A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 38. (1999)
NAGY Géza: Adatok Karcsa társadalmának megismeréséhez
DATEN ZUR ERKENNUNG DER KARCSAER GESELLSCHAFT Die Siedlung Karcsa ist schon im 12. Jahrhundert im Zwischenraum des Bodrog zu finden; sie wird zum erstenmal 1186 schriftlich in einer päpstlichen Urkunde erwähnt. Das Sumpfgebiet der Gegend riegelte die Bevölkerung bis hin zum Ende des 19. Jahrhunderts von der Außenwelt ab, deshalb war für die Gestaltung der Dorfgesellschaft über lange Zeit hinweg die Endogamie charakteristisch. Vermutlich entstand dadurch dieses starke Dorfgemeinschaftsbewußtsein, über das die Einwohner bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfügten. Sie waren immer stolz auf ihr Dorf, auf die lebendigen Sitten des Dorfes. Sie liebten ihre Arbeit und schätzten die Männer und Frauen entsprechend ihrer Arbeit. Ein Großteil der Bevölkerung war seit der Reformation reformistischen Glaubens. Dies stellte allerdings kein Hindernis für gemischte Ehen dar, obwohl es eine Zeit gab, wo hierdurch Glaubenskonflikte entstanden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bildeten sich in exogame Verbindung geratene, sehr starke verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen. Wenn jemand alteingewurzelter Karcsaer war, dann gehörte er zu einer Verwandtschaftsgruppe von kleinerer oder größerer Stärke. Er wurde da hineingeboren und nachdem sein Bewußtsein erwachte, wuchs er in die Dorfgemeinschaft hinein und bemühte sich von da an deren nützliches Mitglied zu werden. In Karcsa erlebte die Familie als Institution im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen. Solange der wirtschaftliche Lebensraum noch der Fronhof war, also keine Möglichkeiten zur Vergrößerung des Landbesitzes bestanden, war die herrschende Form die Großfamilie. Hier wirtschaftete der Kopf der Großfamilie gemeinsam mit seinen Söhnen. Später entwickelte sich hieraus die Kleinfamilie, die die Familie des aus der Großfamilie ausgeschiedenen Sohnes war. Die Familie des Karcsaer Menschen war eine lebende Institution, die wachsen, aber auch abnehmen konnte. Innerhalb der durch Blutbande verknüpften Institutionen gehörte sie zum Geschlecht, zur Sippe, zum Zweig. Dies hatte weniger Wert als der Zweig. Solange die Einzelwirtschaft vorherrschend war, spielte die Familie im Leben des Einzelnen eine wichtige Rolle. Das Entstehen der großbetrieblichen Wirtschaft veränderte nicht nur die Physiognomie des Dorfes in hohem Maße, sondern hatte auch eine Auswirkung auf das Leben der Familien. Géza Nagy 1171