A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1963 (Szeged, 1963)

Fettich, Nándor: Symbolischer Gürtel aus der Awarenzeit (Fund von Bilisics)

sehen Charakters kommen in den awarischen Gräbern sowohl in Garnituren, als ohne Garnitur, des öfteren vor. Sie sind nie aus Blei, sondern immer aus Bronze gegossen. Es erscheint wahrscheinlich, dass die Bronze für die keltische, das Blei dagegen für die slawische Volksschicht für bezeichnend erachtet werden kann. In dieser Beziehung scheint nicht belanglos zu sein, dass die sog. slawischen Lunulen gewöhnlich aus Weissmetall gegossen wurden. Es lebt hier vielleicht die Tradition der alten bleiernen Amulette des VIII. Jahrhunderts weiter. Auch die Versilberung der awarischen Gürtelgarnituren mag darin ihren Grund haben. Die massive, silberne Gürtelgarnitur von Fatiwisch (Ukraine) 13 wird gleichfalls eine neue Erklärung in dieser Beziehung zu bekommen haben. Unter den Beschlägen der Garnitur des Grabes 1 von Bánhalom, an der linken Seite des Gürtels, wurde eine kutrigurische Pseudoschnalle gefunden. 14 Wenn unsere Vermutungen zutreffen, so mag der Reiter des Grabes 1 von Bánhalom ein Führer der unter Regierung der neuen kaganischen Dynastie lebenden kutrigurischen Schicht gewesen sein. Die bleiernen Gürtelgarnituren, als unpraktische, verderbliche Machtzeichen, wurden bald mit versilberten Garnituren ersetzt. Hier eröffnen sich neue Perspektive für die Forschung. Die sprachlich, wie kulturell verschiedenen Völker des Awaren­reiches sollten irgendwie zusammengehalten und ins Gefüge des Staatslebens organi­siert werden. Die Form der Organisierung der nichtawarischen Bevölkerung zeigen die bleiernen Gürtelgarnituren und Amulette. Der Sinn und die Bedeutung der bleiernen Garnitur vom Grab 1 aus Bilisics lassen sich darin finden. Insoweit der Gürtel mit bleiernen Beschlägen niemals getragen, sondern nur als Machtzeichen gehalten war, muss die Frage vorgelegt werden, wo und wie er aufbe­wahrt wurde. Aus den Gesagten folgt logisch, dass die vornehmen Awaren auch in dieser Hinsicht imitiert worden waren. Diese Awaren hatten selbst ihren schwach genagelten, mit einer schwachen Schnalle versehenen Gürtel nicht fortwährend, sondern nur bei gewissen Angelegenheiten, wie bei Reisen, oder am kaganischen Sitz, usw. gebraucht. Als der Gürtel ausser Gebrauch war, so wurde er entweder in Kiste gelegt, oder im Inneren der Jurte oder des Planwagens in Sicherheit gebracht. Die Kiste halte ich für weniger wahrscheinlich. Das Machtzeichen musste gut sichtbar aufgehängt worden sein. Vielleicht dem Eingang gegenüber, hinten, war seine Stelle festgesetzt. Von hier wurde er beim Todesfall abgenommen und — wenn es möglich war — dem Toten angeschnallt. Wenn dieser symbolische Gürtel praktisch unbrauch­bar war, so legte man ihn in den Schoss des Toten, oder neben denselben. Natürlich wird man auch annehmen müssen, dass solche slawischen Vornehmen auch darin die Awaren nachgeahmt haben mögen, dass sie in prachtvolleren Jurten und Planwagen wohnten, wie etwa vorher die slawischen Krieger mit ähnlichen Waffen gekämpft haben mögen, wie die Awaren. 5. Die Bestimmung des Drehbeschlages Unter den Beschlägen des awarischen Gürtels wird gewöhnlich ein massiv ge­gossener, oft künstlerisch ausgebildeter, symmetrischer Beschlag, der mit einem ein­zigen Nietnagel in seiner Mitte zum Leder befestigt war, gefunden (z. B. in Bilisics, Abb. 1, 8). Seine Bestimmung war bis zu den letzten Zeiten ungeklärt, obwohl kein 13 Nyelvtudományi Közlemények, L, 1936., S. 79 ff. 14 Jászkunság, III., 1956., S. 168, Abb. 2, 13. S4

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