A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 40. (2001)

SISKA József: Premontrei szerzetesek a bodrogközi Leleszen

PRÄMONSTRATENSERMÖNCHE IN LELESZ (BODROGKÖZ) Der Kanonikerorden nach den Regeln der Prämonstratenser wurde 1121 von Norbert Gen­nepi, der deutscher Herkunft war, in Frankreich gegründet. Die weiße Kutten aus Fries tragenden Mönche übten nach dem Rat des Heiligen Augustinus im Volk eine bekehrende Tätigkeit durch, d. h. im Gegensatz zu den meisten Orden hielten sie den Priesterdienst für ihre wichtigste Aufgabe. Die Zahl ihrer Klöster erreichte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in ganz Europa die sechshun­dert. In Frankreich, Deutschland, Italien, Skadinavien, Spanien, Portugal, in der Schweiz, in Öster­reich, Böhmen, Polen, Ungarn, Griechenland und Zypern waren ihre Häuser zu finden. Die inneren Kriege, das Vordringen der Türken, das Umsichgreifen der Reformation hat ihre Entwicklung zurückgeworfen. Die Festigung des Katholizismus im 17. Jahrhundert hatte ihre Neugeburt zur Folge. Diesem Prozess bereitete die Französische Revolution und die Aufklärung ein Ende. Durch ihre missionierende Tätigkeit traten sie am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts in Irland, Dänemark, in den USA, in Brasilien, Chile, Australien, Südafrika und in Zaire auf. Gegenwärtig verfügen sie über 75 tätige Ordenshäuser, ihre Zentrale befindet sich in Rom. Norbert der Heilige und der ungarische König László (Ladislaus) der Heilige waren durch verwandtschaftliche Bande verbunden, deshalb ist es kein Wunder, dass die erste Gemeinschaft der Prämonstratenser bereits von 1130 in in dem zur Stadt Nagyvárad gehörenden Váradhegyfok zu finden war. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts waren sie bereits in 46 ungarischen Orten tätig. Die größten Niederlassungen waren die Ordenshäuser in Lelesz, Jászó, Ság, Túróc, Csorna, Tűrje und Jánoshida. Der Einfall der Türken und der Zerfall Ungarns in drei Teile brachte in der Tätigkeit der Prämonstratenser einen Rückschlag. Der größte Teil ihres Netzes wurde zerstört. Nach der Wiedervereinigung des Landes nahm das Leben der Prämonstratenser infolge einer Verordnung von Leopold I. im Jahre 1697 eine zweite Blüte. Wegen der Maßnahme Josephs II. im Jahre 1787 folgte ein 15 Jahre währender Scheintod. Franz I. genehmigte von 1802 an wieder ihre Tätigkeit, doch von der Zeit an mussten sie auch Gymnasien betreiben. Nach dem Friedensvertrag von Tri­anon gelangten mehrere Ordenshäuser zu den Nachbarländern. 1950 wurde ihre Tätigkeit dann vom kommunistischen Regime verboten. Ihre Schulen waren schon 1948 verstaatlicht worden. Seit 1989 ist die Propstei in Csorna und seit 1990 das Priorat in Gödöllő tätig. Im heute zur Slowakei gehörenden Lelesz (in der Landschaft Bodrogköz) übertrug Boleszló, Bischof von Vác, in seinem Testament ein großes Gut zur Ansiedlung den Prämon­stratensern. Der Zeitpunkt der Errichtung des dortigen Ordenshauses wird von den Fachleuten in die Zeit zwischen 1180-1198 gelegt. Von den Königen Béla II. und András II. wurde das Erbe Boleszlós um bedeutende Schenkungen erweitert. Auch in Lelesz war das Ordensleben im Laufe der von der Gründungszeit an vergangenen 800 Jahre reich an Wenden. Zerstörungen und Peri­oden des Neubeginns wechselten einer ab. Nach einer Zwangspause der vergangenen 43 Jahre erhielt der Orden sein berechtigtes Eigentum 1993 vom slowakischen Staat zurück. Lelesz gehört jetzt zur Abtei von Jászó. Den zukünftigen Plänen nach soll hier in diesem Gebäude für die alten Ordensleute, die den Dienst nicht mehr leisten können, ein Heim errichtet werden. Über ihre Tätigkeit in der Seelsorge, im Unterricht, in der Kultur und in der modernen Landwirtschaft hinaus spielten die Prämonstratenserklöster auch eine bedeutende Rolle in der staatlichen Verwaltung, im öffentlichen Leben des Landes. Vom 13. Jahrhundert ganz bis zum Jahre 1874, als die Ämter der Notare gegründet wurden, waren sie auch als Beglaubigungsstellen tätig. Die hier verfassten Urkunden gelten bis zum heutigen Tag als wichtige, unentbehrliche Quellen der kirchlichen und weltlichen Geschichte der Umgebung. József Siska 297

Next

/
Thumbnails
Contents