Patay Pál: Zempléni harangok (Officina Musei 18. Miskolc, 2009)

Zempléner Glocken/Glocken in (im Komitat) Zemplén

aber man besorgte sich selbst in Buda (Ofen) Glocken, und es gibt auch eine in Pressburg (Pozsony, Bratislava) gegossene. Aus dem Jahrzehnt 1771—1780 verfügen wir schon über wesentlich mehr Angaben. Zunehmend mehr katholische Kirchen besaßen damals schon zwei Glocken, und in den Türmen der katholischen Kirchen in den Marktflecken hingen drei, vier und sogar fünf Glocken (Durchschnitt 2,4). Auch die Glockenzahl bei den Reformierten nahm zu (Durchschnitt 1,4). Diese Tendenz steigerte sich noch durch das Toleranzedikt Josephs II., das den Protestanten den Bau neuer Kirchen ermöglichte. Am Ende des 18. Jahrhunderts beschafften sich die Zempléner ihre Glocken überwiegend in Eperies, wo die Familie Lecherer die Glockengießer waren, die Dörfer am Kundert (Hernád), dagegen bereits in der Werkstatt in Eger (Erlau). (Damals war die Werkstatt im Besitz der Familie Jüstel). Aber nach Zemplén kamen auch wandernde Glockengießer aus Siebenbürgen. Als dann aber am Ende des 18. Jahrhunderts in Kaschau wieder eine Gießerei tätig war, wurde vor allem diese aufgesucht. Erst als in den 1830er Jahren hier und in Eperies der Glockenguss aufhörte, wurde Zemplén wieder zu einem Markt für Eger. In den Kleinlandschaften Hegyköz und Bodrogköz erschienen zu dieser Zeit die durch die Mitglieder der adligen Familie László in Kisgejőc (Mali Hejivci, Ukraine) im Korn. Ung gegossenen Glocken. Eine stammte aber auch aus Dobsina (Dobsiná, Slowakei), ebenso wie einige aus dem sich zum Industriezentrum entwickelnden Pest. Ahnlich war der Zempléner Glockenbestand auch nach dem Freiheitskrieg von 1848—49. Die Lutheraner von Tállya beschafften sich allerdings 1856 Stahlglocken aus Bochum - vielleicht weil diese einerseits weniger der Zerstörung durch Feuer und andererseits in Kriegszeiten der Umgießung zum Geschütz ausgesetzt waren. 1859 fuhr der erste Eisenbahnzug von Pest durck Nyíregyháza—Tokav— Szerencs kommend in Miskolc ein. Dies machte möglich, dass Glocken leicht und schnell transportiert werden konnten. Das nutzte der Pester Ferenc Walser auch aus und beherrschte sozusagen bis ans Ende der 1890er Jahre den ganzen südlichen Teil des von uns untersuchten Gebietes. Von 1880 an bekam er aber einen starken Konkurrenten in der Person Frigyes Seltenhofers in Sopron (Odenburg). Das Hegyköz und das Bodrogköz beschafften sich den überwiegenden Teil ihrer Glocken aber unverändert in Kisgejőc. Doch infolge der von der Eisenbahn gebotenen Möglichkeiten kamen auch aus anderen Betrieben einige Glocken, so vom Budapester János Thury, von Antal Novotny in Temesvár (Temes­vár, Timisoara, Rumänien) und von Frigyes Hönig in Arad, Rumänien. Der Konkurrenz dieser in bedeutenderen Industriezentren verwurzelten und zu Fabriken gewordenen Betrieben konnten die auf Handwerkerniveau arbeitenden Provinzwerkstätten nicht standhalten und schlössen der Reihe nach. Kisgejőc dagegen widerstand, besonders wirkungsvoll, nachdem der in die Familie László eingeheiratete Fe­renc Egry mit seinem vorzüglichen Handelstalent um 1890 bei den Glockengießern eintrat und früher oder später von den Familienmitgliedern das Eigentumsrecht an der Werkstatt übernahm. Er hatte die Absicht, auch in Budapest eine Werkstatt zu eröffnen, konnte aber wohl seine Vorstellungen nicht erfüllen. Im 19. Jahrhundert hingen im Turm katholischer Kirchen im Allgemeinen drei Glocken, viele aber begnügten sich auch weiterhin mit zweien. Dagegen wurden an vielen Orten ein Glockenstuhl für eine Glocke errichtet. Damit erhöhte sich zwar die Gesamtzahl, aber nicht der örtliche Durchschnitt (2,0). Gleichzeitig bemühten sich die Reformierten im Laufe des Jahrhunderts, statt des Glockenstuhls einen Turm für ihre Kirche zu errichten und für diesen auch eine zweite Glocke zu beschaffen. (1898 war der Durchschnitt 1,9.) 149

Next

/
Thumbnails
Contents