A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 16. (1977)
SZABADFALVI József: Herman Ottó, a miskolci képviselő
Herman OTTÓ, A MISKOLCI KÉPVISELŐ 149 OTTÓ Herman, DER PARLAMENTSABGEORDNETE DER STADT MISKOLC (Auszug) Über Ottó Herman (1835—1914), Namensgeber unseres Museums, erschienen bisher mehr als ein halbes Dutzend Monografien und unzählige Studien. Trotzdem gibt es noch Abschnitte seines Lebens, seiner Tätigkeit in der Wissenschaft und im öffentlichen Leben, über die wir nicht viel wissen. Die ersten politischen Zeitungsartikel des grossen Wissenschaftlers, des letzten ungarischen Polyhistors, erschienen ab 1871. Zu dieser Zeit arbeitete er im Kolozsvárer (Cluj) Museum. 1878 trat er als Parlamentsabgeordneter der oppositionellen „Függetlenségi Párt" (Unabhängigkeitspartei) auf, fiel aber bei den Wahlen in der Stadt Szarvas durch. Bei den Nachwahlen im Jahre 1879 wurde er zum Abgeordneten der Stadt Szeged gewählt, wo er auch 1881 und 1884 auf je drei Jahre wiedergewählt wurde. 1893 wurde er zum Abgeordneten von Miskolc, der Stadt seiner Jugend, gewählt. An Hand der zeitgenössischen Presse können die Stimmenwerbung, der Wahlablauf und die Abgeordnetentätigkeit Ottó Hermans genau rekonstruiert werden. In der historischen Sammlung des Miskolcer Herman Ottó-Museums befinden sich die eigenhändig geschriebenen Originale seiner Abgeordnetenrede, die er am 30. September 1894 hielt. Ihr vollständiger Text wurde in der Studie publiziert. Diese Rede kann gleichsam als Ottó Hermans politisches Glaubensbekenntnis betrachtet werden. In der Österreichisch-Ungarischen Monarchie kämpfte er für ein selbständiges ungarisches Staatswesen, verehrte Lajos Kossuths Ideen und folgte ihnen. Er kämpfte gegen den Einfluss der Kirche, hielt das bestehende Wahlsystem für ungerecht. Er kämpfte für ein selbständiges ungarisches Wirtschaftsleben, für ein unabhängiges ungarisches Finanzwesen, drängte auf die Entwicklung der ungarischen Industrie, auf unabhängige Zollgrenzen. Auch in unzähligen anderen Fragen plädierte er für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Ungarns. Doch Ottó Herman war in erster Linie Wissenschaftler. Er schrieb fast 20 Bücher und mehr als tausend wissenschaftliche Abhandlungen auf dem Gebiet der Biologie, Archäologie und Ethnografie. Er organisierte und leitete wissenschaftliche Institutionen, war Gründer und Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften. Er unternahm Studienreisen ins Ausland, organisierte Konferenzen und Weltausstellungen, war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Pionier auf dem Gebiet des modernen Naturschutzes. Zu Anfang unseres Jahrhunderts rief er den „Tag der Vögel und Bäume" aus, mit dem er einmal im Jahr die Aufmerksamkeit auf die Liebe zur Natur, auf den Schutz der Natur lenken wollte. — Neben all diesen Tätigkeiten oder vielleicht zusammen mit ihnen befasste sich Ottó Herman mit der Politik. Er gehörte nicht zu den grössten Politikern, trotzdem war der unerbittlich korrekte Wissenschaftler eine markante Figur des ungarischen politischen Lebens am Ende des 19. Jahrhunderts. József Szabadfalvi