A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 13-14. (1975)

FÉL Edit–HOFFER Tamás: A matyó hímzés alakulása és a magyar népművészet stíluskorszakai

DIE GESTALTUNG DER MATYÓ-STICKEREI UND DIE STILPERIODEN DER UNGARISCHEN VOLKSKUNST (Auszug) Eingangs schildern die Autoren die drei Stilperioden, die in der Geschichte der ungarischen Volkskunst im 17—20. Jahrhundert unterschieden werden. Die alte Volkskunst der Leibeigenen-Bauer-Periode war durch viele Fäden an die geschichtlichen Stile gebunden. Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Getreidekonjunktur, den politischen Bewegungen für die Freiheit der Bauern entfaltet sich ein betont bäuerlicher neuer Stil, gebunden an die Entfaltung der neuen ungarischen Nationalkultur usw., je nach Gebieten zu verschiedenen Zeitpunkten. Sprunghaft wächst die Anzahl der in die Repräsentationsphäre gehörenden Schmuckgegenständen und Feiertagskleidungen mit dem ansteigen­den materiellen Wohlstand. Dieser selbstsichere, selbstbewusst bäuerliche Stil der Kleidung und Volkskunst lebt bis zum Ende des 19., bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. An seine Stelle tritt ein grauer, spätbäuerlicher Stil, in dem die neuesten Volkstile nur vereinzelt, inselweise auftauchen. Das zwanzigtausend Einwohner zählende Mezőkövesd gehört zu den Ortschaften in Ungarn, wo am meisten und abwechslungsreichsten gestickt wird. Die reiche Stickerei-Erbe von Mezőkövesd lässt die Stiländerungen der letzten 150 Jahre, die hier besonders ausgeprägt, fast dramatisiert verlaufen sind, genau verfolgen. Die ältesten Andenken mit ihren Granatapfel-, Pfauen­muster, bzw. geometrischen Geschneide- und Plattstichen passen sich an die im Land verbreiteten Gruppen der Stickerei im alten Stil an (Bilder 1—6.). In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden ohne Vorlage mit Platt- und Kettenstichen in blau und rot, sich regelmässig wiederholende Blumenstock-, Rosetten und Kranzmotive gefertigt (Bilder 9—11.). An der Änderung dieser Stickereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kann die Geburt der „Matyó-Stickerei" beobachtet werden, die heute im ganzen Land berühmt ist, einerseits mit der Befreiung der regelmässigen Kompositionen und mit der dichteren Auffüllung der Flächen (Bilder 13—14.), anderseits mit dem Über­gang auf viele Farben (Bilder 14—15.). Der Aufsatz analysiert einige, die Auflösung des alten Kompositionsystems, bzw. die Versuche des neuen Stils dokumentierende Stücke (Bild 12.). Er geht auf die in der Zeit der farbigen, dichten Stickerei gefertigten einfarbigen Arbeiten ein. Der neueste, einen städtischen, kleinbürgerlichen Geschmack aufweisende Stil erscheint in Mező kövesd an den Kleidungen der Saisonarbeitern, die auf weiten Grossgrung­besitzen arbeiten und an den Bettdecken, die zu den Ein richtungsstücken

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