A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 33-34. (1996)

PALÁDI – KOVÁCS Attila: A régi Torna vármegye és néprajzi jellege

DAS EHEMALIGE KOMITAT TORNA UND SEIN ETHNOGRAPHISCHER CHARAKTER Torna war im 18./19. Jahrhundert das kleinste Komitat im damaligen Ungarn, bis es 1881 dem benachbarten Komitat Abaúj angegliedert wurde. Das Komitat hat sich relativ spät herausgebildet, da es bis Ende des 13. Jahrhunderts zu den Waldbesitzungen und Jagdrevieren der ungarischen Könige zählte und durch die winzigen Dörfer der königlichen „Bediensteten" (Waldhüter, Imker, Jäger, Schmiede) bevölkert wurde. In den vierziger bis siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es hier kaum mehr als 20.000 Einwohner. Städte gab es im Komitat gar nicht, und die meisten der 42 Siedlungen waren kleine Dörfer. Der Nordrand des Komitats gehörte zum Gebirge von Gömör und Szepes mit seinen 1000-2000 m hohen Bergen, seinen Nadelwäldern und schneebedeckten Gipfeln. Zu den ausschlaggebenden Einkommensquellen zählten der Erzbergbau, die Eisen­schmelze, die Köhlerei und die Forstwirtschaft. Das Komitat erstreckte sich in seiner mittleren Zone bis zum Karstgebiet von Gömör-Torna, das im Durchschnitt an die 500-600 m hoch ist. Zu den determinierenden Erwerbszweigen gehörten hier die Kalkbrennerei und die auf den Karstquellen angesiedelten Hammerwerke. Aufgrund des günstigen Klimas und der guten Bodenbeschaffenheit entwickelten sich in den Tálern der Ackerbau und der Gartenbau, auf den Anhöhen hingegen der Obstanbau. In der südlichen Zone des Komitats auf dem hügeligen Randgebiet des Karstes waren die Wein und Obstkulturen sehr signifikant. Die Einwohnerschaft des Komitats Torna hatte sich in der Übergangszone zwi­schen dem sogenannten Hohen Oberland und dem Niederen Oberland niedergelassen, von wo aus sie über Jahrhunderte hinweg mit ihren Nachbarn im Norden bzw. im Süden Handel trieben. So trugen sie Lebensmittel (Weizen, Bohnen, Wein, Obst und Speck) gen Norden in die Städte des Zipserlandes (ung.: Szepesség) und in dessen Bergbaureviere. In Richtung Süden, in das Komitat Borsod und in die Tiefebene trugen sie vor allem Industriegüter (Eisen, Eisengerätschaften, Kalk, Holzgerätschaften). Die Menschen aus dem Komitat Torna beschäftigten sich neben dem Warenaustausch, dem Handel und Transport auch mit allerlei Saisonarbeit in den von ihnen südlich gelegenen Komitaten sowie auf der Tiefebene. Hierzu zählten die Bodenbearbeitung auf den Weinbergen, der Wege- und Kanalbau, die Mahd, die Kornernte, das Dreschen und die Weinlese. In der gegenständlichen wie auch in der geistigen Kultur der Einwohnerschaft des Komitats Torna werden viele archaische Elemente bewahrt. Die Gliederung der Volkskultur nach Zonen ist entscheidend durch den geographisch-ökologischen Charakter des Komitats beeinflußt. Es sind hingegen auch kulturelle und sprachliche (lexikalische) Elemente anzutreffen, die das alte Torna als eine einheitliche Kultur­region und einen kompakten. Kommunikationsbereich erscheinen lassen (Landkarte 2). Attila Paládi-Kovács 209

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