Hoffmann Tamás: Mindennapi történelem az ütközőzónában (Miskolc, 2004)
Alltägliche geschichte in der kollisionszone
ALLTÄGLICHE GESCHICHTE IN DER KOLLISIONSZONE ÜBER DIE LEBENSWEISE DER BAUERN, HANDELSLEUTE UND HANDWERKER IM 6-18. JAHRHUNDERT IN OST-MITTELEUROPA Eine auf viele Generationen zurückgreifende Tradition hat die Vorstellung, laut der sich viele seit der Entstehung der modernen industriellen Zivilisation die Vergangenheit so vorgestellt haben, dass die eine gemeinsame Sprache sprechenden Menschen, in erster Linie in den präkapitalistischen Gesellschaften, eine gemeinsame Kultur herausgebildet haben. Mit deren Hilfe haben sie die uralten Traditionen ihrer Abstammung aufrechterhalten. Heutzutage ziehen doch viele die Wahrheit unserer Vorfahren in Zweifel. Die Umwertung der Vergangenheit begleitet die Geschichte des Denkens, aber die Anstrengungen darum sind heute weltweit größer als je zuvor. Trotzdem hat sich der offizielle Standpunkt in vielen Ländern, wie auch in unserer Heimat, kaum geändert. Die Vertreter der Wissenschaft behaupten meistens, wenn sie ihre Meinung über die Kreativität der kleinen Menschen verfassen, dass die Gesamtheit der uralten Traditionen in den präkapitalistischen Gesellschaften die Grenzen des Nationalstaates ausgefüllt hat. Die Kultur der Ungarn ist innerhalb der Grenzen Ungarns dort zu suchen, wo ungarisch gesprochen wird. Die in fremde Länder Ausgewanderten sollten sich nicht restlos assimilieren, sie sollten die Traditionen bewahren und die Politik sollte ihnen bei ihren Bemühungen helfen. Die Aufgabe der Wissenschaft ist es, die Bedingungen für einen klaren Blick zu schaffen und das kulturelle Nationalbewusstsein der Ethnie aufrechtzuerhalten. Die Geschichtswissenschaftler, Ethnographen usw. sollten daran arbeiten, die Details der Ereignisse von Anfang an bis heute zu entdecken. Es kann kaum zur Diskussion stehen, dass die Tradition einen ethnischen Charakter hat. In erster Linie haben die Bauern sie in ihrer Denkweise, in ihren folkloristischen Schöpfungen und in der Kultur ihrer Umgebung bewahrt. Andere gingen weiter und behaupteten, dass die Traditionen an universelle, menschliche Äußerungen geknüpft werden können. Sie dienen also auch in den modernen industriellen Zivilisationen als Rahmen für unser Fortbestehen. In der ethnographischen Fachliteratur unserer Zeit erscheinen auch die durch die Anhänger dieser zwei Auffassungen geschriebenen Arbeiten. Einst dachte ich auch, dass diese Erklärungen zutreffend sind. Wenn es zwischen ihnen einen Gegensatz gibt, dann kann er ausgeschaltet werden. Man muss nur deutlich machen, dass das internationale Fortbestehen der Volkskultur eine universelle menschliche Leistung und kein Prozess ist, der im allgemeinen Denken der Ungarn stattfindet. Ich musste aber sofort erkennen, dass die alltägliche Geschichte hauptsächlich das Anhängsel des wirtschaftlichen Funktionierens ist. Ich habe mich davon überzeugt, dass der Informationswert der Kulturhistorie ohne Vergleich mit den wirtschaftlichen Prozessen Schaden erleidet, weil man damit nur das nationale Wertsystem stärken will. Als Ergebnis wird die ganze Disziplin zu einer Theorie, die das universelle menschliche Verhalten erklärt. Der Ethnograph, der sich nur mit der kulturgeschichtlichen Bewertung beschäftigt, befriedigt einen ideologischen Bedarf und dient bei weitem nicht mit einer Erklärung, die den