Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - K. Csilléry Klára: Adalékok a paraszti képhasználathoz és képértelmezéshez Magyarországon

mit den schon früher angeeigneten Symbolen zu identifizieren. Dies dürfte auch in älterer Zeit nicht anders gewesen sein. Den zweiten Themenbereich meiner mit Bildern zusammenhängenden Sammelar­beit stellt die Untersuchung ihrer Rolle in der Wohnkultur dar. Neben meinen eigenen Beobachtungen berücksichtigte ich dabei mehr als 800 einschlägige Aufnahmen der Photosammlung des Ethnographischen Museums bzw. die in Publikationen veröffent­lichten. Allem Anschein nach gelangten in Ungarn die Heiligenbilder nach der Gegenre­formation - vom 18. Jahrhundert an nachweisbar - in die Bauernhäuser. So ist es offensichtlich als Überbleibsel eines altertümlichen Zustandes zu deuten, dass in den Wohnungen der Calvinisten oft noch lange gar keine Bildervorkamen. Dies entnehmen wir den Darstellungen von der Mitte des vorigen Jahrhunderts, sogar einigen Aufnah­men vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Wandschmuck diente bei ihnen Töpfergut und Steinzeug. Dass diese Sitte älter gewesen sein dürfte als die Anwendung von Bildern, beweist die Tatsache, dass blumengeschmückte Teller mit Aufhängösen auch aus den Überresten der Wohnhäuser der im 16. Jahrhundert zerstörten Marktflecken und Dörfer zum Vorschein gekommen sind. 7 Das Unterbringen der Heiligenbilder in der Bauernstube wurde durch die „heilige Hinterecke" bestimmt. Die Anordnung an der Wandfläche, möglichst in Reihen, ganz oben unter der Decke (Abb. 5), zeigt dagegen die Wirkung der Bildanordnungspraxis der aristokratischen Ahnengalerien. Zahl un Grösse der Bilder spiegelten die Vermö­genslage, aber auch die Religiosität der Bauernfamilie wider, und die Erwartungen waren in den einzelnen Dörfern auch verschiedentlich. Es gab Bilder, in deren Besitz zu kommen es sich ziemte - so: Dreifaltigkeit, das Herz Jesu und Maria - und die möglichst auf den Hauptplatz, in die Ecke hinter dem Tisch aufgehängt werden sollten (Abb. 6). Ansonsten kamen aber an die bessere Wand gegenüber der Tür schönere und grössere Bilder, wobei man bei niedrigeren Häusern sich auch nach den Fenstern richten musste (Abb. 7). Da es üblich war, die Bilder einsegnen zu lassen, kam ihnen eine besondere Achtung zu. In Mezőkövesd wurden sie z. B. nach dem Grossaufräu­men, das das Abhängen der Bilder mit sich brachte, „ausgesöhnt": Beim Wiederauf­hängen wurde ein mit ihnen zusammenhängendes Lied gesungen, ein Gebet gesprochen oder wenigstens das Bild geküsst. Ja, der schäbige Heilige wurde - beim Umordnen nach der Tünchung - von der Tischecke immer weiter gerückt, doch die eifrigen religi­ösen Familien scheuten sich, sie aus dem Zimmer zu entfernen. So reichte die bilderreihe bis zur Stelle hinter dem Bett, ja sogar noch weiter. Die frühere Verbreitung anderer Bilder ist kaum nachweisbar. Die Calvinisten des in der Tiefebene gelegenen Marktfleckens Szarvas haben am Anfang des 19. Jahrhun­derts Papierbilder an die obere Wandfläche geklebt: Märchenhelden. Adam und Eva., Soldaten zu Pferde, eine Bruthenne; 8 dies dürften vor allem Stiche gewesen sein ­ähnliche Stiche wurden auch im damaligen Ungarn verfertigt 9 - oder Einzelblätter mit Wasserfarben. 10 Bei armen Familien konnte im 19. Jahrhundert sehr wohl ein einziges Bild als Zierde des Zimmers fungieren. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhun­derts erschienen die politischen Bilder, aber fast nur über der Tischecke der protestan­tischen Familien, die wohlhabend waren (Abb. 9), dann folgten die Gedenkblätter, besonders Reservistenbilder und die Haussegen und biblischen Sprüche." Schliesslich haben die Photographien - wie ich sehe - ein Dilemma hervorgerufen, das nicht mehr einheitlich gelöst werden konnte: nämlich das Dilemma des Verhältnis­ses zur Heiligen Ecke. In vielen protestantischen Dörfern hat man nichts Schlechtes darin gefunden, wenn die Photos in die Heilige Hinterecke kamen, anderswo hat man es für besser erachtet , sie beim Ende der Sitzbank zu gruppieren . Am Häufigsten kamen sie aber gegenüber der Tür, in der Nähe des Spiegels vor. 12 Ein vergrössertes Photo 4 49

Next

/
Thumbnails
Contents