A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 40. (2001)

SPÓNER Péter: 42 nap a világ körül. Hadifogság Kelet-Szibériában 1918-1921

organisiert, zwar war wegen der extremen Umstände und der großen Epidemien die Todesrate auch damals schon sehr hoch. Der Untergang des Zarenreiches brachte auch im Leben der Kriegsgefangenen eine bedeutende Wende. Von der sowjetischen Führung wurden die Gefangenen zwar als freie Menschen bezeichnet, doch wurde zugeich auch ihre zentrale Versorgung eingestellt. Im Sinne der zwischen den Mittelmächten und der neuen sowjetischen Regierung abgeschlossenen Verträge konnten zwar Kommissionen zur Betreuung der Kriegsgefangenen in die jeweils anderen Länder entsandt werden, deren Aufgabe die Organisierung des Heimtransports und die Sicherstellung ihrer Versorgung war. Von der Monarchie wurden derartige Kommissionen nach Moskau, Kiew und Petersburg entsandt, zur gleichen Zeit konnten aber die in die Gebiete Sibiriens entsandten Beauftragten wegen des zwischenzeitlich ausgebrochenen Bürgerkrieges ihre endgültigen Ziele nicht mehr erreichen. Von 1918 an begann das Schicksal der in Sibirien steckengebliebenen Honvédsoldaten kritisch zu werden. Einerseits wurden sie von den Weißen wieder als Kriegsgefangene betrachtet, obzwar ihre Versorgung kaum gelöst werden konnte, zur gleichen Zeit mussten sie die alltäglichen Grausamkeiten der sogenannten tschechischen Legion erdulden, andererseits war wegen des Zerfalls der Monarchie in der Praxis jedwede mit Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes aus der Heimat ankommende Unterstützung versiegt. Des weiteren wurde die Lage durch den Abbruch der Postverbindung erschwert, die mit den vorstehend erwähnten Gründen zusammen den körperlich­psychischen Abbau der Gefangenen beschleunigte. Eine Ausnahme stellte nur die Lage jener Kriegsgefangenen dar, die in Gefangenenlagern lebten, die den im Jahre 1918 in Wladiwostok an Land gegangenen amerikanischen und japanischen Truppen unterstellt waren. Doch machte deren Zahl nur einen Bruchteil der in Sibirien verbliebenen Kriegsgefangenen aus. Von der Aufmerksamkeit der inländischen öffentlichen Meinung wurde im Herbst 1919 die Lösung der Situation der Kriegsgefangenen in Sibirien immer mehr gefordert. Nacheinander begannen sich in größeren Städten des Landes gesellschaftliche Organisationen zu bilden, deren Ziel der Heimtransport der Honvédsoldaten bzw. die Beschaffung der dazu erforderlichen Geldsummen war. In Miskolc bildete sich unter den ersten eine solche Organisation, die auf die Anregung des Arztes Dr. Dezső Lédig entstanden war, der wegen seines Schwagers auch persönlich von der Kriegsgefangenenfrage betroffen war. Obzwar diese Organisation sich auf eine breite gesellschaftliche Basis stützen konnte, konnte sie nur einen Bruchteil der erforderlichen Summe beschaffen. In erster Linie war dies der damaligen tragischen Situation des Landes, der rasch steigenden Inflation zuzuschreiben. Es lag auf der Hand, dass ohne die Unterstützung der Regierung, nur die gesellschaftliche Initiative allein die Kriegsgefangenenfrage nicht zu lösen imstande ist. Die politische Führung fasste Anfang 1919 einen Beschluss über die endgültige Lösung der Frage, zu der auch die finanzielle Unterstützung der in Amerika lebenden Ungarn bzw. auch das Einvernehmen der Entente beschafft werden konnte. Die ungarischen Delegierten, die die Heimreise organisieren sollten, kamen im Juni 1920 in Wladiwostok an. Im Laufe des Sommers wurde die Zahl der auf ihre Rückkehr wartenden Honvédsoldaten untersucht, die alle Erwartungen übertraf, so dass die Aktion, die ursprünglich bis zum Winter 1920 abgeschlossen werden sollte, sich ganz bis zum Herbst 1921 hinschleppte. Im Laufe diese Zeit ist es gelungen, beinahe 10 000 Soldaten auf dem Seeweg nach Europa zu bringen, - obzwar auch hierfür keine genauen Statistiken zur Verfügung stehen. Doch macht diese Zahl kaum 10% der im Frühjahr 1918 noch in Ostsibirien befindlichen ungarischen Kriegsgefangenen aus. Péter Spóner 333

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