A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

Adel beraubt worden waren oder die als Kriegsgefangenen in das Land hereingebracht worden waren. Hierin ist also der Ursprung davon, dass der Boden der eigene Besitz des Adels ist, weil diese sich das Land erworben hatten und ihre mit Blut erworbenen Grundeigentümer den Hörigen zum Gebrauch unter der Bedingung überlassen hatten, dass diese für diese ihnen bestimmte Dientse leisten sollen. Auf diese Weise ist einer­seits der grundherrliche Besitz, anderseits die Verpflichtung der Hörigen von Sohn auf Sohn von Zweig auf Zweig, von Hand auf Hand bis auf unsere Tage übergegangen" {Mezei Naptár III, 1842, 57). —Die einzige Ausnahme bildete in dieser Hinsicht, der auch in vieler Hinsicht weiter geblickt hatte als seine Zeigtenossen, Mihály Táncsics, obgleich auch er lange keine Anhänger fand. In einer seiner revolutionären Flugschrif­ten wendet er sich an seine Bauernbrüder mit den Worten: ,,... Für das ganze Land schaffen wird das meiste, wir ungarische Bauern sind die Nachkommen der ersten echten Urungarn" (vgl. Szabó Ervin: Társadalmi és pártharcok a 48— 49-es magyar forradalomban. Bécs 1921, 83). Können wir etwa eben von der archäologischen Forschung Rechenschaft for­dern, dass sie mit einer solchen geistigen Erbschaft von der Gesellschaft der landneh­menden Ungarn kein wirklichkeitstreues Bild zu entwerfen vermochte. Es schien als natürlich, dass nur die gleichmässig ein reiches Material liefernden Gräber die Denk­mäler des einheitlich freien, adeligen Ungartums haben bewahren können. Gegen diese allgemein verbreitete Auffassung tauchten Zweifel nur in ausserordentlich tief­schürfenden und folgerichtig denkenden Forschern auf. Als Ferenc Salamon in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts danach forschte, welchen Umständen es zu verdanken sei, dass es dem König Stephan I. möglich wurde die Grundlagen des Staates niederzulegen, fand er die Prämissen unseres staatlichen Lebens in der frühe­ren Entwicklung und Klassenverhältnissen des Vorungartums. Mit einer seltenen Scharfsinnigkeit bezweifelt er, dass „Stepfan der Heilige der Schöpfer von ganz und gar neuen sozialen Verhältnissen und ganzen Klassen gewesen wäre" (SalamonFerenc : A Magyar haditörténethez a Vezérek korában. ['Zur ungarischen Kriegsgeschichte im Zeitalter der Grossfürsten'] Századok X. [1876] 1—17,686—733). In unserem Jahr­hundert fing die These immer mehr an, in Schwanken zu geraten, dass die die Gesell­schaft der landnehmenden Ungarn eine freie Gemeinschaft von Gleichrangigen ge­wesen wäre (Tagányi, István Szabó, Sinkovics, Váczy, Erik Molnár uswj. Durch mehrere Faktoren wurden die Vertreter der Geschichtswissenschaft zum Nachdenken veranlasst. Die Zahl des ungarischen Adels schien auch nach einem Jahrtausend — auch wenn er sich erheblich vermehrte — allzu gering dazu zu sein, dass die Besetzung des Karpatenbeckens einer geringzahl igen Gruppe der Ahnen hätte zugeschrieben wer­dazu zu sein, dass die Besetzung des Karpatenbeckens einer geringzahligen Gruppe den können, die zurückgefolgert werden könnten. Wäre das Ungartum als eine dün­ne Schicht von Eroberern in der neuen Heimat erschienen, so hätte es seine Sprache und seinen eigenartigen Habitus rettungslos verloren und wäre in die Urbevölkerung eingeschmolzen. Dem Nation-Begriff von ständischer Anschauung widersprechen auch die Ergebnisse der Sprachwissenschaft in der Erforschung des Namenmaterials der Arpaden-Zeit (Gombocz, Pais) . Es ergab sich, dass die Namen der in Donations­urkunden erscheinenden Knechte meistens aus Appellativen stammende ungarische Namen sind und weil diese von den türkischen bzw. später von den christlichen Namen slawisch —deutschen Ursprungs der vornehmeren Schichten auffallend ab­weichen, ist es nicht vorstellbar, dass sich dieseKlasse auf diese Weise herausgebildet hätte, dass sie nachträglich aus der Gemeinschaft der freien Ungarn herabgesunken wäre. Es ist also anzusetzen, dass die Ungarn eine grössere Gruppe von finnisch —unga­risch-sprachigen Dienstleuten von Anfang an mit sich mitgebracht haben (Kniezsa) . 6* 83

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