A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1963 (Szeged, 1963)

Fettich, Nándor: Symbolischer Gürtel aus der Awarenzeit (Fund von Bilisics)

Den ersten Bericht über diesen Fund habe ich in Arch. Hung. XXI, S. 156 (Taf. IX) erstattet. Diesmal wurde der Fund der mythologischen Szene halber in die Serie der figuralverzierten awarischen Bronzen aufgenommen. Es ist für den damaligen Stand unserer Wissenschaft bezeichnend, dass ich mich mit der von Móra erhaltenen Photographie begnügte und eine genauere Bestimmung der Szene der Gürtelbeschläge nicht versuchte. Vor der zurückblickenden Vogelfigur meinte ich einen Baum, oder eine Schlange zu erkennen (Abb. 1, 3) und äusserte mich dahin, dass der Sinn der Szene völlig unklar sei. Den Stil der Kreislappenranke hielt ich irrtümlicherweise als Beweis der Holzschnitzerei. Die Verwendung des Bleies anstatt Bronze war mir schon damals auffallend. Obwohl ich die für mich bekannten bleiernen Fabrikate in Anm. 16, S. 156 а. а. O. aufgezählt hatte, hatte ich doch anspruchsvollere Untersuchungen nicht vorgenommen und somit die hohe Bedeutung dieser Garnitur für die Awarenforschung nicht zu er­kennen gehabt. Um zwanzig Jahre später hat Csallány den einzigen Fortschritt getan, dass er sich mit der Garnitur Stück für Stück ausführlich beschäftigt hatte, wohl aber ohne daran gedacht zu haben, dass der Gebrauch dieses Gürtels, infolge der Verwendung eines so weichen Rohstoffes, wie das Blei ist, vollkommen unmöglich war. Über die erwähnte mythologische Szene äusserte er sich folgendermassen: es sei hier die Rede von einer Drache mit vier Füssen, die ihren Kopf nach rechts wende und im Maul ihren schlangenförmigen Schwanz halte (S. 112). Mit dieser mythologischen Szene beschäftigte sich auch 2. Takáts in der Ostas. Zeitschrift, XVII, 1942 und brachte auf S. 127, Abb. 24 eine gute Rekonstruktion derselben. Er war für die parthisch-sasanidische Herkunft des Tiermotives interessiert und argumentierte mit dem auf den Hals des Tieres gebundenen Strauss ganz richtig. Meine Rekonstruktion Abb. 1, 3 wurde mit Berücksichtigung der sieben vorhan­denen Beschlagstücke verfertigt. Diese Pfaudrache ist kein Vierfüssler, sondern besitzt sie nur zwei Füsse. Die Kampfszene der Pfaudrache mit der Schlange scheint einen dualistischen Sinn zu haben. Sie ist hier in einen kleinen Rahmen eingeengt. Dadurch musste die Komposition einige Deformationen zu erleiden haben. Der Flügel der Drache ist geschlossen. Der fächerförmige Schwanz ist auf den Rücken verschoben. Die Maske des Hängegliedes (eine Stilisierung des Herakles-Kopfes) zeigt den Weg, auf dem die Drachenkomposition den Awaren zugeführt worden war (griechische Götterdarstellungen in skythischen Kurganenfunden). Die wissenschaftliche Auswertung der bleiernen Gürtelgarnitur geriet durch die Chronologie Csallánys und durch ihre Konsequenzen in Sackgasse. L. Ilona Kovrig hat in ihrer Alattyán-Monographie zur Behandlung des Problems mit neuen bleiernen Gürtelgarnituren und mit guten Beobachtungen beigetragen. Auf weitere technologi­sche Untersuchungen musste sie aber, infolge der Dimension ihrer Arbeit, verzichten. Auch die bleierne Gürtelgarnitur von Bilisics konnte sie als eine Analogie für die Garnitur vom Grab 542 aus Alattyán eben nur zu erwähnen haben. Ich habe also das gesamte Fundmaterial aus Bilisics im Museum Szeged speziphischer Untersuchung unterzogen und die Resultate derselben mit erklärenden Zeichnungen illustriert (Abb. 1, 1—8a). Leider waren einzelne Stücke der Garnitur, als ich diese Zeichnungen ver­fertigte (Dezember 1962), stark ruiniert. Das obere Ende der grossen Riemenzunge (1, la) ist ausgebrochen, der ovale Ring der Schnalle (2, 2a—d) fast vollkommen zu Grunde gegangen, nur ihr Schnallendorn ist in gutem Zustand erhalten geblieben (2c—d). Die Schlaufe der grossen Riemenzunge (7a—c) ist auf unerkennbare Bruch­stücke zerfallen. Die ursprüngliche Form dieser Stücke ist unter 1, 2 und 19 der Taf. IX Arch. Hung. XXI im Originalzustand zu sehen. 63

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