A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 35-36. (1997)
BALÁZS Géza–LIEBER Tamás–VARGA Ferenc: A Sátorkőpusztai-, a Baradla-, a Béke- és a Pénzpataki-barlang névanyaga
DAS NAMENMATERIAL DER SÁTORKŐPUSTAER, DER BARADLA, DER BÉKE UND DER PÉNZPATAKER HÖHLEN Hiermit publizieren wir das vollständige Ortsnamenmaterial der vier bedeutendsten ungarischen Höhlen. Die vier Höhlen sind eng mit der Tätigkeit des Geologieprofessors László Jakucs (1926) verbunden. Der Reihe nach: die neben Dorog befindliche Sátorkőpustaer Gipshöhle, die berühmte Baradlahöhle, die vom Professor 1952 entdeckte zweitgrößte ungarische Tropfsteinhöhle, die Béke-Höhle, sowie die im Bükkgebirge erschlossene Pénzpataker Höhle. Mit unserer Arbeit möchten wir einen Beitrag zur ungarischen Spéléologie (Höhlenkunde) und sprachwissenschaftlichen Fachliteratur, sowie zu den damit verbundenen Fachgebieten leisten. Die Höhlenforscher und Besucher geben den Höhlenteilen Namen. Diese Namen der Höhlenteile stellen einen eigentümlichen Namenschatz dar: wir halten diese für geographische Beinamen. Anfänglich haben diese nur einen beiläufigen Charakter, aber mit der Zeit, dem Erscheinen der Besucher (wie in unserem Fall zum Beispiel die jährlich mehrere tausend Besucher aufnehmende Baradlahöhle) bleiben die Namen hängen und umgeben diese mit einer eigentümlichen Namensfolklore und Vermutungen. In der Baradlahöhle ist eine Tourenführung ohne die Bezeichnungen der Tropfsteine unvorstellbar; oftmals bieten diese ironischen, witzigen, zutreffenden, nachdenklich stimmenden, ja oft sogar stutzig machenden Bezeichnungen ein mindestens ebenso „ästhetisches" Erlebnis, wie der Höhlenbesuch selbst. Auf jeden Fall aber tragen sie zur besseren Aufnahme und Erinnerung an das Gesehene bei. In den kleineren, nicht besuchbaren Höhlen dienen die Höhlennamen zur Orientierung der Höhlenforscher. Was und wie in einer Umgebung etwas benannt wird, spiegelt immer ein wenig die Gesinnung der Gemeinschaft wider. Sehen wir uns nun die am frühesten entdeckte, bereits seit der Urzeit bekannte, erforschte und besuchte Höhle unseres Landes, die Baradlahöhle an! Wie die Bewohner der Gegend sagen: die Alte Baradla! Die wissenschaftlichen Entdecker der Höhle gaben den einzelnen Höhlenteilen, sowie Tropfsteingebilden seit Anfang des 19. Jahrhunderts auch ständig Namen. Einerseits wegen der besseren Orien tierung und Identifizierung, andererseits aber aus Gründen der inneren Namensgebung: wenn wir etwas entdecken, muß dies einen Namen erhalten. Zur ursprünglichen Namenschicht der Baradla gehören die aus der griechisch-lateinischen Mythologie stammenden Namen. Zum Beispiel Acheron, Styx die zwei Bäche der Höhle, die natürlich Bäche der Unterwelt sind. Weitere Namen aus dieser Schicht sind: Castor und Pollux (heute: Säule der Freundschaft), Cupidos Burg, Schwert des Damokles, Dianas Kirche, Schatz des Darius, Brunnen des Ganymedes, Leonidan und Ephialtes, Olymp, Parnaß, Lehte-Brunnen. In den Tiefen der ungarischen Höhle wird also die griechischlateinische Mythologie lebendig. Castor und Pollux, die zwei untrennbaren Jünglinge: der eine Wagenlenker der andere Faustkämpfer, die Schutzpatronen der Schiffer und Wettkämpfer. Sie hatten einander so liebgewonnen, daß sie sogar die Unsterblichkeit, bzw. auch den Tod miteinander teilten: täglich tauschen sie die Unterwelt mit dem göttlichen Dasein, nur um beieinander zu bleiben. 700