Viga Gyula: Hármas határon (Officina Musei 4. Miskolc, 1996)

(Auszug)

Unterschiedlichkeiten zwischen den Geräten, der Technik und der Arbeitsweise der verschiedenen Ethniken angehörenden Erntearbeiter ich nicht in erster Linie als ethnische Unterschiede darstellen, sondern ein Zeichen für die Unterschiede zwischen den einzelnen Landschaften und für den Stand der Entwicklung von Geräten und Technik sowie fur den Grad der Verbürgerlichung sind. In einem gesonderten Teilkapitel werden weitere Formen der Wanderarbeit innerhalb der Landwirtschaft behandelt. Markante Einzugsbereiche und Wander-strecken lassen sich bei den Weinanbaugebieten für den Zeitraum der Arbeiten in den Weingärten (Hacken) und der Weinlese nachweisen. Während des 18./19. Jahrhunderts konzentrierten sich die Arbeiten im Weinanbau vor allem auf die Gegend Tokaj­Hegyalja, doch wurden auch für den Weinberg von Királyhelmec Winzer gedungen, und auch die Weingärten von Kistoronya und Nagytoronya übten eine starke Anziehungskraft aus. Die Großgrundbesitzer von Felsö-Bodrogköz stellten ruthenische Knechte für alle Arbeiten in der Landwirtschaft ein. In nahezu allen Dörfern erinnert man sich an diese jungen Knechte, und nicht wenige von ihnen ließen sich sogar in den ungarischen Dörfern nieder. Nachweise über Saisonarbeiter lassen sich auch außerhalb der Landwirtschaft erbringen. So wurde die Hanfernte in den hier untersuchten Dörfern von ungarischen und slowakischen Frauen gebrochen. Vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an wurden die Bahnschwellen für den Eisenbahnbau aus den dahinsterbenden Waldungen der Überschwemmgsgebiete von Bodrogköz von wandernden Holzfällern geschnitzt. Auch die Steinbrüche übten nicht zuletzt durch ihre Geräte und Techniken eine Anziehung auf die Saisonarbeiter aus. Zusammenfassend sei gesagt, daß die Arbeiterwanderungen den Zustand der herkömmlichen Kultur beeinflußten, obschon sich dies nur recht schwer nachweisen läßt, sich nur als Teil sehr zusammengesetzter ethnokultureller Prozesse, als Folge eines mehrere Generationen andauernden Beziehungssystems interpretieren läßt. Es ist jedoch auch Vorsicht geboten, weil zwischen den die Arbeitskraft entlassenden Randgebieten und den Dörfern der Bodrogköz im Charakter und in der Struktur der materiellen Kultur bedeutende Unterschiede bestanden, und auch die Verbürgerlichung auf einem anderen Niveau stand. Gelegentlich trennen die Innovationen vorwiegend Entwicklungsstadien voneinander und bedeuten keine kulturellen Grenzen. OBSTANBAU UND OBSTHANDEL Bis zu den Regulierungen der Flußläufe hatten die Obstplantagen der Überschwemmungsgebiete eine hohe Bedeutung , denn an den Ufern der Oberen Theiß und ihrer Nebenläufe zogen sich ausgedehnte Obstanlagen dahin. Laut Beschreibungen aus dem 18./19. Jahrhundert soll auch in der Landschaft Bodrogköz sehr viel Obst angebaut worden sein. Jedoch bestanden erhebliche Unterschiede sowohl in den Obstkulturen der verschiedenen Siedlungen als auch in deren Obstbaumbestand. Während sich die meisten Pflaumenhaine nahe am Wasser, entlang der einstigen Überschwemmungsgebiete dahinzogen, prunkten die Kirschgärten vor allem an den sonnenbeschienenen Seiten der Weingärten. Besonders bekannt waren die Kirschgärten von Bodrogszentes, Kisgéres und Zemplén.

Next

/
Thumbnails
Contents