A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 25-26. Tanulmányok Szabadfalvi József tiszteletére. (1988)

NÉPRAJZI TANULMÁNYOK - BALASSA M.Iván: Nép és nemzetiség a népi építészetben (A Kárpát-medence északkeleti részének példája)

VOLK UND NATIONALITÄT IN DER VOLKSTÜMLICHEN ARCHITEKTUR AM BEISPIEL DES NORDOSTLICHEN TEILS DES KARPATENBECKENS (Auszug) In letzter Zeit haben jene Forschungen, die sich mit den sog. interethnischen Beziehungen auseinandersetzen, innerhalb der Karpatenbeckens zugenommen, was in erster Linie der ungarischen und der slowakischen Volkskundeforschung zu verdanken ist. Auf dem Gebiet der volkstümlichen Architektur haben diese sonst so erfolgreich daherschreitenden Untersuchungen weniger Möglichkeiten und geringere Bedeutung. Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu suchen, daßs sich das Bauen stärker an die geographische Umwelt anschließst und besser von den ökonomischen Bedingungen be­stimmt ist als beispielsweise die in breiterem Sinne interpretierten Folkloreerschei­nungen. In der Diskussion mit mehreren Verfassern über deren in jüngster Vergangenheit erschienenen Studien habe ich mich darum bemüht, das oben in verdichteter Form Zu­sammengefasste zu beweisen. In Zusammenhang mit dem Teil der Studie von Ján Botík {Botík J. 1983), in wel­chem dieser die mittelalterlichen Ereignisse des slowakisch-ungarischen Berührungs­kreises zusammenfasst, bin ich zu der Auffassung gelangt, daßs jene - gebräuchliche ­Einstellung irrtümlich ist, wonach die in Nordungarn und auch anderwärts Ende des 19. Jahrhunderts auftretenden Ungarn den Bau von Wohnhäusern von der dort ansässi­gen slowakischen Einwohnerschaft „erlernt" haben sollen. Die Ungarn traten nämlich schon mit Wohnhaus-Kenntnissen, die dem Osteuropa jener Zeit entsprachen und mit dem, was sie dort vorfanden, exakt übereinstimmten, in das Karpatenbecken ein. Später hingegen erfolgte in diesem Gebiet eine auf der Loka­lität und nicht auf dem Ethnikum beruhende, sich ansondernde Entwicklung, deren Ausgangspunkt die sich bis zum 10. Jahrhundert herausgebildete Form des osteuropäi­schen Wohnhauses war (Eingang von der Giebelseite her, Herd neben dem Eingang, Herdloch zeigt zum Eingang hin). Bei dem bunten ethnischen Bild, das sich in Folge der Bevölkerungsbewegungen während des 18. Jahrhunderts herausgebildet hatte, wo in diesem Gebiet des Karpaten­beckens Ungarn, Slowaken, Deutsche und Karpatenukrainer nebeneinander lebten, spielten ebenfalls geographische und ökonomische Faktoren eine Hauptrolle in der Entwicklung der Wohnbauten. Als Beweis hierfür habe ich den Rauchabzug der im Wohnraum befindlichen sog. von innen her heizbaren Herdes vorgestellt. Hierbei gab es einerseits einen waagerechten, unmittelbar auf den Boden führenden Rauchabzug und andererseits eine schräge, in den Nachbarraum (Eingang) führende Konstruktion. Zwischen diesen beiden Arten der Lösung liegt auch eine zeitliche Abweichung, und auch ihre geographische Abweichung ist gut differenzierbar, und zwar mit einer Linie, die „überethnisch" ist, das heißt, die sich nicht zwischen voneinander abweichenden Ethnika, sondern innerhalb gleicher Ethnika ergibt. Mit diesem sowie einigen anderen Beispielen wollte ich darauf aufmerksam machen, daß im Widerspruch zu den mit mehr oder weniger Vorsicht vorgebrachten Aussagen in den Studien von Ferenc Bakó {Bakó F. 1984), László Dám {Dám L. 1984) und Iván Balassa {Balassa I. 1984) die volk­stümliche Architektur in einem so abgegrenzten Gebiet wie dem nordöstlichen Teil des Karpatenbeckens für die Untersuchung interethnischer Wirkungen nicht geeignet ist. Iván Balassa M. 499

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