sen diese Dämonen das Gewächs aus den in ihren Händen gehaltenen Gefässen. Das Alter des Fundes ist LM Ib, eventuell Anfang von LM II, also wiederum erst 1550—1400. Die Reihe der obigen Parallelen könnte vermutlich auch weiter noch vermehrt werden. Aber schon diese vier Analogien genügen dazu, um aus diesen in bezug auf 9 Boardman, J., The Cretan Collection in Oxford. The Dictaean Cave and Iron Age Crete. (Oxford 1961), 46; Abb. Fig. 21, Fund Nr. 217. — F. Schachermeyr ; vgl. oben Anm. Nr. 8, S. 152 Abb. 75. 10 Buchholz, H.-G., Zur Herkunft der kretischen Doppelaxt. Geschichte und auswärtige Bezie­hungen eines minoischen Kultsymbols. (München 1959), 42—3. 11 Evans, A., The Palace of Minos at Knossos I. (London 1922), Fig. 167. — F. Schachermeyr, vgl. oben Anm. 8, S. 166, Abb. 93. 12 Evans, A., The Ring of Nestor. JHS 45 (1925), Abb. 22 und Anm. 52. — S. noch unter anderem: G. R. Levy, Religious Conceptions of the Stone Age and their Influence upon European Thought. 2 (New York 1963), S. 226, Abb. 104. 36

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