A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 28-29. (1991)
VÉGVÁRI Lajos: A típus átalakulása maszkká (Német nyelven)
VOM TYPUS ZUR MASKE LAJOS VÉGVÁRI Die christliche Kunst hatte von Anfang an zwei Gesichter. Als Erbfolgerin der antiken Kunst verzichtete sie nie auf die Formschönheit, aber sie hielt wegen ihres transzendenten Weltbildes die Imitation der Natur nur insofern berechtigt, als sie durch die Hilfe deren Elemente ihr wichtigstes Ziel verwirklichen konnte: die Beeinflussung und Belehrung der Betrachter. Dieses Spezifikum hat Alois Riegel mit seiner Theorie „Kunstkönnen-Kunstwollen" erklärt . Nach dem ersten Jahrtausend der christlichen Kunst - in der Morgendämmerung der Gotik - sind wesentliche Veränderungen vorgegangen. Die imitative Formbildung ist immer wesentlicher geworden. Diese Tatsache ist zugleich mit der wachsenden Bedeutung des Bürgertums sowie mit der „Franziskaner-Bewegung" zu erklären. Das Streben nach einer für die Massen verständlichen Darstellungsform drängte die symbolisch-stilisierten Ornamente zurück. Obwohl die christliche Kunst sich weiterhin um die Gewinnung der Seelen bemühte, wuchs das Interesse für das Alltagsleben. Die Nachahmung der Wirklichkeit wurde eines der Ziele der Kunst. Beim Lesen der Bibel wurden die Parabeln immer wichtiger und auch deren genrehafte Interpretationen. Beispielsweise verhalten sich die Figuren der gotischen Kathedralen ungezwungen, die Heiligen wenden sich einander zu, als ob sie sich miteinander unterhalten würden. Einer der wichtigsten Inhalte der mittelalterlichen Kunst, das Psychomania, verlor zwar nichts von seiner Bedeutung, die Eigenart des Themas änderte sich jedoch. Das Gute represäntieren nicht mehr die Engel, sondern die vorbildlichen Helden, die Heiligen, die das christliche Menschenideal verkörpern. Der persönliche Charakter der Heiligen, die lebensnahe Darstellung der Legenden wurde die Aufgabe des Künstlers. So entsprang ein Typus-Begriff der christlichen Kunst, der der Definition von Aristoteles sehr verwandt ist. Der allgemeine Wert, der sich im Individuum äußert, wird mit den aus der Wirklichkeit entnommenen Elementen veranschaulicht und authentifiziert. Den Triumph des musterhaften Helden drückt die Degradierung der die Sünde symbolisierenden Motive auf Konsole-Figuren aus (Abb. 1). Zwar hat noch der Symbolismus Bedeutung in dieser Sphäre, doch zeigt sich bald auch das Böse in authentischer menschlicher Gestalt. Der Sieg des Helden wird durch die lebenstreue Darstellung des Bösen glaubhaft, das heißt das Psychomachia wird zum Kontrast der Charaktere und der Typen. Diese Erscheinung ist in der Kunst des Trecentos schon determinativ. Denken wir nur an eines der markantesten Bilder der Paduaer Freskenserie von Giotto, an den „Judaskuss" (Abb. 2). Jesus verkörpert hier die Schönheit, die Reinheit, die Allwissenheit und die alles verzeihende Überlegenheit. Das Gesicht von Judas ist häßlich, womit Giotto die Abscheulichkeit der Seele, die grenzenlose Gemeinheit ausdrückt. In der Konfrontation des Meisters (des Rabbi) und des Jüngers dominieren nicht mehr die symbolischen Elemente, der Künstler hat ja seinen Figuren einen persönlichen Charakter gegeben. Diese Tendenz bestimmt die Kunst der folgenden Jahrhunderte. Denken 583