Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Ingeborg Weber-Kellermann: A vidékiek kultúrájáról és múzeumi ábrázolásukról

KULTUR DER LANDLEUTE UND IHRE MUSEALE DARSTELLUNG INGEBORG WEBER-KELLERMANN Was ist Kultur! Die Beantwortung dieser Frage durch die Jahrhunderte hindurch wäre in sich eine Kulturgeschichte. Als Vertreterin eines kleinen Faches, der Europäischen Ethnologie oder Volkskunde, würde ich allerdings dabei in besondere Verlegenheit geraten, sind doch meine Forschungsgegenstände von den Kulturwissenschaften stets ausnehmend „tief eingeordnet worden, im Sousterrain des nationalen Kulturgebäudes, als eine Kultur der Vielen, nicht der Eliten, und deshalb eigentlich als keine „richtige Kultur" Schon die übliche Scheidung zwischen „Hochkultur" und - ja, was nun eigentlich: „Tiefkultur" kann man wohl schlecht sagen und benutzt deshalb den etwas freundliche­ren Ausdruck „Volkskultur", was auch immer darunter zu verstehen sei, ist dentlich genug. Die Unsicherheit der Geisteswissenschaften gegenüber diesem merkwürdig um­fangreichen Gegenstand resultiert gerade aus seiner quantitativen Ausdehnung, aus der Massenhaftigkeit der Kultur des kleinen Mannes, die sie in den Augen der Bil­dungsschicht suspekt macht. Ein Blick in die Lexika der letzten hundert Jahre öffnet bereits die Augen für den sozialhistorischen Prozeß, der auch die Kulturbetrachtung kennzeichnet. Im Meyer von 1909 wird zwar der Unterschied zwischen Kultur- und Staatengeschichte ausgiebig re­gistriert (und übrigens ein fabelhaftes Literaturverzeichnis der damals neuen kulturge­schichtlichen Werke angefügt). Dabei ergibt sich immerhin eine zunehmende Hinwen­dung auch zu sozialen Gesichtspunkten, aber im großen und ganzen verbleibt der Definitionsspielraum doch im Bereich der Hochkulturen. Die Sitten und Bräuche der eigenen Nation verweisen die Autoren mehr oder weniger in das Feld des Exotischen, und das war ja zumeist auch die Perspektive, aus der heraus die Museen „Volkskultur" präsentierten. So fremd, wie den Museumsleitern - größtenteils Kunsthistoriker ­zumeist die Dingwelt der Volkskultur war, so verfremdet inszenierten sie deren Ausstel­lung und dokumentierten damit ihr eigenes abgehobenes Kulturverständnis. Hier konnte also die Kultur der „kleinen Leute" und des Alltags keinen angemes­senen Platz finden. Im offiziellen Umgang mit dem Kulturbegriff hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles geändert, und der Brockhaus von 1970 unterscheidet sich in seinem Kulturartikel wesentlich von den alten Definitionen. Hier ist Kultur „die Gesamtheit der typischen Lebensformen einer Bevölkerung einschließlich der sie tragenden Geistesverfassung, besonders der Werteinstellung. Kulturelle Erscheinungen seien „ra­umgebunden", wie der Begriff „Kulturlandschaft" bezeuge, global gesehen sei Kultur also als Vielfalt angelegt . . . Materielle Kultur als Gegensatz zur geistigen Kultur sei überholt; stattdessen könne man nach Nikolai Hartmann zwischen dem objektiven Geist und dem im stofflichen objektivierten Geist unterscheiden.' Auf solche Gedanken sollen wir noch zu sprechen kommen. Das erweiterte Ver­ständnis von Kultur hat besonders der Volkskunde und der musealen Darstellung ihrer

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